Mönchengladbach Armes Waldhausen

Mönchengladbach · Die Gemeinde St. Peter hat die Schließung ihrer Pfarrkirche noch nicht verwunden. Und jetzt droht auch das Aus für die Katholische Grundschule Waldhausener Höhe. Zudem wurde am Donnerstag öffentlich, dass der Stadtteiltreff neben der Kirche bis Ende Juni ausziehen muss.

Mönchengladbach: Armes Waldhausen
Foto: AP, AP

Vom Schicksal verwöhnt ist Waldhausen nicht. Der Stadtteil gehört zu den eher armen. Viele Sozialhilfeempfänger, Alleinerziehende und Familien mit Migrationshintergrund haben hier günstigen Wohnraum gefunden. Die vielbefahrene Waldnieler Straße sorgt für Unruhe, Gefahr und eine deutliche Zweiteilung des ehemals zusammenhängenden Ortes.

Die Gegensätze sind augenscheinlich: Wohnbebauung hier, Industrie und Gewerbe dort. Und im Zentrum — die Pfarrkirche St. Peter. Die nach ihrer Entweihung derzeit zur Kletterkirche umgebaut wird. Ihr Gotteshaus haben die Waldhausener vor zwei Jahren verloren, gehören jetzt zur Gemeinde St. Anna Windberg. Verlieren sie nun auch noch die Katholische Grundschule Waldhausener Höhe? Wenn sich am Anmeldeergebnis bis heute Abend nichts ändert, bedeutet dies das Aus.

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"Die Waldhausener haben den Verlust ihrer Kirche nicht verkraftet", sagt Wolfgang Mahn. Der Gemeindreferent, der viele Jahre im Stadtteil gearbeitet hat, weiß: "Das ist eine Wunde, die bleibt." Ausgeprägt ist deshalb wohl auch die Angst, noch mehr zu verlieren. Mahn hat gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen den Stadtteiltreff unmittelbar neben der ehemaligen Pfarrkirche aufgebaut.

Es entstanden Räume für den Caritas-Laden mit subventionierten Lebensmitteln, für Kinderbetreuung, Frauenfrühstück, Koch- und Kreativgruppen. Auch aus dem Stadtteiltreff, den die Waldhausener liebevoll "Haus der Menschen" nennen, kommt eine Hiobsbotschaft. "Wir müssen bis zum 31. Juni das komplette Haus räumen", sagt Ulrike Röders vom Team des Stadtteiltreffs. Die Betreiber der Kletterkirche haben die Räume gemietet, um dort Therapie- und Praxiseinheiten einzurichten.

"Seitdem uns die Selbstständigkeit als Gemeinde genommen wurde, bröckelt der Stadtteiltreff", hat auch Maria Godde-Miss beobachtet. Sie bietet regelmäßig Meditatives Tanzen an und ist St. Peter von Herzen verbunden. "Waldhausen verliert immer mehr, unser Stadtteil wird immer ärmer."

Das sieht auch Pfarrer Edmund Erlemann so. Der Vorsitzende des Volksvereins, der die die Brandts-Kapelle an der Rudolfstraße übernommen und damit für die Zukunft gesichert hat, findet deutliche Worte: "Waldhausen hat seinen Mittelpunkt verloren, als die Kirche aufgegeben werden musste." Die Fusion mit St. Anna sieht er skeptisch. "Da wurde eine lebendige Gemeinde aufgelöst. Und eine echte Fusion mit gleichberechtigten Partnern ist bisher nicht entstanden."

Die Grundschule Waldhausener Höhe sei inzwischen der zentrale Treffpunkt des Stadtteils. "Da treffen sich die Mütter, da ist Leben, da findet die Kommunikation statt", sagt er. "Wie soll es hier weitergehen, wenn die Schule geschlossen wird?" Die Idee eines Waldhausener Bürgers, 200 Euro dem zu schenken, der in letzter Sekunde sein Kind an der Katholischen Grundschule anmeldet findet er legitim. "Aber es ist auch ein Akt der Verzweiflung."

(RP)
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