Möglicher Umweltskandal in Mönchengladbach Arsen in Klumpenstraße und Süchtelner Straße

Mönchengladbach · Sechs Jahre nach der Fertigstellung wird festgestellt, dass zwei Neuwerker Straßen giftige Materialien enthalten. Die Stadt versichert, dass "keine akute Gefahr für Mensch und Grundwasser besteht".

Eigentlich sollte ein Naturprodukt für das Pflasterbett der Süchtelner Straße und der Klumpenstraße verwendet werden. So hat es zumindest in der Ausschreibung gestanden, wie die Stadt versichert. Doch nun kam heraus: Statt Naturprodukt gab es ein Recyclingmaterial und das soll noch nicht einmal für den Straßenbau zugelassen sein.

Nach einem Hinweis aus der Bezirksregierung im Oktober 2012 ließ die Stadt Bodenproben entnehmen. Die chemischen Analysen ergaben: zu viel Arsen und zu viel Blei. An der Süchtelner Straße zeigten zwei von drei Proben deutlich erhöhte Schwermetallkonzentrationen, an der Klumpenstraße waren gleich alle drei Proben erheblich belastet. Das teilte auf jeden Fall Stadtsprecher Dirk Rütten gestern mit. Am Vorabend war im Vergabeausschuss in nichtöffentlicher Sitzung die Baufirma, die an den beiden betroffenen Straßen die Pflasterarbeiten 2005 und 2006 ausführte, von Vergaben der Stadt ausgeschlossen worden. Bis Ende 2015 soll das Unternehmen keine Aufträge mehr von der Kommune bekommen.

Seitdem die Belastungen im Straßenuntergrund bekannt geworden sind, machen sich unter den Anwohnern Besorgnis und zugleich Verärgerung breit. Eine 53-jährige Neuwerkerin, die an der Klumpenstraße wohnt und öfter auf ihre fünf Enkelkinder im Alter von neun Monaten bis fünf Jahren aufpasst, sagt: "Wir sind vorsichtiger geworden." Wie sie berichtet, habe es nach der Fertigstellung der Straße im Jahr 2006 bereits mehrere Nachbesserungen an der Fahrbahn und am Bürgersteig gegeben. Im April sei das Umweltamt vor Ort gewesen, um die Schäden zu überprüfen. Hierbei sei der Neuwerkerin versichert worden, dass keinerlei Gefahr bestehe. Im Haus nebenan ist gerade die zweijährige Tochter von Daniela Kremer (38) zu Besuch bei den Großeltern. "Die Sorge ist schon groß, besonders weil meine Tochter oft bei ihren Großeltern ist und draußen spielt", sagt die Mutter.

Wie Rütten sagt, hat die Untere Bodenschutzbehörde eine Gefährdungsabschätzung für die Süchtelner Straße und die Klumpenstraße vorgenommen. Die Behörde komme zu dem Ergebnis, dass von dem eingebauten Material derzeit keine Gefahr für die Anwohner oder Nutzer der beiden Straße ausgeht. Die Altlasten seien vollständig versiegelt und lägen unterhalb der geschlossenen Pflasterdecke.

Allerdings hat die Stadt ein Aufbruchverbot für die Straßen verhängt. Tiefbauarbeiten dürften dort nur unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen vorgenommen werden, heißt es.

Die Baufirma weist auf ihrer Internetseite alle Vorwürfe von sich. Untersuchungen der Stoffe, die das Unternehmen von einer Zuliefererfirma bezog, hätten ergeben, dass alle Werte in einem zulässigen Bereich liegen.

In die Aufklärung der Frage, worauf die hohen Arsen- und Bleiwerte unter den beiden Neuwerker Straße zurückzuführen sind, sind mittlerweile unter anderem die Bezirksregierung, Ministerien, das Landeskriminalamt und weitere Behörden eingebunden. Mönchengladbach prüft zurzeit, welche Ansprüche gegenüber dem Bauunternehmen geltend gemacht und ob strafrechtliche Schritte gegen die Firma einleitet werden können. In anderen Kommunen ist das bereits geschehen. Denn nicht nur in Mönchengladbach soll das Bauunternehmen belastetes Material eingebaut haben.

(RP)
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