Mönchengladbach "Aufrecht durch ein langes Leben gehen"

Mönchengladbach · Aktionstag über Rückenleiden und Wirbelsäulentherapie am Krankenhaus Neuwerk.

Bundesweit suchen 4,3 Millionen Menschen jährlich wegen eines Rückenleidens den Arzt auf. Anlass genug für die Sektion Wirbelsäulentherapie am Krankenhaus Neuwerk, sich mit einem Aktionstag dem Thema zu widmen. Chefarzt Dr. Patrick A. Weidle ging der Frage nach: "Wirbelsäulentherapie - konservativ behandeln oder operieren?".

Jedes Segment der Wirbelsäule - ein Wirbelkörper bildet mit einer Bandscheibe und dem anschließenden Wirbelkörper eine funktionale Einheit - kann die Ursache für Schmerzen sein. Unspezifischer Schmerz lässt bei Bewegung nach, spezifischer Schmerz, oft mit Ausstrahlung in den Beinbereich, lässt nur im Liegen nach. Werden Schmerzen nicht gelindert, werden sie chronisch. Da gelte es das Schmerzgedächtnis durch die Gabe von Medikamente zu überlisten und eine weitere Sensibilisierung der "lernfähigen" Nervenzellen zu unterbinden, so Weidle.

In den meisten Fällen erfolge eine Diagnostik mittels bildgebender Verfahren, begleitet von konservativer Therapie, also Schmerztherapie, Physiotherapie und Rückenschule.

Bei 10 Prozent der Patienten sei eine Operation notwendig. Akute oder rasch fortschreitende Lähmungen, ein Bandscheibenvorfall, ein Wirbelbruch oder eine bakterielle Infektion seien Indikationen zur sofortigen Operation. Ein akutes Rückenleiden dürfe man nicht bagatellisieren, doch rät Weidle, außer im akuten Notfall, die vom Gesundheitssystem vorgesehene Reihenfolge einzuhalten: "Erst zum Hausarzt, dann zum Facharzt und erst dann in die Klinik." Das sei diagnostisch und therapeutisch sinnvoll und garantiere, dass alle Begleitumstände erfasst würden. Und es helfe, andere organische Ursachen mit ähnlicher Symptomatik auszuschließen, wie etwa Herzinfarkt, Nierenstein oder Gürtelrose.

In 2014 wurden bei 1800 ambulanten Patientenkontakten im Wirbelsäulenzentrum 830 Operationen vollzogen. Einige Patienten werden auch nach einer Diagnose zur Weiterbehandlung an den niedergelassenen Orthopäden verwiesen, weil die verordnete Therapie auch in den Praxen durchgeführt werden kann.

In diesem Zusammenhang betonte der Mediziner die Bedeutung von ausreichend Bewegung und Sport für ein gesundes Skelettsystem. "Nur mit einem starken Rücken können wir aufrecht durch ein langes Leben gehen", so Weidle.

Ein Rückgang der Zahl der Operationen sei aufgrund zunehmender Lebenserwartung dennoch nicht zu erwarten: "Der alternde Mensch bekommt Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule, genauso wie graue Haare," stellte Weidle fest. Exemplarisch beschrieb er den Eingriff nach einem osteopathischen Wirbelbruch, also das Einbrechen eines Wirbelsegments aufgrund der altersbedingten Porosität der Knochensubstanz.

(bez-)
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