Mönchengladbach Bewegender Abschied von Eddi Erlemann

Die Trauernden saßen und standen eng an eng in der Münsterbasilika, in der Krypta und im eigens aufgestellten Zelt auf dem Vorplatz. Ein großer Trauerzug zog nach dem Gottesdienst durch die Stadt zur Brandtskapelle.

Beerdigung von Eddi Erlemann
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Es fiel Ulrich Clancett sichtbar schwer, die Fassung zu bewahren. Er musste gestern seinen "Uropa" bestatten. "Eddi hat mich Urenkel genannt, also sagte ich Uropa zu ihm", sagte der Regionaldekan in seiner Predigt im Münster. Edmund Erlemann, Pfarrer und als ehemaliger Regionaldekan der Vor-Vorgänger von Clancett, wurde gestern von einer riesigen Menge von Menschen verabschiedet. Schon lange, bevor die Zeremonie begann, waren sowohl das Münster als auch das eigens für die Beerdigungszeremonie errichtete Zelt auf dem Vorplatz komplett gefüllt. Auch in der Krypta saßen und standen die Trauernden eng an eng. Der Trauergottesdienst wurde sowohl dorthin als auch ins Zelt übertragen. Menschen jedes Alters und jeder Hautfarbe waren gekommen, um den großen Menschenfreund Eddi, wie ihn alle nannten, auf seinem letzten Weg zu begleiten. "Eddi, der Mann mit dem unnachahmlichen Lächeln, hat Menschen, die aus welchen Gründen auch immer an den Rand der Gesellschaft geraten waren, eine Heimat gegeben", sagte Ulrich Clancett.

Viele davon waren zur Abschiedsfeier gekommen, selbstverständlich auch Eddis "Familie" aus dem Treffpunkt am Kapellchen, kurz: TaK, der Begegnungsstätte für die "kleinen Leute", die nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Priesteramt zu Edmund Erlemanns Zuhause geworden war. Sie saßen ganz vorne in der Basilika — stolz trugen sie ihre TaK-Schals um den Hals, manche in Kombination mit dem Borussenschal. Viele weinten. "Eddi hat zugehört, den Geschichten der kleinen Leute gelauscht, sie ernst und wichtig genommen", sagte Ulrich Clancett. Es waren die Armen, die Arbeitslosen, die vom Schicksal schlecht behandelten, die Einsamen, die Abhängigen, die Gedemütigten, für die Eddi Erlemann sein Herz öffnete.

Im Alter von 80 Jahren war Eddi Mittwoch vergangener Woche gestorben. "Ich wurde aus dem Franziskus-Krankenhaus angerufen", erzählte Ulrich Clancett. Nicht ahnend, was ihn dort erwartete, kam er in die Klinik. "Mitten in all der Geschäftigkeit des großen Krankenhauses lag Eddi in Zimmer 103 der Intensivstation — und um ihn herum war Ruhe und Frieden."

Der Gottesdienst berührte durch die einfühlsamen Worte, die Weggefährten Eddis fanden, die musikalische Gestaltung durch das Orchester der Münstermusik unter der Leitung von Klaus Paulsen ging ans Herz, besonders der Gesang der zwölfjährigen Marie Lina Hanke, einer Schülerin von Paulsen und Patenkind von Edmund Erlemann. Glockenklar sang sie und rührte viele Trauernde zu Tränen. Nach dem Gottesdienst zog die Trauergemeinde, angeführt von den Priestern und dem Leichenwagen vom Münster aus in Richtung Alter Markt und von dort aus zur Brandtskapelle an der Rudolphstraße, in deren Gruft er bestattet wurde. Und zwar genau unter der Werkbank, die Eddi vor Jahren anstelle eines Altars aufstellen ließ — "sehr zum Unmut der Konservativen, die erheblichen Anstoß an diesem profanen Gegenstand nahmen", wie Clancett sich erinnerte. "Eddi hat die Werkbank sehr bewusst dort aufstellen lassen, sie markierte seinen Arbeitsplatz, an dem er seine Gedanken feilte, immer wieder neu justierte und formte." Genau unter diesem profanen Altar wollte Eddi Erlemann beerdigt werden. "Das war sein ausdrücklicher Wunsch."

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