Mönchengladbach Auftakt zur Aktionswoche: Bei der Awo ist Ehrenamt Ehrensache

Mönchengladbach · Norbert Bude strahlt, als er das Rednerpult in der Stadthalle Rheydt betritt. Als Vorsitzender des Awo-Präsidiums Mönchengladbach hat er sich wie der Vorstandsvorsitzende Uwe Bohlen auf diesen Tag gefreut. "Wir feiern eine Premiere und zeigen Solidarität mit allen, die sich ehrenamtlich engagieren," sagt der ehemalige OB. Bei dieser ersten Ehrenamtskonferenz der Awo Mönchengladbach und des Rhein-Kreises Neuss können sich aktive Mitglieder austauschen.

Die Konferenz ist zugleich Startschuss zur Aktionswoche, die bis zum 19. Juni unter dem Motto "Echtes Engagement. Echt Vielfalt. Echt Awo" läuft. Rund 300 Menschen setzen sich ehrenamtlich in den beiden Ortsverbänden ein. Das zeigen auch die vielseitigen Aktionen. Vom Sommerfest an der offenen Ganztagsschule Ohler bis hin zur Anti-Rassismus-Fotoaktion im Familienbildungswerk. "Wir wollen Gelegenheit geben, ins Gespräch zu kommen", erklärt Bude.

Ziel ist es, die Zukunft von Wohlfahrtsverbänden wie der Awo zu diskutieren. Als theoretische Basis hierzu hält Sven Steinacker, Professor für Theorie und Geschichte der sozialen Arbeit an der Hochschule Niederrhein, einen Vortrag über Perspektiven des Ehrenamtes. "Ich freue mich über die Praxis vor Ort", sagt der Gladbach-Neuling. Sein Referat zeigt, dass Ehrenamt gar nicht so rar in Deutschland ist. Fast 44 Prozent, also etwa 31 Millionen Menschen über 14 Jahren, sind in irgendeinem Ehrenamt tätig. Jüngere häufiger als Ältere, und Männer öfters als Frauen - mit Ausnahme der sozialen Arbeit. "Die Zahlen widerlegen das Klischee von der faulen Jugend", sagt Steinacker. Tatsächlich beginnen die meisten aber erst sich zu engagieren, wenn sie direkt angesprochen werden. "Daran wollen wir arbeiten", sagt Bude im Anschluss an den Vortrag.

Wie ehrenamtliches Engagement ganz von alleine kommt, zeigt das Beispiel von Dieter Brandt. Er betreut als Pate drei syrische Jugendliche. "Ich hatte von einem Rentner gelesen, der sowas bei der Awo machte", erinnert er sich. Die Awo hat bei einem Kennenlerntreffen dann die passenden Familienkonstellationen ausgewählt. Am Anfang gab es Sprachschwierigkeiten, Dolmetscher mussten helfen. "Aber das kam alles von alleine. Kulturell sind der Islam und das Christentum näher, als viele glauben", betont Brandt. Alle drei besuchen das Hugo-Junkers-Gymnasium und sprechen mittlerweile fließend Deutsch. "Die schreiben mehr bei Whatsapp als ich", lacht er.

Damit in Zukunft mehr Menschen wie Brandt in der Awo aktiv werden, gibt es an vier "Themenmarktständen" die Möglichkeit zur Diskussion. Wie soll Ehrenamt in Zukunft aussehen? "Wir wollen neue Wege gehen und die Mitglieder mit einbeziehen", findet Bohlen. Fest steht, dass Organisationen wie Arbeiterwohlfahrt, Caritas und Co. unzähligen Menschen helfen. Dabei ist die Freude an der sozialen Arbeit ein wichtiger Aspekt. Bude weiß, dass alle Organisationen, die auf ehrenamtliche Helfer angewiesen sind, eine besondere Aufgabe erfüllen: "Wenn das Leben zur Sackgasse wird, können wir helfen."

Einer der Höhepunkte der Aktionswoche ist für die Mitglieder der Awo am Mittwoch, 15. Juni, auf dem Rheydter Marktplatz. Mit vielen Mitmachaktionen lädt der Verband dazu ein, mehr über das ehrenamtliche Engagement zu erfahren. Die Teilnehmer der Ehrenamtskonferenz haben schon mal viele Ideen für die Zukunft mitgenommen. Am Ende gab es eine rote Rose als Zeichen der Solidarität.

(swin)
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