Mönchengladbach Auf MG 3.0 folgen die Dorf-Masterpläne

Mönchengladbach · Sir Nicholas Grimshaw hat es mit dem Masterplan vorgemacht. Er ist ein Regiebuch für die Zentren. Jetzt haben Wanloer einen Dorfentwicklungsplan in Ansätzen erarbeitet. Sie wollen ihn weiter verfeinern - mit Hilfe von Stadt und Politikern.

 Das war im Mai vergangenen Jahres: Der Braunkohlebagger bewegte sich auf Mönchengladbacher Gebiet. 110 Hektar sollen abgebaggert werden. Besonders betroffen ist das Dorf Wanlo, weil es unmittelbar am Tagebaurand liegt.

Das war im Mai vergangenen Jahres: Der Braunkohlebagger bewegte sich auf Mönchengladbacher Gebiet. 110 Hektar sollen abgebaggert werden. Besonders betroffen ist das Dorf Wanlo, weil es unmittelbar am Tagebaurand liegt.

Foto: Stadt MG

Es war Anfang Mai vergangenen Jahres, als der erste Braunkohlebagger auf Gladbacher Gebiet vordrang. Vom Rhein-Kreis-Neuss kommend überquerte er die südöstliche Stadtgrenze. Die Stadt war damals nicht informiert - der Tipp vom Bagger-Anmarsch kam von einem Wanloer Landwirt. Spätestens da war auch dem letzten Wanloer klar, was das für den Ort bedeutet: Bis 2045 ist der Braunkohlenplan Garzweiler II genehmigt. Wenn sich daran nichts ändert, wird anschließend das große Loch mit Rheinwasser gefüllt. Das ist bis ins Jahr 2080 geplant.

Doch welche Entwicklung kann Wanlo am Rand des Tagebaus nehmen? Wie werden die Menschen mit den Folgen leben, dass im Süden der Stadt 110 Hektar Siedlungsfläche abgebaggert werden? Legen sie die Hände in den Schoss und warten auf das, was da kommt? Oder ergreifen sie die Initiative und bestimmen ihre Zukunft maßgeblich selbst?

 Die Wanloer erarbeiteten einen Dorfentwicklungsplan, den sie weiter verfeinern wollen. Die schöne Kirche und auch das Brauchtum haben im Dorf einen großen Stellenwert.

Die Wanloer erarbeiteten einen Dorfentwicklungsplan, den sie weiter verfeinern wollen. Die schöne Kirche und auch das Brauchtum haben im Dorf einen großen Stellenwert.

Foto: Knappe/Raupold

Die Wanloer haben sich für die letztere Möglichkeit entschieden. Eine Arbeitsgruppe "Dorfentwicklungsplan Wanlo" hat sich gebildet: Ihre Mitglieder haben getagt, haben bei Dorf-Cafés und Planungs-Spaziergängen Ideen zusammengetragen, wie die Lebensqualität gehalten oder verbessert werden kann. Und am Ende haben sie alles in einen Bürgerantrag gepackt, der heute im Hauptausschuss behandelt wird (17 Uhr, Rathaus Abtei). "Ein Bürgerantrag ist ein interessantes Instrument: Wir wollen so mit Verwaltung und Politikern ins Gespräch zu kommen", sagt Rainer Krix, Geschäftsführer der Dorfinteressengemeinschaft Wanlo und Mitglied der Arbeitsgruppe.

Er und seine Mitstreiter rennen mit ihrem Ansinnen offene Türen ein. Die CDU hat sich bereits auf die Seite der bürgerschaftlichen Initiative gestellt. Die Verwaltung empfiehlt den Politikern, dem Dorf-Masterplan zu folgen und den städtischen Planern den Auftrag zu geben, damit diese die Arbeitsgruppe "Dorfentwicklungsplanung Wanlo" fachlich beraten können. Wenn die engagierten Bürger Hilfe benötigen, dann will die Verwaltung Gewehr bei Fuß stehen. Es gibt keine Zweifel, dass die Mehrheit des Ausschusses heute diesem Ansinnen stattgeben wird. Denn eigentlich steckt hinter dem, was die Wanloer angestoßen haben, viel mehr dahinter.

 Die Wanloer erarbeiteten einen Dorfentwicklungsplan, den sie weiter verfeinern wollen. Die schöne Kirche und auch das Brauchtum haben im Dorf einen großen Stellenwert.

Die Wanloer erarbeiteten einen Dorfentwicklungsplan, den sie weiter verfeinern wollen. Die schöne Kirche und auch das Brauchtum haben im Dorf einen großen Stellenwert.

Foto: Knappe/Raupold

Die Stadt hat zum Beispiel mit Jüchen, Erkelenz und Titz einen informellen Planungsverband gegründet. Alle vier Kommunen eint, dass sie von Garzweiler II betroffen sind und Tagebaurand-Gemeinden sind. Das macht nachhaltige Konzepte notwendig, wie der von den Folgen betroffenen Region und den hier lebenden Menschen geholfen werden kann. Als Verband aufzutreten, stärkt aber auch die Position gegenüber Land, Bezirksregierung und Zweckverbänden. Da vieles über Geld und Fördermittel geregelt wird, kann die Stadt sich für Wanlo um Zuschüsse bemühen. Und das Pünktchen auf dem i sind zweifellos die Wanloer selbst mit ihrem Engagement: Sie geben selbst die Richtung vor, ohne sich treiben oder sich etwas überstülpen zu lassen. "Man hätte so etwas auch an ein Planungsbüro geben und das von Experten machen lassen können. Aber wir machen das weitgehend selbst. Wir Wanloer", sagt Krix. Das schließt eine standardisierte Haushaltsbefragung, Veranstaltungen, Informationsarbeit und Dokumentation des Geleisteten ein. Krix: "Inhalte werden ausschließlich gemeinschaftlich mit den Wanloern erarbeitet. Deshalb arbeiten mittlerweile mehrere Vereine, Gruppen und die Kirchen bei uns mit."

Wanlo kann dabei eine Vorreiterrolle einnehmen. Was ist zum Beispiel mit einem Dorf-Masterplan für Rheindahlen? Oder für Wickrath? Der Vorsteher des Bezirks West, Arno Oellers (CDU), sieht da gute Chancen. "Der Masterplan ,MG 3.0' ist eine Art städtebauliches Regiebuch für die Zentren von Gladbach und Rheydt. Mit Dorfentwicklungsplänen können wir Ähnliches im ländlichen Raum entwickeln." Wanlo und auch Wickrath sind als Fördergebiete anerkannt und haben derzeit gegenüber Rheindahlen diesen großen Vorteil. Oellers: "Aber da arbeiten wir dran. Wenn das JHQ einbezogen wird, müsste auch Rheindahlen Nutznießer öffentlicher Mittel werden können."

(RP)
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