Mönchengladbach Ausstellung im Schloss Rheydt: Einblicke in neue Welten

Mönchengladbach · Die Gesamtschule Stadtmitte hat zusammen mit der Multiklasse der Hauptschule Aachener Straße ein Fotoprojekt umgesetzt.

Gesamtschüler stellen im Schloss Rheydt aus.

Gesamtschüler stellen im Schloss Rheydt aus.

Foto: Ilgner

Da hängen nun die Fotografien im Kabinettsausstellungsraum von Schloss Rheydt und zeigen Häkeldeckchen, Stoffbahnen, Teppiche, junge Menschen in fremdländischen Kleidern, eine griechische Keksdose, Füße in Turnschuhen, eine Geburtsanzeige, ein Armband, das den Bösen Blick bannt. Fein gerahmt mit Passepartout. In Vitrinen liegen aufgeblätterte Arbeitshefte, Schrift von Kinderhand, Buntstiftzeichnungen. Mitten im Raum Banner mit Informationen zur Ausstellung:"Aufbruch in neue Welten" der 8. Klasse der Gesamtschule Stadtmitte. Klein, fein. Und doch viel mehr. "Vielleicht gewinnen wir mehr Menschlichkeit im täglichen Umgehen miteinander", formuliert Céline Thiem eines der großen Ziele, für die all die Jungs und Mädels, die bei der Eröffnungsfeier im Raum stehen und später auch ein bisschen Theater spielen, ein halbes Schuljahr lang kreativ zusammengearbeitet haben. Unter Thiems Leitung, mit Unterstützung der Kollegin Sylvia Vogelsang, haben die Schüler im Rahmen des Unterrichtsfachs "Darstellen & Gestalten" regelmäßig die Multiklasse in der Hauptschule Aachener Straße besucht, um die Geschichten der dort beschulten Flüchtlingskinder zu erfahren und in ein Fotoprojekt umzusetzen. Mit: "Fotografie ist ein Austausch zwischen Ich und Welt", sagt Céline Thiem noch so einen großen Satz, der in den leuchtenden Augen der umstehenden Jugendlichen, Kollegen, Eltern widerhallt. Und nicht zuletzt in den Foto-Arbeiten. Es sind die kleinen Dinge auf den Fotos, hinter denen sich dramatische Geschichten von Krieg, Flucht, Verlust von Heimat und Identität, Hoffnung auf Neuanfang verbergen. Aliresa, 17, floh mit den Eltern über die Türkei, Griechenland, per Schlauchboot nach Mazedonien, per Bus nach Russland, sein Armband habe ihn beschützt, erzählt er. Ramesh, 17, kam vor knapp zwei Jahren zu Fuß von Afghanistan, nur ein Paar Schuhe und Klamotten hatte er in einer Tasche. Danyal berichtet, den Tränen nah, von seinem Zuhause, den schlimmen Umständen, die seine Familie zum Weggehen bewegten. Seine Hoffnung auf ein "neues Leben" in Deutschland scheint schmerzgetrübt. Das sonnige Foto, das seine Füße in Marken-Laufschuhen zeigt, erhält so eine andere Dimension.

"Aufbruch in neue Welten" ist schon das vierte Gemeinschaftsprojekt zwischen Gesamtschule und Museum, das freut sowohl Gesamtschul-Chefin Raphaela Hahn wie Karlheinz Wiegmann und Klaus Möhlenkamp vom gastgebenden Haus. Es wird nicht das letzte sein.

(ark)
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