Mönchengladbach Betriebsseelsorger bringt sich ins Gespräch

Mönchengladbach · Nachdem seine Stelle zuvor acht Jahre unbesetzt war, versucht Rainer Ostwald derzeit besonders eins - bekannt zu werden. Ein hochkarätig besetztes Gespräch zum Thema Arbeiten in der Stadt soll dabei helfen.

 Rainer Ostwald war im Bistum Aachen lange in der Jugend- und Krankenhausseelsorge tätig, nun in der Betriebsseelsorge.

Rainer Ostwald war im Bistum Aachen lange in der Jugend- und Krankenhausseelsorge tätig, nun in der Betriebsseelsorge.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Immer mehr sozialversicherungspflichtige Stellen, zahlreiche Neuansiedlungen, eine zuletzt rückläufige, aber immer noch sehr hohe Arbeitslosenquote: Der hiesige Arbeitsmarkt ist extrem facettenreich. Doch wie nehmen die Arbeitnehmer die Situation wahr? Wie gehen sie damit um, dass ihnen im Mehrschichtbetrieb die sozialen Kontakte flöten gehen? Was geht hinter den hohen Mauern bei Zalando vor sich? Warum sind, trotz teils erfreulicher Entwicklungen, noch immer so viele Leiharbeitsfirmen am Zug? Es sind Fragen wie diese, die Rainer Ostwald umtreiben. Und er stellt sie. "Es ist mir wichtig, die Arbeitsmarktsituation in einem ersten Schritt klarer zu fassen", sagt er. In einem zweiten sollen überprüfbare Handlungsvereinbarungen getroffen und im Idealfall Verbesserungen herbeigeführt werden.

Doch das ist noch Zukunftsmusik, und auch die hatte ziemlich viel zeitlichen Vorlauf. Seit Mai ist Rainer Ostwald der neue Betriebsseelsorger im Bistum Aachen für Mönchengladbach, Korschenbroich und Jüchen - zuvor war diese Stelle rund acht Jahre unbesetzt gewesen. "Ich muss erst einmal bekannt werden, damit die Leute wissen, dass es mich gibt", sagt Ostwald. Im ersten Dreivierteljahr hat er daher Kontakte zu Arbeitsagentur, Jobcenter, IHK, Kreishandwerkerschaft, Ratsfraktionen sowie Betriebsräten gesucht. Im November war der Theologe und Sozialarbeiter für 14 Tage im Betriebseinsatz bei Nexans, um ein Gefühl für den Einsatz an der Werkbank zu bekommen. Im Vorfeld machte er zudem Praktika bei Daimler in Sindelfingen sowie bei Opel in Rüsselsheim und nahm an einer Betriebsbesichtigung bei Amazon in Rheinberg teil.

Für Donnerstag, 26. März - den Tag der Minto-Eröffnung - lädt Ostwald im Namen der Betriebsseelsorge nun zum "Ersten Mönchengladbacher Arbeitsgespräch" ein. Von 9 bis 12 Uhr geht es im Haus der Regionen (Bettrather Straße 22) um die eingangs gestellten Fragen. Hermann-Josef Kronen vom Volksverein leitet mit einem Impulsreferat zu Herausforderungen in der Arbeitswelt ins Thema ein. Es folgt um 10.15 Uhr eine von Herbert Baumann (ehemals WZ) moderierte Podiumsdiskussion mit OB Hans Wilhelm Reiners, Regionaldekan Ulrich Clancett, Superintendent Dietrich Denker, Dominik Kofent (Verdi), David Bongartz (WFMG), Bernd Meisterlings-Riecks (Jobcenter) und Jochen Maaßen (Kreishandwerkerschaft). "Besonders Herr Reiners war hellauf begeistert und wirkte als Türöffner", sagt Ostwald. Maximal 120 Interessierte können kostenfrei teilnehmen, Anmeldungen bis 20. März an 02161 980625 oder rainer@ost-wald.de.

Ostwald war im Bistum lange in der Jugend- und Krankenhausseelsorge tätig, im Nebenjob macht er Internetseelsorge - und er ist Geschäftsführer des Berufsverbands der PastoralreferentInnen Deutschlands. Nun wagte er einen neuen Schritt. "Kirche interessiert sich für Menschen in der Arbeitswelt", sagt er. "Uns ist es nicht egal, wenn Menschen sich hilf- und aktionslos gegenüber Konzerninteressen fühlen." Sein Ansatz sei ökumenisch, zumal es in der evangelischen Kirche keine Betriebsseelsorge gebe. Er wird meist von Betriebsräten eingeladen - kürzlich etwa bei Trützschler. Arbeitnehmer können jedoch auch individuellen Kontakt zu ihm suchen. Bei tiefergehenden Problemen oder arbeitsrechtlichen Fragen verweist er an Beratungsstellen. Er ist sich sicher, dass es für sein Angebot eine Nachfrage gibt. Denn das zweite Arbeitsgespräch ist bereits terminiert: für den 17. März 2016.

(RP)
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