Mönchengladbach Auf Tour durch paradiesische Gärten

Mönchengladbach · Drei Tage lang besuchte die Jury des 65. Kleingartenwettbewerbs alle 53 Anlagen in der Stadt. Wir waren dabei.

 Die Jury mit den grünen Mappen bewerten die Einzelgärten. Mit dem Kleinbus geht es von Anlage zu Anlage. Dabei ist die Stimmung bestens, es wird viel gelacht.

Die Jury mit den grünen Mappen bewerten die Einzelgärten. Mit dem Kleinbus geht es von Anlage zu Anlage. Dabei ist die Stimmung bestens, es wird viel gelacht.

Foto: Detlef Ilgner

Großheide Ein bisschen ist es wie auf einer Klassenfahrt. In einem gelben Bus, wohl temperiert, sitzt eine kleine Gruppe gut gelaunter Menschen. Sie tragen kurze Hosen, Sonnenbrillen und manch einer auch einen Strohhut. Es wird sich laut unterhalten und viel gelacht. Und tatsächlich: Die Gruppe erlebt etwas, das vielleicht Urlaubsstimmung aufkommen lässt. Die Menschen, die in dem sonnenfarbenen Bus sitzen, sind die Jury des 65. Kleingartenwettbewerbs. Gemeinsam tingeln sie zu allen 53 Kleingartenanlagen der Stadt, bewerten den Gesamteindruck und schauen in ausgewählten Einzelgärten ganz genau hin. "Wir haben uns in zwei Gruppen zu je drei Leuten aufgeteilt", sagt Hans-Peter Reichartz, der zweite Vorsitzende des Kreisverbands Mönchengladbach der Gartenfreunde. Deshalb tragen drei Juroren rote Mappen, drei andere grüne Ordner. Die mit den roten Mappen bewerten die Anlage. Jene mit den grünen Mappen benoten die Einzelgärten. Begleitet werden sie von einem Tross interessierter Gäste.

In der Kleingartenanlage Großheide besucht die Jury Gerhard Lux. Er hatte im vergangenen Jahr den drittschönsten Garten der Anlage. "Seit 20 Jahren bin ich jetzt schon hier. Inzwischen arbeitet meine Tochter in den Beeten", sagt der Rentner. Er selber sitzt lieber vor seiner Laube im Schatten und schaut auf seine schönen Blumen, deren Duft jedem Besucher um die Nase weht. Ein Stückchen weiter plätschert Wasser und gut geschützt unter einem Netz tummeln sich Fische in einem kleinen Teich. "Hier lässt es sich gut leben", sagt Gerhard Lux. Und auch die Jury mag seinen Garten.

Doch der Gartenfreund hat starke Konkurrenz. Ein paar Gärten weiter sitzen nämlich Vera und Erwin Borzekowski in ihrer Parzelle. Sie hatten im vergangenen Jahr den schönsten Garten der gesamten Stadt. Bei ihnen gibt es alles, was das Kleingärtnerherz begehrt. Ob schier endlos viele Sorten Blumen, Obst, Gemüse und ein kleines Stück Rasen - in ihrem Kleingarten ist es wie im Paradies. "Mein goldener Schatz ist das Gewächshaus", sagt Vera Borzekowski. "Da schaue ich am besten gar nicht hinein, sonst werde ich neidisch", scherzt Hans-Peter Reichartz. Eines haben jedoch fast alle Gartenfreunde der Anlage gemein: einen Hang zu Lavendel. Der wächst in so gut wie jeder Parzelle. Nachdem alles bewertet ist, geht es wieder in den Bus. Die Fahrt führt einige Straßen weiter zum Kleingartenverein "Unter den Linden". Hier beginnt das Spiel von vorne. Die vermeintlichen Urlauber streifen durch die Anlage und lassen ihre kritischen Blicke schweifen. Heribert Fischer, der Vorsitzende der Anlage, führt die Gruppe herum. Sofort bemängeln die Kritiker das Unkraut, das entlang des Weges wächst.

Und ihnen fällt noch etwas auf. In den Bäumen, die außerhalb der Anlage wachsen und für die das Grünflächenamt zuständig ist, hängen noch immer lose Äste vom Pfingststurm. "Die Stadt kann froh sein, dass wir sie nicht bewerten", sagt ein Jurymitglied. Am Vereinsheim fällt den Juroren eine Graffitischmiererei auf. Auch dafür können die Kleingärtner nichts. "Der Weg hier ist öffentlich und viele nutzen ihn als Abkürzung", sagt Fischer. Besonders Jugendliche, die in den Ferien Langeweile haben, sorgen hin und wieder für Ärger.

Nach der Bewertung kehren die Gartenexperten im Vereinsheim ein und greifen sofort nach kalten Getränken. Die Juryarbeit ist nämlich anstrengend und kostet ganz schön viel Kraft. Die Sonne tut ihr Übriges dazu. Plötzlich greift Hans-Peter Reichartz zu einer grünen Trillerpfeife und pustet kräftig hinein. "Essen!", ruft er und die Gruppe fällt über das Buffet her. Das hat die SPD zur Verfügung gestellt. Traditionell wird die Jury nämlich von der Politik bewirtet. Dann geht es weiter. Die Gruppe steigt wieder in den Bus und fährt ab. Heute geht der Wettbewerb zu Ende.

(cli)
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