Gladbacher im Einsatz für Flüchtlinge Bedürftige selbst zu Helfern machen

Mönchengladbach · Sie geben Deutschunterricht, helfen bei Behördengängen oder spielen mit Kindern. Die RP stellt einige der vielen Ehrenamtler vor.

 Gabriele Brülls und Dagmar Schmidt mit der Flagge der Gemeinschaft Sant’ Egidio, für die sie ehrenamtlich arbeiten.

Gabriele Brülls und Dagmar Schmidt mit der Flagge der Gemeinschaft Sant’ Egidio, für die sie ehrenamtlich arbeiten.

Foto: Ilgner Detlef

Venn "Für uns hat sich eine andere Welt geöffnet, als wir begonnen haben, uns um Flüchtlinge zu kümmern", sagt Gabriele Brülls von der christlichen Gemeinschaft Sant' Egidio. Am meisten ist sie beeindruckt von der Sehnsucht der Neuankömmlinge nach Freundschaft. Und dem Wunsch, nicht nur Empfangende zu sein, sondern auch etwas zurückzugeben. Dazu gibt ihnen Sant' Egidio auch die Möglichkeit.

Sant' Egidio ist eine Bewegung, die in Rom gegründet wurde, um in den Elendsvierteln der Stadt zu helfen und christlichen Glauben und soziales Engagement zu verbinden. In Mönchengladbach betreibt die Gemeinschaft seit fast dreißig Jahren die Regenbogenschule. Hier kommen einmal in der Woche rund dreißig Kinder aus schwierigem sozialem Umfeld zusammen, um mit ehrenamtlichen Betreuern Hausaufgaben zu machen, zu spielen, Gemeinschaft und Freundschaft zu erleben.

Zu dieser Gruppe stießen auf Vorschlag der Sozialarbeiter Kinder aus syrischen Flüchtlingsfamilien. Die Kinder kamen bald voller Begeisterung und schnell lernten die Helferinnen von Sant' Egidio auch die Familien kennen. Sie erfuhren, dass die Flüchtlinge mehr brauchen als Geld. "Ich brauche kein Geld, ich brauche Freunde", gibt Gabriele Brülls die Aussage einer geflüchteten Frau wieder. Deshalb werden die Helferinnen, wenn sie samstags die Kinder nach der Regenbogenschule zurückbringen, schnell zum Essen eingeladen oder über Skype den Freunden und Verwandten in Kurdistan vorgestellt. Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft seien groß, sagen die, die es erlebt haben. Und der Wunsch der Flüchtlinge, sich zu integrieren und einzubringen, ist ebenfalls groß.

Deswegen überlegten die Helferinnen, wie sie die Flüchtlinge besser in das Leben in Mönchengladbach einbinden können. "Wir haben zum Beispiel zwei Mütter zu Besuchen im Altenheim, die wir regelmäßig machen, mitgenommen", erzählt Gabi Brülls. "Eine hatte ihr Baby dabei, es war für alle eine wunderbare Erfahrung." Andere Frauen helfen jetzt beim Mittagstisch, den Sant' Egidio für bedürftige Menschen im Forum des Maria Hilf ausrichtet.

Es werden auch gemeinsame Ausflüge von Müttern und Kindern organisiert oder die Flüchtlinge nehmen teil an Fahrten von Sant' Egidio nach Rom oder zur Heiligtumsfahrt nach Aachen. "Solche Angebote sind den Christen unter den Flüchtlingen sehr wichtig", sagt die Organisatorin. Wie gut es klappt, die, die als Flüchtlinge kamen, später ihrerseits zu Helfern zu machen, zeigt das Essen, das Sant‘ Egidio regelmäßig zu Weihnachten ausrichtet. Da sitzen dann Menschen aus 20 Nationen, Hindus, Muslime, Jesiden und Christen an einem Tisch. Und wer in einem Jahr Gast war, kann im nächsten schon Helfer sein.

Die engagierten Christen von Sant' Egidio bringen sich auch in die Arbeit ein, die verschiedene Gruppen in der Flüchtlingsunterkunft Bockersend leisten. Sant' Egidio bietet regelmäßig Freizeitaktivitäten für die dort lebenden Kinder an. "Ganz wichtig ist die Zusammenarbeit im Netzwerk", sagt Dagmar Schmidt. "Hier ist gerade sehr viel in Bewegung. Viele Gruppen wollen helfen und brauchen dafür Koordination." So werden Informationen ausgetauscht, Initiativen gebündelt und passende Angebote ins Leben gerufen. "Bevor man helfen kann, muss man verstehen, wo es hapert und was am dringendsten gebraucht wird", stellt Dagmar Schmidt fest und rät allen Hilfswilligen, sich einer existierenden Gruppe anzuschließen.

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(RP)
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