Mönchengladbach Ausstellung geht der Hose auf den Bund

Mönchengladbach · Drei Studentinnen der Hochschule zeigen im Monforts-Quartier die Entwicklung der Hose von der Eisenzeit bis heute. Dafür kooperieren Hochschule, Theater und Gardeur. Ein Ausstellungsstück wurde sogar zeitweise im Garten vergraben.

 Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners, Saskia Fetten, Marketingleiterin des Theaters, Prof. Dr. Rudolf Voller, Dekan für Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein, Gardeur-CEO Gerhard Kränzle und die Studentinnen Barbara Rieger und Marlene Nordhausen in der Jeans-Abteilung der neuen Ausstellung.

Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners, Saskia Fetten, Marketingleiterin des Theaters, Prof. Dr. Rudolf Voller, Dekan für Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein, Gardeur-CEO Gerhard Kränzle und die Studentinnen Barbara Rieger und Marlene Nordhausen in der Jeans-Abteilung der neuen Ausstellung.

Foto: Detlef Ilgner

Mit Brog hat alles angefangen. Brog? Brog. Das altgermanische Wort bezeichnet eine Form des Beinkleids, die einer modernen Schlafanzugbuxe gar nicht unähnlich sieht. Getragen wurde der? die? das? Brog in der Eisenzeit, und um ein lebensechtes Ausstellungsstück hinzubekommen, war einiges an Aufwand nötig. "Eine unsere Schneiderinnen hat es zuhause auf der Couch genäht und zeitweise sogar im Garten vergraben, damit es die entsprechende Optik bekommt", sagt Gerhard Kränzle, Geschäftsführer von Atelier Gardeur. Der Aufwand hat sich gelohnt: Bei der Ausstellung "Die Hose bewegt" im Monforts-Quartier, die gestern vorgestellt wurde und ab 5. Januar täglich von 9 bis 15 Uhr zu besichtigen ist, wird aufs Anschaulichste die Entwicklung von Brog bis Bikerhose gezeigt.

Konzipiert haben sie drei Studentinnen der Hochschule Niederrhein: Barbara Rieger (siebtes Semester Bekleidungstechnik mit Schwerpunkt Produktentwicklung, derzeit im Praxissemester bei Gardeur), Magdalena Richter (siebtes Semester Bekleidungstechnik mit Schwerpunkt Produktentwicklung, derzeit im Praxissemester in China) und Marlene Nordhausen (fünftes Semester Design-Ingenieur mit Studienrichtung Mode, Praxissemester in New York steht bevor).

Ein Jahr lang tüftelten sie im Rahmen einer Studienarbeit, die am Ende mit 1,0 benotet wurde, an der Ausstellung. Dabei die Kooperationspartner Gardeur und Theater Mönchengladbach/Krefeld ins Boot zu bekommen, war noch die kleinere Übung. "Aber dann kamen Fragen auf wie: ,Wie versichert man eine solche Ausstellung?' - ,Wer hat Bildrechte?' - und ,Was kostet eigentlich Absperrband?'", sagt Kränzle. Und als alle Planungen standen, musste zu allem Überfluss noch eine neue Ausstellungsfläche gesucht werden. Aus Brandschutzgründen klappte es im eigentlich dafür vorgesehenen Theater an der Odenkirchener Straße nicht - OB Hans Wilhelm Reiners und die WFMG brachten stattdessen das Monforts-Quartier ins Spiel. "Wir hatten alle erdenklichen Freiheiten. Gardeur und das Theater haben uns super unterstützt", sagt Marlene Nordhausen. "Wir haben in dem Projekt Zeitmanagement, Organisation und Teamwork mit mehreren Partnern gelernt", fügt Barbara Rieger hinzu. Unterstützt wurden die drei von Fachlehrerin Hilde Schiffmann-Bürschgens. Die ganz alten Hosen wurden nach historischen Schnittvorlagen von Gardeur nachgenäht. Ab dem Mittelalter konnte dann das Theater Modelle aus seinem reichhaltigen Fundus beisteuern. "Sie kommen den Originalen sehr nahe, sind aber natürlich so produziert, dass die Schauspieler sie schnell an- und ausziehen können", sagt Saskia Fetten, die Marketingleiterin des Gemeinschaftstheaters.

Und so findet sich in der Ausstellung nun die geschlitzte Pluderhose aus dem 16. Jahrhundert Seit an Seit mit Wissenswertem zum Knickerbocker-Trend ab 1880, so liest man, wie Levi Strauss 1847 mit Segeltuch nach San Francisco auswanderte, um dort Goldgräbern die ersten Jeans zu schneidern, und so kann man tatsächlich den ultimativen Schnittbildvergleich von Brog und moderner Bikerhose anstellen. Besonders spektakulär ist ein überdimensionales Buch, das sich die Studentinnen ausgedacht haben. Darin kann man mal eben die Hosen-Trends von Mittelalter, Renaissance und Rokoko durchblättern.

Nun herrscht zwischen den Projektpartnern Gardeur, Hochschule und Theater ("Alle drei stehen für Inspiration und Innovation. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis sie zusammenfinden", sagt Fetten) nur noch leichte Uneinigkeit darüber, ob Modeikone Vivienne Westwood die Ausstellung noch zu sehen bekommt, wenn sie am 9. Juni 2015 in der Stadt zu Gast sein und auch das Monforts-Quartier besuchen wird. Denn vorerst bewegt sich die Hose im Monforts-Quartier an der Schwalmstraße erst einmal nur bis zum 31. Mai (Eintritt frei). Danach ist angedacht, dass die Ausstellung auf Wanderschaft geht.

(RP)
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