Mönchengladbach Aunde-Wachstum mündet in Neubau

Mönchengladbach · Für einen zweistelligen Millionenbetrag baut der Traditionskonzern neu. Wachstumsbedingt war es zuletzt eng geworden auf dem Gelände an der Waldnieler Straße. Firmenchef Rolf Königs will damit auch ein Signal für die ganze Branche setzen.

 Der Neubau mit Verwaltungstrakt von der Kreuzung Waldnieler-/Ecke Monschauer Straße gesehen.

Der Neubau mit Verwaltungstrakt von der Kreuzung Waldnieler-/Ecke Monschauer Straße gesehen.

Foto: slapa oberholz pszczulny architekten, Visualisierung: rendertaxi (2)

Rolf Königs ist ein Fuchs. Vor zwei Wochen noch - in einer großen Gesprächsrunde zur Messe "MG zieht an", und in seiner Funktion als Textilverbands-Chef - forderte er die Unternehmen auf, es den Branchenverbänden der Textil- und Bekleidungsindustrie gleichzutun. Und zügig "nachzuziehen" in Sachen Außendarstellung, Eigenwerbung, aber auch Investitionsfreude. Gestern nun hatte Königs den Hut seines eigenen Unternehmens Aunde auf - und ging voran. Auf dem Areal an der Waldnieler Straße ist es angesichts des Wachstums zuletzt immer enger geworden. 2014 hatte das Unternehmen am Standort noch 167 Mitarbeiter, heute sind es bereits 276. "Wir sind explodiert", sagt Königs. Und daher wird nun vieles abgerissen und neu gebaut. "Ein Großteil der alten Werkshallen wird plattgemacht", sagt Königs. "Wir stellen alles auf den Kopf, um den Materialfluss und das gesamte Layout des Werks zu verbessern."

Mönchengladbach: Aunde-Wachstum mündet in Neubau
Foto: Ilgner Detlef

Und das im laufenden Betrieb, wie er betont. Geplant sind 7000 Quadratmeter Produktionsfläche, ein angeschlossener Laborbereich mit Produktionsbüros und einem Verwaltungstrakt. Die gesamte bisherige Verwaltung wird also in einen Trakt des Neubaus verlegt, der sich zur Monschauer Straße hin öffnet. Der Entwurf des Düsseldorfer Architekturbüros SOP, das auch die neue Textilakademie neben dem Hochschul-Campus geplant hat, sieht eine zum Teil verglaste Fassade vor, durch die der Blick bis in die dahinter liegende Weberei reicht. Ein Teil der Gebäude wurde bereits leergeräumt und bietet somit während der Bauzeit eine Ausweichfläche, damit der Betrieb weiterlaufen kann. Es soll eine zusätzliche Zufahrt von der Monschauer Straße geben, bei der bisherigen Einfahrt soll ein schicker Vorplatz entstehen. Baustart soll möglichst noch dieses Jahr sein, die Bauzeit wird auf zweieinhalb Jahre angesetzt. Wie hoch das Investment ist, sagt Königs nicht, nur so viel: "Sehr viel Geld." Ein zweistelliger Millionenbetrag dürfte es aber sicherlich sein. Damit tut Aunde das, was Königs von den Firmen der Branche einfordert: sich als attraktiver Arbeitgeber darstellen, Stärke zeigen, sich präsentieren. "Wir machen uns sichtbar. Viele, die hier vorbeifahren, wissen bisher gar nicht, dass wir hier sitzen", sagt Vertriebschef Peter Bolten. "Der Neubau ist nicht zuletzt eine Kapazitätserweiterung für die Zukunft." Denn die Gruppe will weiter wachsen. Man sei dabei, die Mitarbeiterzahl in Gladbach zu verdoppeln, sagt Königs; die Zahl der Werke weltweit solle mittelfristig von 112 (in knapp 30 Ländern) auf 130 steigen. Schon jetzt hat die Aunde-Group, zu der neben dem Gladbacher Traditionsunternehmen Achter & Ebels (Textil und Leder) auch Isringhausen (Lemgo, Sitze) und Fehrer (Kitzingen, Interieur) gehören, 22.000 Mitarbeiter und ist unter den weltweit größten Automobilzulieferern die Nummer 86, in Deutschland die 18. Außerdem belegt sie unter den größten deutschen Firmen Platz 210, mit einem Umsatz von 2,6 Milliarden Euro.

Aunde ist ein Weltunternehmen mit langer Tradition in Gladbach: 1899 wurde es hier als Produzent von Stoffen für Herrenbekleidung gegründet, wuchs rasch zu einem global agierenden Unternehmen. Seit 1907 sitzt es am jetzigen Standort, schon ab 1920 setzte man - damals mit Opel als erstem Kunden - auf die damals noch ganz junge Automobilbranche. Und später zunehmend auf das, was man heute "technische Textilien" nennt.

Deren immer weiter wachsende Bedeutung ist es zuvorderst, die Königs Diktum von der "Renaissance der Textilindustrie" begründet. "Wir haben uns frühzeitig richtig positioniert", sagt Königs. Selbst wenn Produzenten von Spiegeln (die durch Kameras ersetzt werden), herkömmlichen Auspuffen und Motoren sich in Zeiten selbstfahrender Elektro-Autos massiv werden umstellen müssen oder gar überflüssig werden - "in einem schicken Interieur gemütlich sitzen wollen die Menschen immer", so Königs. Des Weiteren bezeichnet er das sinnvolle Investieren und die Pflege des weltweiten Facharbeiterstamms als Bestandteile der Strategie, die die Aunde-Group auch stets die Krisenzeiten - ob in der Textilindustrie im Speziellen oder global im Allgemeinen - durchstehen ließ.

(RP)
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