Mönchengladbach Aus für Stadtteilbibliotheken?

Mönchengladbach · Nicht besetzte Stellen, kranke Mitarbeiter, keine Vertretungen: Guido Weyer, Leiter des Fachbereichs Bibliotheken, befürchtet, dass zwei der vier Büchereien auf Dauer nicht zu halten sind: "Wir sind personell ausgelutscht."

Seit mehr als einer Woche ist die Stadtteilbibliothek im Giesenkirchener Schulzentrum geschlossen. Der Grund: Die Angestellte, die den beliebten Treffpunkt für Leseratten bisher managte, ist erkrankt. "Leider muss ich fürchten, dass sich ihre Genesung hinauszögert", sagt Guido Weyer.

Der Leiter des Fachbereichs Bibliothek und Archiv ist in großer Sorge: "Ich befürchte, dass die Bibliothek in Giesenkirchen langfristig geschlossen bleiben muss." Denn — eine Vertretung sei derzeit nicht in Sicht. "Wir sind personell und organisatorisch ausgelutscht", sagt Weyer.

Mit sechs unbesetzten Stellen habe er zu kämpfen. "Der Kämmerer gibt sie teilweise schon seit zwei Jahren nicht frei." Erschwerend komme hinzu, dass in Kürze zwei weitere Stellen vakant werden. "In der Rheydter Bibliothek gehen zwei Mitarbeiterinnen in den Ruhestand", sagt Guido Weyer.

Jeweils nur eine Stelle

Spätestens dann sei das Ende der Fahnenstange erreicht. Denn dann müsse er auch in der Rheydter Filiale Vertretungskräfte einsetzen. "Und die fehlen mir dann wieder in Giesenkirchen — und letztlich in Rheindahlen." Denn in den beiden Büchereien in den ländlicheren Stadtbezirken sei jeweils nur eine Stelle eingerichtet. "Wenn die Angestellte krank wird oder in den Urlaub geht, muss ich Vertretungen einsetzen — oder schließen." Und das sei das schlimmste Szenario für ihn: Giesenkirchen geschlossen — Rheindahlen geschlossen. "So weit darf es nicht kommen", sagt der Abteilungssleiter.

Guido Weyer, der normalerweise gern mit Erfolgsmeldungen auftritt, ist ehrlich getroffen. Mehr als 6700 neue Kunden, mehr als 1,26 Millionen ausgeliehene Medien und über 30 000 mehr Ausleihen als 2010: Das war seine Erfolgsbilanz der Stadtbibliothek für das vergangene Jahr. "Das haben wir durch Beständigkeit und Kontinuität erreicht", sagt er. "Verbindlichkeit gehört zur Bibliothek. Wenn ein Leser ein oder zwei Mal vor verschlossenen Türen steht, kommt der unter Umständen nicht mehr wieder."

Die Verwaltung sei um schnelle Lösungen bemüht, sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. Drei Stellen im Fachbreich seien in der Tat nicht besetzt, zwei seien frei, weil die Mitarbeiterinnen ihre Elternzeit nehmen. "Wir sind bemüht, diese beiden Positionen in Kürze durch Zeitverträge abzudecken", sagt er. Und auch für die beiden vakant werdenden Stellen in Rheydt suche man nach einer schnellen Lösung. "Wir sind sicher, die Stadtteilbibliothek in Giesenkirchen bald wieder öffnen zu können." Und mit einer Schließung der Filiale in der Rheindahlener Filiale rechne er auch nicht. "Da müssen Lösungen gefunden werden." Das sei ein normales Verfahren. "Und das dauert halt seine Zeit." Sicher ist: Die Stadtteilbibliothek wird am Montag nicht öffnen.

(RP/rl)
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