Mönchengladbach Betreutes Wohnen: Die Hilfe vom Amt

Mönchengladbach · Die Treppe braucht einen Lift, das Badezimmer eine Dusche, ein Notruf muss installiert werden: Die Stadt greift ein, wenn ältere Menschen in ihrer Wohnung nicht mehr alleine leben können. Berater empfehlen Umbauten, verhandeln darüber mit Vermietern und unterstützen Architekten beim Bau von neuen Senioren-Wohnanlagen.

Wenn Fred Voiß (59) von Konzepten zum betreuten Wohnen hört, dann reagiert er erst einmal zurückhaltend. "Betreutes Wohnen kann schnell zum bereuten Wohnen werden", sagt der Leiter des städtischen Amtes für Altenhilfe. Voiß hat jahrzehntelange Erfahrung und viele Senioren, Vermieter und Investoren beraten. Und er weiß um die erschwerten Bedingungen für alle. "Im Gegensatz zum Wohnen im Heim gibt es für betreutes Wohnen keine gesetzlichen Standards oder Bestimmungen", sagt er. Deshalb legt die Stadt Wert auf Wohnberatung, die alle Beteiligten abrufen können.

Da ist die 81-jährige Maria Schmitz*, die merkt, dass sie in den eigenen vier Wänden nicht mehr alleine klarkommt. Sie wendet sich an das städtische Amt für Altenhilfe und landet bei Angelika Noll (53), Leiterin der Beratungsstelle Pflege und Wohnen. Sie sorgt dafür, dass ein Wohnberater die ältere Dame aufsucht. "Wir wollen überprüfen, ob Frau Schmitz in ihrer Wohnung bleiben kann, wenn diese seniorengerecht verändert wird", sagt sie. Das schließt Umbauten ebenso mit ein wie bestimmte Serviceleistungen, die Frau Schmitz empfohlen werden: Essen auf Rädern, Haus-Notruf, Hausmeister-Dienste.

Frau Schmitz lebt in einer Mietwohnung und kann diese Umbauten nicht in die Wege leiten. Auch da greift die Stadt ein: Ein technischer Berater des Wohnungsamtes setzt sich mit dem Vermieter in Verbindung und klärt mit ihm den Umfang der möglichen Umbauten ab. Obwohl damit Investitionen verbunden sind, lassen sich zahlreiche Vermieter auf die vom Experten empfohlenen Vorschläge ein. "Wenn jemand 40 Jahre in einer Wohnung gelebt hat und immer pünktlich die Miete bezahlt hat, wollen Hauseigentümer diesen Mieter nicht verlieren. Außerdem wissen sie, dass sie damit den Wert der Wohnung steigern", sind Voiß' Erfahrungen.

Wenn danach feststehen sollte, dass Maria Schmitz nicht in ihren vier Wänden bleiben kann, sondern in eine Wohnung mit Serviceeinrichtungen umziehen muss, können die Wohnberater auf ein umfassendes Angebot in Mönchengladbach verweisen. Wohlfahrtsverbände, Altenheimträger, Wohnungsbaugesellschaften und private Investoren vermieten Wohnungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Senioren zugeschnitten sind. Auch da greift die Stadt ein, wenn Architekten neue Wohnprojekte planen: Sie werden von Voiß und seinen Mitarbeitern informiert, was eine Senioren-Wohnung ausmacht, um den Anforderungen des betreuten Wohnens zu genügen.

Für die Planungsgespräche nehmen sich Voiß und Noll Zeit. Denn sie wissen: Sünden, die bei Neu- und Umbauten gemacht werden, müssen Senioren ausbaden. "Wir wollen verhindern, dass an einer Stelle ein Übermaß an Altenwohnungen ist und sie an anderer Stelle fehlen. Wir weisen auf Planungsfehler hin: Da werden Badezimmer zu klein konzipiert, steht das Bett neben der Couch, ist die Dusche nicht ebenerdig", sagt Voiß. Eingebunden wird eine Standortanalyse: Wo ist die Bushaltestelle? Gibt es im Wohnumfeld abgesenkte Bürgersteige? Wo kann ich Servicedienste abrufen? Dass Seniorenwohnungen für Investoren in einer immer älter werdenden Gesellschaft ein Geschäft sind, diese Erfahrung macht Voiß oft: "Gespräche mit Investoren führen wir jede Woche." * Name von RP geändert

(RP)
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