Mönchengladbach Ausflug auf ein Krankenhaus-Dach

Mönchengladbach · Die Kliniken Maria Hilf zeigte beim Tag der Architektur ihre "optimalen Wege" durch das Haus.

 Begrünte Dachflächen sehen nicht nur schön aus, sie fördern auch die direkte Rückführung von Regenwasser in den natürlichen Kreislauf.

Begrünte Dachflächen sehen nicht nur schön aus, sie fördern auch die direkte Rückführung von Regenwasser in den natürlichen Kreislauf.

Foto: Baum

Bei einem so großen Komplex wie dem Mönchengladbacher Krankenhaus St. Franziskus mag die Bezeichnung "Krankenhaus der kurzen Wege" verwundern. Schließlich ist es mit jährlich rund 37 000 stationär betreuten Patienten das größte katholische Krankenhaus im Bistum Aachen. Am Tag der Architektur wurde den Besuchern allerdings bewusst: Bei der Definition geht es nicht um schlichte Distanzen, sondern um optimale Wege für optimale Anwendungen am Patienten. Der im März 2014 fertiggestellte Erweiterungsbau des zu den Kliniken Maria Hilf gehörenden Hauses erhielt in der Kategorie "Nutzungsoptimierte Abläufe" den zweiten Preis im landesweiten Wettbewerb der Ingenieurkammer.

Im Konferenzraum bereitete Rainer Thieken, Mitgesellschafter und Geschäftsführer des gleichnamigen Architekturbüros, die jeweils anschließende Begehung theoretisch vor. Thieken stellte das Konzept mit Magistralen und fingerartiger Baustruktur vor. Diese Bauweise biete die Möglichkeit, in Zukunft bei Bedarf modular erweitern zu können. Denn so der Architekt: "Ein solcher Standort ist nie final. Nichts ändert sich schneller als die Anforderungen im Gesundheitssystem."

Um die "Workflow-Prozesse" kennenzulernen, habe sich das Architektenteam mit den Ansichten von Ärzten, Pflegepersonal, Patienten und Besuchern auseinandergesetzt. Thieken betonte: "Der Erweiterungsbau in dieser Größe ist ein Unikat, das sofort funktionieren muss."

Peter Weidemann vom Facility Management der Kliniken Maria Hilf und Spezialist für die Haustechnik, sowie Dietmar Lückow vom Architekturbüro halfen, bei der Führung die Symbiose unterschiedlicher Bereiche zu verstehen. Lückow gestand seine besondere Liebe zu den Innenhöfen, die zwischen den "Fingern" der Gebäudeteile in jeweils individueller Gestaltung attraktive Ausblicke schenken und Tageslicht in die Räume fluten lassen. In der 130 Meter langen Technikzentrale erklärte Weidemann logistische und ökologische Aspekte: Dank der hohen Energierückgewinnung können zum Beispiel jährlich 1800 Tonnen CO² eingespart werden. Durch eine anteilige Eigenstromerzeugung werden Kosten niedrig gehalten. Ein Ausflug auf das Flachdach des Krankenhauses erlaubte einen Blick auf die zu 80 Prozent begrünte Dachfläche. Die sieht nicht nur hübsch aus, sondern fördert auch die direkte Rückführung von Regenwasser in den natürlichen Kreislauf und vermindert somit den Bedarf an Kanalanschlüssen.

Zum Rundgang gehörte der OP-Flur, der erst noch nach den letzten Umzügen bezogen wird. "Es ist besser, dass dieser Trakt fertig ist, als dass die Arbeiten im laufenden Betrieb nötig wären", erklärte Lückow. Auch hier zeigt sich, wie beim bestmöglichen Weg ein Rädchen ins nächste greift: Vom Einleitraum mit Wasch- und Desinfektionsmöglichkeit kommen die Ärzte in einen mit modernster Technik ausgestatteten OP-Raum. Kurz ist ebenso der Weg vom OP in den Aufwachraum und von da aus in die "innere Verkehrsmagistrale" zum Krankenzimmer.

(anw)
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