Redaktionsgespräch Norbert Bude Und Barbara Gersmann "Bei uns redet der Prinz nicht immer als Erster"

Mönchengladbach · Das bestens gelaunte Prinzenpaar spricht über die Session, Veränderungen und die Frage, wie oft man ein Prinzenkostüm reinigen muss.

 Norbert Bude (56) und Barbara Gersmann (41) werden in der kommenden Session das Prinzenpaar der Stadt Mönchengladbach sein. Im ersten Interview nach dem Hoffest verraten sie erste Details zu ihren jecken Plänen.

Norbert Bude (56) und Barbara Gersmann (41) werden in der kommenden Session das Prinzenpaar der Stadt Mönchengladbach sein. Im ersten Interview nach dem Hoffest verraten sie erste Details zu ihren jecken Plänen.

Foto: Jörg Knappe

Sie hatten gerade beim Hoffest Ihren ersten Auftritt als Prinzenpaar und sind beide sehr karnevalsbegeistert. Dabei stammen Sie, Frau Gersmann, aus dem westfälischen Hagen, nicht gerade eine Karnevalshochburg. Woher kommt Ihre Affinität zum Karneval?

Barbara Gersmann Ich bin immerhin am Rosenmontag geboren. Außerdem hat Hagen tatsächlich auch einen Zug, bei dem ich als Kind gern mit geritten wäre. Als ich nach Mönchengladbach gekommen bin, bin ich deshalb in die Prinzengarde eingetreten.

Herr Bude, können Sie sich an Ihr erstes Kostüm erinnern?

Norbert Bude Ja, natürlich. Ich kann das sogar mit einem Foto belegen. Meine Brüder und ich haben zu Weihnachten von meiner Mutter selbstgenähte Kostüme bekommen. Ich war Indianer. Bei meinen Großeltern ist schon lustig Karneval gefeiert worden, auch das belegen Bilder. Sie waren Vertriebene, haben sich aber schnell im Rheinland sozialisiert, auch was den Karneval angeht.

Waren Sie immer mehr der Cowboy- oder der Indianertyp?

Bude Immer mehr Indianer. GERSMANN Ich war mehr der Cowboytyp. Einmal allerdings war ich auch Prinzessin.

Wie waren die Reaktionen, als bekannt wurde, dass Sie das Prinzenpaar der nächsten Session sind? Haben die Leute gefragt, warum Sie sich das antun?

Bude Ja, so eine Reaktion gab es auch, aber im Allgemeinen war es Freude. Ein Prinzenpaar hat im Schnitt 350 Termine, aber wir wissen, was auf uns zu kommt und tun uns das gern an. GERSMANN Die Reaktion war sehr herzlich, die Leute haben spontan Blumensträuße vorbeigebracht. Das war wirklich schön.

Wer ist als Erster auf die Idee gekommen?

Bude Das ist gewachsen. Wir wurden zwar immer wieder gefragt, aber angestoßen haben wir es selber. GERSMANN Die Prinzengarde freut sich sehr darüber. Es ist immer besonders schön, ein eigenes Prinzenpaar zu haben.

Wir sind etwas besorgt. Werden Sie singen?

Bude Wir sind auch besorgt. (lacht) Ich kann wirklich nicht singen, aber natürlich werden wir es tun. Mit moderner Technik klappt das.

Welches Lied werden Sie als Prinzenlied singen?

Bude Das ist noch geheim. Peter und Paul von den Leckeren Jecken machen den Text und helfen beim Arrangement. Wir haben nur gesagt, was wir nicht wollen, nämlich explizit drin vorkommen so nach der Art "Das ist die Barbara". GERSMANN Und es wird noch zwei weitere Lieder geben, Coverversionen, die wir bei passenden Gelegenheiten singen. Jeder von uns hat eins ausgesucht. Das Publikum hat dann die Wahl. Meins ist eher Metal, Norberts eher Bach.

Im Augenblick schwankt der Mönchengladbacher Karneval zwischen Tradition und Innovation. Was werden Sie anders machen?

Gersmann Zum Beispiel wird der Prinz nicht immer als Erster reden. BUDE Ja, jeder soll ein Mikro bekommen. So werden die Auftritte lebendiger und spontaner, nicht so statisch.

Bernd Gothe und Norbert Bude sind ein eingespieltes Team auf der Bühne. Haben Sie da nicht Angst, nicht zu Wort zu kommen, Frau Gersmann?

Gersmann Nein, wirklich nicht. Ich komme schon zu Wort. Aber ich gönne das Bernd und Norbert. Niersia steht dann eben mit den Adjutanten an der Theke, und die älteren Leute machen das Programm.

Das Prinzenpaar kann einiges selbst gestalten. Wie werden Nadel, Orden und Zepter aussehen?

Bude Das Zepter wird etwas tun (lacht) und der Orden hat einen sichtbaren lokalen Bezug. Mehr wollen wir aber noch nicht verraten. GERSMANN Auf der Nadel wird man die Umrisse der Ostsee-Insel Fehmarn sehen. Ich bin auf der Insel praktisch aufgewachsen und sie bedeutet uns beiden viel. Außerdem ist unser Adjutant Dieter Lichtenhahn auf Fehmarn geboren. Das passt doch super.

Haben Sie auch Einfluss auf das Ornat?

Gersmann Beim Prinzenornat gibt es eigentlich nur die Wahl zwischen Spitze oder Satin am Kragen und zwischen normalen Schuhen oder Lackschuhen. Bei der Spitze konnte ich mich nicht durchsetzen. (lacht) Das Niersia-Ornat muss aus dunkelblauem Samt sein und auch weiß enthalten, aber man kann ein bisschen was dran machen. Ich wollte auf gar keinen Fall einen Reifrock, aus rein pragmatischen Gründen. Ich war schließlich zwei Jahre lang Adjutant und weiß, worauf man achten muss.

Wie kriegt man die Ornate zwischendurch eigentlich sauber?

Gersmann Man kann sie über Nacht reinigen lassen, aber nicht mehr als zwei oder drei Mal. Ansonsten muss man sich vorsehen. Deshalb holt ja auch der Adjutant das Essen oder die Getränke. So wird das Ornat nicht dreckig, weil man im Gedränge angestoßen wurde.

Sie kennen die Aufgabe. Was erwarten Sie von Ihrem Adjutanten?

Gersmann Ich habe den vollkommenen Adjutanten. Er ist immer perfekt vorbereitet, fährt uns überall hin und ist super nett. Wir haben viel Glück mit dem Hofstaat.

Es ist gute Tradition, dass das Prinzenpaar auf persönliche Geschenke verzichtet und stattdessen Spenden für einen guten Zweck sammelt. Sie haben sich für den Tiergarten in Odenkirchen entschieden.

Bude Ja, wir haben uns dafür entschieden, weil der Tiergarten ein wichtiger Ort für Familien und für die Naherholung ist. Das ist eine sehr unterstützenswerte Einrichtung.

Herr Bude, ist es ein besonderer Moment, wenn Sie vom derzeitigen OB zum Prinzen proklamiert werden?

Bude Es ist sicher etwas ungewöhnlich, aber es ist nur eine Fußnote. Damit werden OB und Prinz ganz locker umgehen. Ich glaube, einen Oberbürgermeister a.D., der Prinz wird, hat es woanders auch noch nicht gegeben.

Sie beide kennen den Mönchengladbacher Karneval sehr gut. Wovor haben Sie den meisten Respekt?

Bude Es können sehr lange Tage mit zwölf, dreizehn Terminen sein. Beim ersten genauso fröhlich und authentisch zu sein wie beim letzten ist sicher die hohe Kunst. GERSMANN Respekt klingt für mich nach Schwierigkeiten. Da habe ich eigentlich gar nichts im Kopf, was mich besorgt machen würde. Ich habe den Karneval in den letzten zwei Jahren als Adjutant ja hautnah erlebt. Mir ist dabei klar geworden, wie wichtig der Karneval für die Menschen hier ist und was dabei an gesellschaftlich wichtiger Arbeit geleistet wird.

Gibt es Veranstaltungen, auf die Sie sich besonders freuen?

Bude Ich war im letzten Jahr bei vier, fünf Terminen als Adjutant mit dem Prinzenpaar unterwegs, als ich Barbara vertreten habe, die kurzzeitig ausgefallen war. Das waren auch Termine, die man als Garde nicht mitmacht. Bei einem Termin im Pfarrheim war eine tolle Stimmung. Das hat mir viel Spaß gemacht. Auf solche Überraschungen freue ich mich. GERSMANN Ich freue mich auf die Veranstaltungen der Gesellschaften. Außerdem wird es sicher ein besonderer Moment, das eigene Rathaus zu stürmen. Als Bezirksvorsteherin habe ich ja die Schlüssel. Mal sehen, was wir daraus machen.

Müssen sich die Präsidenten auf ein spontanes Prinzenpaar gefasst machen?

Bude Ja, aber das soll keine Drohung sein. (lacht)

350 Karnevalstermine sind sehr viel. Läuft Ihre normale Arbeit weiter?

Gersmann Ja, natürlich. Ich schließe die Kanzlei nicht. BUDE Es läuft alles weiter.

Und nach der Session werden Sie dann MKV-Präsident?

Bude Ich habe mich für den Vorsitz bei der Prinzengarde entschieden. Ich kann auch so viel für den Karneval tun.

DAS GESPRÄCH FÜHRTEN RALF JÜNGERMANN, CHRISTIAN LINGEN UND ANGELA RIETDORF.

(RP)
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