Mordprozess in Mönchengladbach Blaues Auge auf dem Urlaubsfoto

Mönchengladbach · Am dritten Prozesstag um den mutmaßlichen Sexualmord in Mönchengladbach-Wickrath sagte unter anderem die Tochter des Opfers aus. Sie berichtete von Verletzungen, die ihr an ihrer Mutter aufgefallen waren, nachdem diese den Angeklagten kennengelernt hatte.

 Der Angeklagte B. vor dem Beginn des zweiten Prozesstages im Landgericht Mönchengladbach.

Der Angeklagte B. vor dem Beginn des zweiten Prozesstages im Landgericht Mönchengladbach.

Foto: Sabine Kricke

Auf der Anklagebank sitzt ein 68-jähriger Mönchengladbacher, der auch Dienstag die Beweisaufnahme im Saal A 100 schweigend und scheinbar emotionslos verfolgte. Ihm wird vorgeworfen, einen Mord in Tateinheit mit sexuellem Missbrauch einer widerstandsunfähigen Person begangen zu haben. Laut Anklage hat er zwischen dem 6. und 7. November 2016 seine stark alkoholisierte Lebensgefährtin mit verschiedenen Gegenständen vergewaltigt. Das Opfer verstarb nach Angaben von Gerichtsmedizinern an massivem Blutverlust. Details aus der Anklageschrift lassen sogar erfahrene Prozessbeobachter erschaudern. So unfassbar sind die vorgeworfenen Handlungen.

Ein Gespräch mit einem psychiatrischen Sachverständigen soll der Angeklagte jedoch bisher verweigert haben. Im Gerichtssaal erinnerte sich Dienstag die Tochter des Opfers, die den Prozess als Nebenklägerin verfolgt. Sie berichtete, wie stark sich die Mutter veränderte, nachdem sie den Angeklagten kennengelernt hatte. Ihrem vorherigen langjährigen Freund habe die Mutter "reinen Wein" eingeschenkt und ihn verlassen, so die Tochter.

Bei einer Familienfeier habe sie an ihrer Mutter unter einer weißen Bluse zahlreiche blaue Flecke bemerkt. Als die Tochter danach fragte, habe die Mutter geantwortet: "Das geht dich nichts an." Dies sei nicht die einzige seltsame Verletzung gewesen, die die Tochter an ihrer Mutter bemerkte. Aus einem Urlaub habe die 55-Jährige ein Foto von sich geschickt, das sie mit einem blauen Auge zeigte. Die Erklärung der Mutter: Sie sei betrunken vom Toilettensitz gefallen. Zum neuen Freund der Mutter sagte die Tochter Dienstag im Gerichtssaal, er habe keinen schlechten Eindruck gemacht. "Meine Mutter ist aufgeblüht. Sie fing an, mehr zu trinken", ergänzte die Zeugin.

Der 64-jährige Wirt, in dessen Pizzeria der Angeklagte mit der Freundin, deren Bruder und einem Freund den Novemberabend verbracht hatte, erinnerte sich im Gerichtssaal: "Bei dem Aufbruch aus dem Saal ist die Frau gefallen." Und auch ein Taxifahrer sagte aus: "Die Frau war ziemlich betrunken, allein konnte sie nicht stehen. Sie konnte auch nicht allein in das Auto steigen. Später hat sie im Wagen geschnarcht." Die 55-Jährige hatte immerhin 3,79 Promille im Blut. Auch der frühere Freund der Frau war Dienstag Zeuge im Mordprozess. Seit sie den Angeklagten kannte, sei sie nur noch unterwegs gewesen, sagte er aus. Schließlich habe die 55-Jährige ihm erklärt: "Ich ziehe aus." Einmal habe er auf den Oberarmen der Frau zahlreiche blaue Flecke gesehen. Er habe aber nichts gesagt, berichtete der Ex-Freund im Gerichtssaal.

Der Prozess wird am 22. Mai fortgesetzt.

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