Mönchengladbach Berufskolleg nun offiziell mit Courage

Mönchengladbach · Extremismus, Fundamentalismus und rechte Bewegungen treten immer häufiger in Erscheinung. Umso wichtiger ist es, sich für Gleichheit und kulturelle Vielfalt einzusetzen. Das Maria-Lenssen-Berufskolleg tut dies nun offiziell.

 Die Hauptinitiatoren des Projekts am Maria-Lenssen-Berufskolleg. Von Links: Vera Lankes, Gaby Wenzel, Harald Weuthen, Linda Goor, Robin Clever, Sarah Frie, Michael Holzportz und Pate Mathis Wiesselmann.

Die Hauptinitiatoren des Projekts am Maria-Lenssen-Berufskolleg. Von Links: Vera Lankes, Gaby Wenzel, Harald Weuthen, Linda Goor, Robin Clever, Sarah Frie, Michael Holzportz und Pate Mathis Wiesselmann.

Foto: Bandilla

Die Aula des Maria-Lenssen-Berufskollegs war auf jedem Platz besetzt, als der Gladbacher Polizeipräsident Mathis Wiesselmann seine Rede hielt. Anlass war die bundesweite Initiative "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". "Unterschiede innerhalb einer Gesellschaft sind wertvoll, und jeder ist in der Verantwortung sie zu schützen und Einfluss zu nehmen" lautete einer der vielen Kernbotschaften aus seiner Rede. Wiesselmann ist Pate des Projekts an dem Berufskolleg und überreichte nun die Zertifizierungsurkunde.

Zuvor begrüßte die stellvertretende Schulleiterin Gaby Wenzel die Schüler, Lehrer und Vertreter der Stadt und übergab das Mikrofon an Vera Lankes und Robin Clever von der Schülervertretung. Die beiden Jugendlichen stellten in einer Power-Point-Präsentation die Projekte vor, die die Schüler unter dem Motto bereits durchgeführt haben. Im Rahmen des Projekts "Vielfalt leben" drehten die Schüler einen kurzen Film, der an die Leinwand der Aula projiziert wurde. Zu sehen war die Vielfalt Rheydts: Zu Adel Tawils Lied "Eine Welt, eine Heimat" präsentierten die beiden eine Fotostrecke zu allen Kulturen, die in Rheydt in Form von Einkaufsläden, Restaurants oder anderen alltäglichen Dingen präsent sind. Ziel des Projekts sei es gewesen, die kulturelle Vielfalt in der eigenen Umgebung zu erkennen, so Lankes.

Aber auch die Vergangenheit wurde von den Schülern der Oberstufe aufgearbeitet. Nach der Auschwitz-Fahrt in diesem Jahr wurde zum Gedenken der Euthanasie-Opfer die Theatercollage "Lebensunwert" geschrieben und einstudiert. In dem Theaterstück wurden nicht nur die Gräueltaten des Dritten Reiches aufgezeigt, sondern auch, zu was Vorurteile, Gruppenzwang und Diskriminierung letztendlich führen können. "Die Vergangenheit darf nicht in Vergessenheit geraten, denn wir können viel daraus lernen", so die beiden Schüler. Die Theatercollage wurde sogar für den Inklusionsförderpreis nominiert und erreichte den vierten Platz.

In der jüngeren Vergangenheit haben Radikalisierung und Salafismus an Bedeutung gewonnen. Seit Jahren ist ein Anwachsen der islamistisch-fundamentalistischen Szene, vor allem in deutschen Großstädten, zu erkennen. "Kopfsache" ist der Titel des Präventionsprojektes der Polizei gegen islamistischen Extremismus. Das Berufskolleg ist eine von vier "Pilot-Schulen" im Stadtgebiet, die an diesem neuartigen Projekt teilgenommen hat und "ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwischen einer Schule und der Polizei", wie Wiesselmann es beschrieb. Durch das Projekt soll bei den Schülern eine positive Grundhaltung zu freiheitlichen und demokratischen Werten gefördert werden, gleichzeitig aber dem Generalverdacht gegen Muslime entgegengewirkt werden. Des Weiteren gab es Projekte zu ganz aktuellen Themen, die die Jugendlichen selbst betreffen. Beispielsweise die Projektarbeit "Mensch sein", bei der die Oberstufenschüler ihre unterschiedlichen Nationalitäten auf großen Bannern präsentierten.

"Als man mich fragte, ob ich Pate der Aktion werden wolle, sagte ich sofort zu", sagte Wiesselmann. Weitere Infos zu der Initiative habe er nicht gebraucht. "Das war selbsterklärend und selbstverständlich für mich, ein solches Projekt in unserer Stadt zu unterstützen."

"Das Berufskolleg ist nun die 704. Schule in NRW ohne Rassismus und mit Courage", erklärte der letzte Redner, Michael Holzportz von der Gladbacher Arbeitsstelle für interkulturelle Bildung und Integration, und dankte dem Paten für die Unterstützung. Bei dem Titel handelt es sich aber nicht um einen Preis oder gar eine Auszeichnung. Nein. Es ist eine Selbstverpflichtung aller Schüler und Lehrer, gegen Gewalt, Diskriminierung und Mobbing vorzugehen. Mindestens 70 Prozent aller Schüler müssen sich mit einer Unterschrift bereiterklären, den humanistischen Gedanken auszuüben und Verantwortung für ein positives Klima sowohl in der Schule als auch im Leben zu übernehmen. Außerdem werden unter diesem Leitgedanken jedes Jahr neue Projekte ins Leben gerufen, sowohl für die Schüler als auch für die Lehrer.

(RP)
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