Mönchengladbach Baby-Boom bei Grundschullehrerinnen

Mönchengladbach · An Mönchengladbacher Grundschulen wird zurzeit eifrig an Vertretungsplänen gearbeitet. Aktuell sind 27 Lehrerinnen schwanger und 72 befinden sich in Elternzeit. Auf Stellenausschreibungen melden sich kaum noch qualifizierte Kräfte.

650 Lehrkräfte arbeiten in Mönchengladbach, 95 Prozent davon sind Frauen. Und weil die häufig auch noch jung sind, ist Familienplanung ein großes Thema. Viele Lehrerinnen entscheiden sich für eigene Kinder. "Tendenz steigend", sagt Schulamtsdirektorin Ursula Schreurs-Dewies. Aktuell haben sich 27 Lehrerinnen schwanger gemeldet. "Möglicherweise sind es noch einige mehr", sagt die Schulrätin. Dazu kommen 72 Lehrerinnen in Elternzeit. "Die sind mindestens ein Jahr weg", sagt Ursula Schreurs-Dewies.

Zwar freuen sich alle über die freudigen Ereignisse und den vielen Nachwuchs. Aber die Personalausfälle sind groß. Schwangere Lehrerinnen dürfen die Schule nicht mehr betreten, bis der Betriebsarzt ihren Immunstatus bestimmt hat. Der betriebsärztliche Dienst legt fest, ob für die Schwangere beim Auftreten bestimmter Infektionskrankheiten (zum Beispiel Masern, Mumps, Röteln, Ringelröteln, Windpocken, Keuchhusten, Zytomegalie, Scharlach oder Grippe) ein Beschäftigungsverbot gilt. Laut Schulamtsdirektorin betrifft das in Mönchengladbach allerdings nur "eine Handvoll Lehrerinnen". Aber täglich kann in der Schule ein Kind an Windpocken, Ringelröteln oder andere Infektionskrankheiten erkranken. Dann müssen schwangere Lehrerinnen zu Hause bleiben. Das Land NRW nimmt den Schutz der Mutter und des ungeborenen Kindes ernst.

Doch diese Ausfälle können die Grundschulen in der Regel noch verkraften. Vor besondere Herausforderungen sind die Kollegien gestellt, weil sich so viele Lehrerinnen in Elternzeit befinden. In Mönchengladbach sind das mehr als zehn Prozent des gesamten Lehrkörpers an Grundschulen, die für den Unterricht ausfallen - für mindestens ein Jahr oder - bei Elternteilzeit für bis zu drei Jahre. "Manche kommen auch aus der Elternzeit und erwarten schon ihr nächstes Kind", sagt die Schulamtsdirektorin. Momentan sei es so, dass die Kolleginnen den Vertretungsunterricht übernehmen. Aber das sei schon eine "sehr, sehr große Herausforderung". Schließlich kommen zu den schwangerschafts- und elternzeitbedingten Ausfällen noch die Krankheitsfälle. Laut Ursula Schreurs-Dewies gibt es zwar flexible Mittel für den Vertretungsunterricht. Aber auf Stellenausschreibungen würden sich kaum noch qualifizierte Kräfte melden. "Ich will schon gar nicht von qualifizierten Lehrern reden, aber auch qualifizierte Menschen sind nicht dabei", sagt die Schulrätin.

Schwierig werde es vor allem bei Grundschulen, die viele Klassen mit wenig Kindern haben. "Schulen mit größeren Klassen haben eine bessere Bündelung und können unter Umständen flexibler reagieren", sagt Ursula Schreurs-Dewies. Schulen in der Bredouille müssten unter Umständen ihren Unterricht in den betroffenen ein oder zwei Wochen verkürzen. Wenn es ganz eng werde, dann müssten unter Umständen auch Lehrkräfte versetzt werden, "was wir eigentlich nicht so gerne machen", sagt die Schulamtsdirektorin. Momentan gehe es noch so gerade mit der Unterrichtsversorgung - was die Pflicht angeht. Und die Kür? So etwas wie Häkel-AG für die Mädchen donnerstags in der fünften Stunden gebe es schon lange nicht mehr. Ursula Schreurs-Dewies: "Ich habe vollen Respekt vor den Lehrerkollegien, wie sie ihre Unterrichtsversorgung planen."

(RP)
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