Mönchengladbach Bahnhof Wickrath - eine Spurensuche

Mönchengladbach · Wurde das Gebäude 1853 oder 1894 erbaut? Diese Frage ist strittig. Eine Karte zeigt ein Haltestelle, als es noch gar keine Gleise gab.

Die Awo ist gerade dabei, den Wickrather Bahnhof zu sanieren. Nach vielen Jahren des Leerstands soll in dem alten Gebäude eine Bildungs- und Begegnungsstätte entstehen. Im Rahmen der Arbeiten beschäftigten sich die Awo und das Architektenbüro Jammers und Schwinning auch mit der Geschichte des Wickrather Bahnhofs. So habe man Aufzeichnungen gefunden, die darauf hinweisen, dass das Gebäude 1894 entstand. Doch dieses Datum ist strittig. Quellen im Stadtarchiv Aachen weisen nämlich darauf hin, dass 1851 mit dem Bau begonnen wurde und er 1853 fertiggestellt wurde. Eine Karte des Rheinischen Städteatlasses, die im Gladbacher Stadtarchiv liegt, weist sogar eine Haltestelle aus dem Jahr 1844 aus - damals gab es in Wickrath noch gar keine Eisenbahnstrecke.

Einer, der sich intensiv mit der Geschichte des Bahnhofs befasst hat, ist Herbert Marx. Der Eisenbahnfreund hat im Stadtarchiv Aachen nach alten Unterlagen gesucht. "Im August 1846 bekam die Aachen-Düsseldorfer Eisenbahn AG die Konzession zum Bau einer Strecke von Aachen über München-Gladbach nach Oberkassel", sagt er. Diese habe den Bau eines Bahnhofs in Wickrath beinhaltet. Ein Großteil des Geländes, das benötigt wurde, sei Ackerland gewesen und habe der Familie von Friedrich Wilhelm Koch gehört. "Ich weiß von seinen Nachkommen, dass er den Acker an die Aachen-Düsseldorfer Eisenbahngesellschaft verkauft hat", erzählt Herbert Marx. Durch eine Fusion gehörte diese Gesellschaft später zur Aachen-Düsseldorf-Ruhrorter Eisenbahn.

In einem Geschäftsbericht von damals fand Herbert Marx den Hinweis, dass im Herbst 1851 mit dem Bau begonnen wurde. Sicher ist auf jeden Fall, dass am 11. November 1852 die Strecke von Rheydt nach Herzogenrath eröffnet wurde und es zu diesem Zeitpunkt den Bahnhof Wickrath bereits gab. "Er war da aber noch nicht fertiggestellt", sagt Marx. Das geschah erst einige Monate später. Aus seinen Unterlagen geht hervor, dass der Bahnhof 1863 erweitert wurde. Im Stil glich das Gebäude dem Rheydter Bahnhof, hatte einen Wartesaal, einen Raum für die Fahrkartenausgabe und ein Restaurant. Als sicher gilt, dass diese Gaststätte im Jahr 1880 existierte. Zur Verpachtung angeboten wurde sie jedoch schon Ende Dezember 1852. In einem Bericht des Gladbacher Kreisblattes wird die Gaststätte des Bahnhofs Wickrath zusammen mit der des Rheydter Bahnhofs zur Verpachtung angepriesen.

Eines ist bei aller Spekulation um die Geschichte des Bahnhofs gewiss: Er war schon immer ein Treffpunkt für die Menschen. Und wenn die Awo mit ihren Umbauarbeiten fertig ist, werden es die alten Gemäuer wieder sein. Drei Millionen Euro sollen in den Umbau investiert werden. Ein Teil davon wird durch Fördergelder finanziert.

(cli)
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