Mönchengladbach Bienen mögen keine schwarzen Socken

Mönchengladbach · Mit 19 Jahren legte sich der gelernte Krankenpfleger das erste Bienenvolk zu. Jetzt fliegen Michael Kirchs Insekten durch die ganze Stadt, und er kennt immer mehr tierische Geheimnisse. Kirchs großer Traum: Bienenstöcke auf Gladbachs Dächern.

 Michael Kirch ist Imker aus Leidenschaft. Seine ersten Bienenstöcke stehen in einem Garten im Nordpark.

Michael Kirch ist Imker aus Leidenschaft. Seine ersten Bienenstöcke stehen in einem Garten im Nordpark.

Foto: Knappe

Wie Michael Kirch zu seinen Tieren kam, ist schnell erzählt: "Ich ging spazieren, sah Bienen und wollte sie haben", sagt der 22-Jährige. Und so kaufte der gelernte Krankenpfleger und Naturliebhaber Hals über Kopf sein erstes Bienenvolk. Da war er gerade 19 Jahre alt. Das erste Jahr war für den Imkerneuling harte Arbeit. Alles, was man über Bienen wissen musste, las er sich an. "Ich bin eigentlich ein schlechtes Beispiel für Imkerei-Einsteiger. Viel besser ist es, wenn man sich als Anfänger dem örtlichen Imkerverein anschließt. Dort lernt man auch, die typischen Anfänger-Fehler zu vermeiden", sagt Michael Kirch.

Der junge Stadtimker scheint ein guter Autodidakt zu sein. Er bereitete seine Bienen auf den Winter vor und konnte sie zwei Jahre lang vor Krankheiten schützen. Aber dann hatte er einen Riesenverlust - durch die berühmt-berüchtigte Varroa-Milbe. "Das sind die Zecken der Bienen, auf den Menschen umgerechnet, sind sie so groß wie ein Kaninchen", sagt der 22-Jährige.

 Eine Maus als Untermieterin im Bienenstock. Das geht natürlich nicht. Das Tier musste raus.

Eine Maus als Untermieterin im Bienenstock. Das geht natürlich nicht. Das Tier musste raus.

Foto: Michael Kirch

Dennoch bleibt der Jungimker bei seinem Hobby. Seinen ersten Bienenstock stellte er in einem Privatgarten im Nordpark auf. "Es hat anderthalb Jahre gedauert, bis die Nachbarn etwas gemerkt haben", sagt Michael Kirch, "denn Bienen fliegen nicht wie Wespen gedeckte Tische an." Jetzt hat der Stadtimker seine Bienenvölker auch in Kleingärten und Parkanlagen angesiedelt. "Wer hier in der Stadt spazieren geht, sieht sie bestimmt", sagt er. Die Bienenstöcke stehen dagegen versteckt. "Vandalismus ist ein Problem. Aber auch Diebstahl." Das weiß auch der Jungimker.

Ein- bis zweimal in der Woche kontrolliert Michael Kirch all seine Völker. Denn es kann immer wieder etwas passieren. Einmal hatte ein Specht versucht, einen seiner Bienstöcke zu öffnen. Ein anderes Mal wollten sich Mäuse dort zum Überwintern einnisten.

Michael Kirchs Augen leuchten, wenn er von seinen Bienen erzählt. Zum Beispiel, wenn sich ein Volk vermehren möchte und sich dann teilt, wenn die neue Königin herangezogen wurde. "Die neue Königin bleibt im Stock, die alte fliegt mit der Hälfte des Volkes in einer Schwarmkugel davon und sucht den nächsten Unterschlupf. Das kann eine Gießkanne sein und auch schon mal ein Motorraum", erzählt Kirch. Diese Schwarmkugeln seien schon ein faszinierender Anblick. Nicht-Kennern mache er aber auch Angst. Wenn eine solche schwarze Kugel durch die Gegend fliegt, wird häufig die Feuerwehr angerufen. Die meldet sich dann wiederum bei Michael Kirch, weil er weiß, wie sich Bienen verhalten. Der 22-Jährige kennt viele tierische Geheimnisse. Zum Beispiel: Bienen mögen keine schwarzen Socken. "Schwarz ist für sie die Farbe des Auges. Wenn Bienen angreifen, weil sie sich verteidigen müssen, dann suchen sie die empfindlichsten Stelle - das Auge", sagt Kirch.

Zweimal im Jahr erntet der Jungimker den Honig seiner Bienen. Das nötige Equipment hat er sich angeschafft - vom Imkerschleier bis zur Honigschleuder. Das hat den Krankenpfleger ein kleines Vermögen gekostet. Aber Bienen sind nun mal sein großer Schwarm. Michael Kirch ist überzeugt davon, dass gerade Stadtbienen einen besonders leckeren Honig produzieren. "Das liegt an der Vielzahl der Blüten, die sie hier anfliegen können", sagt er.

Acht bis zehn Euro kostet ein 500-Gramm-Glas Honig von Michael Kirchs fleißigen Bienchen. Gegen Supermarkt-Preise kann der Hobbyimker nicht anstinken, das weiß er. Aber oft seien die Supermarkt-Angebote auch Mixprodukte. Da könne auch Honig aus Nicht-EG-Ländern drin sein, produziert von Bienen, von denen niemand wisse, womit sie gefüttert und behandelt wurden. Michael Kirchs Honig kommt ausschließlich von seinen eigenen Bienen, versichert er.

Der Hobby-Imker gibt mittlerweile Kurse zum Thema Bienen und stellt mit Kindern Wachskerzen her. Er möchte so vielen Menschen wie möglich die Natur näher bringen. Einen großen Traum hat Michael Kirch noch: Er möchte Bienenstöcke auf Gladbachs Dächern aufbauen. "Dafür suche ich noch große Flachdächer und bienenfreundliche Hausbesitzer", sagt er.

Vortrag von Michael Kirch in der Familienbildungsstätte "Warum brauch der Mensch Bienen" am 26. April, 19 Uhr. Anmeldung: www.fbs-mg.de

(RP)
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