Mönchengladbach Bleichwiese mit Werbe-Effekt

Mönchengladbach · Aus der Brachlandschaft an der Fliethstraße machen Gladbacher Unternehmen einen Park mit Café. Für ihre Arbeitskraft berechnen sie nichts. Ihr Verdienst liegt im Werbewert des Projekts als Arbeitsprobe.

Die Grünfläche mit einem See, ein Container für ein Café und eine kleine Außenterrasse: Wollte man die Bleichwiese, das Grundstück des ehemaligen Zentralbades zwischen Fliethstraße und Lüpertzender Straße auf herkömmliche Art in einen Park umgestalten, würde das die Stadt wohl einen sechsstelligen Betrag kosten, glaubt Johannes Jansen, Objektdesigner der Raumkonzept-Spezialisten "Die Freimeister". Vor zwei Jahren schon hatte der Designer das Konzept für das brachliegende Grundstück im Rahmen des Freimeister-Projekts "Stadtprothesen" ersonnen. Dass es jetzt realisiert wird, bedeutet für Jansen nicht nur die Umsetzung eines Konzepts. Für die beteiligten Unternehmen und die Stadt hat der Umbau des Areals auch einen wirtschaftlichen Nutzen.

"Das ist eine sinnvolle Zwischennutzung des Kerngrundstücks", sagt Rolf Theißen, Geschäftsbereichsleiter Immobilien, Verwaltung und Entwicklung bei der EWMG. Die städtische Entwicklungsgesellschaft soll das Grundstück vermarkten. Das gelingt natürlich besser, wenn das Areal einen sauberen, gepflegten Eindruck macht. Ein weiterer Vorteil: Sollte nur für einen Teil der rund 8000 Quadratmeter große Fläche ein Investor gefunden geben, bestehe eventuell auch die Möglichkeit, mit geringen Änderungen das Areal parallel zu nutzen.

Neun Unternehmen und Institutionen haben sich an dem Bleichwiese-Projekt beteiligt. Dabei wurden auf der Kostenseite für Materialien Selbstkostenpreise kalkuliert, um mit dem Budget von 30 000 Euro auszukommen. Aber ganz umsonst ist der Einsatz der Unternehmen trotzdem nicht. Denn schon jetzt prangen auf großen Plakaten an Bauzaun und Brückenstück die Namen der Beteiligten. Auch wenn der Park fertig ist, führt eine Tafel die Firmennamen und Logos der beteiligten Unternehmen auf.

"Es ist eine unkonventionelle Art, ein Problem in der Stadt anzugehen", findet Klaus Bamberg, Geschäftsführer der Gesellschaft Neue Arbeit, die Langzeitarbeitslose qualifiziert und Menschen mit Behinderungen einen Arbeitsplatz bietet. Die Neue Arbeit hat eine Kolonne mit sechs Mitarbeitern sowie Maschinen für die Umgestaltung gestellt. "Man muss mal zeigen, dass man in der Stadt etwas zusammen macht", sagt Bamberg. Und gleichzeitig kann er möglichen zahlenden Auftraggebern zeigen, was seine Mitarbeiter alles leisten können. Eine Werbe-Investition, die die Bilanz kaum belastet.

David Bongartz, Prokurist bei der Wirtschaftsförderung, sieht die Wirkung des Projekts auch über die Stadtgrenzen hinaus. Denn mit der erfolgreichen Umsetzung kann man auch bei der Werbung für den Standort Mönchengladbach punkten. "Investoren nehmen schon wahr, wie eine Stadt tickt", ist seine Erfahrung aus der Akquisition. Eine solche Gemeinschaftsarbeit signalisiert, dass in Mönchengladbach Hand in Hand gearbeitet wird und die Stadt offen für neue Ideen ist. Das macht den Standort attraktiv, was auch für andere Unternehmen zum Beispiel bei der Suche nach Fachkräften hilfreich sein kann. "Die Werbung war auch für die Sponsoren ganz klar mit ein Argument", sagt Bongartz. "Wobei ich das Gefühl hatte, dass viele einfach auch die Idee witzig fanden und dabei sein wollten." Mit der Frauenfußball-Weltmeisterschaft im nächsten Jahr dürfte das zentral gelegene Areal noch weiter ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt werden - und damit auch die Namen der Sponsoren vielfach registriert werden.

"Die Idee zur Umsetzung ist beim Apparillo-Käffchen entstanden", verrät Projektmanager Martin Platzek. Apparillo ist ein Netzwerk der Mönchengladbacher Kreativbranche, das im November vergangenen Jahres gegründet wurde. Ziel des Netzwerkes ist es, Ideen auszutauschen, sie zu Projekten reifen zu lassen und schließlich umzusetzen. Die Bleichwiese ist ein Beleg, dass es funktioniert.

(RP)
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