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Mönchengladbach Blumen, Obst und Eier vom Straßenrand

Mönchengladbach · Viele Höfe in Mönchengladbach bieten frische Waren an - bei manchen darf sich die Kundschaft gar selbst bedienen. Eine Rundfahrt.

Selbstversuch: So pflückt man sich durch Mönchengladbach
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Der Hofladen am Syderhof ist montagmittags geschlossen aber der Verkauf geht weiter. Zweieinhalb Kilogramm Kartoffeln, "Annabelle", gibt es für 2,30 Euro. Hühnereier für 1,90 Euro. "10 dicke frische braune Eier" - steht auf einem Schild und: "Erst Münzgeld einwerfen, dann gelben Knopf 1 drücken." Man wirft und drückt, die Tür macht "Klick" und öffnet sich. Die Eier sind dick und braun und sicher auch frisch. Der Automat gibt zehn Cent Wechselgeld aus.

Am Syderhof hängt ein Schild, da ist ein Kartoffel drauf und sie hat Arme, Beine und ein Gesicht. Sie lacht und winkt und sieht recht freundlich aus, nicht so wie der Hund, der lauert ums Eck. "Hier wache ich", steht auf dem Warnhinweis, da ist einem die winkende Kartoffel lieber. Vor neun Monaten hat Bauer Franken hier seinen Automaten aufstellen lassen, weil der Hofladen nicht immer besetzt sein kann. "Die Kunden legen aber wert auf die frische Ware", sagt Heribert Franken, "gerade am Wochenende wird der Automat sehr gut angenommen." Der Syderhof liegt an der Gladbacher Straße. Mit 70 Sachen peitscht der Verkehr hier raus aus der Stadt. Man hält, zieht sich zehn Eier und ist wieder weg. Zum Abschied winkt die Kartoffel.

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Links geht es Richtung Grotherath. Auf der Weide grasen Kühe, denkt das Stadtkind. Rechts vom Zaun wachsen Gladiolen, Pfingstrosen und Margeriten. "Gestern war ein junger Mann da" erzählt Walter Pflipsen, "der hat einen Strauß für seine Freundin gepflückt." Die Tausendschön gingen gut, sagt Elisabeth Pflipsen, und die Malven auch. Die Pflipsens haben eine Vase Sonnenblumen auf dem Esstisch stehen, ein Eigengewächs. Sie bauen auch Raps an, Zuckerrüben und Weizen. In Hardt haben bewirtschaften sie ein Kartoffelfeld, vier Hektar Land, die Kartoffeln verkaufen Sie in einer Truhe vor der Tür. Wer möchte, bedient sich und wirft fünf Euro in den Briefkasten. "Manchmal gibt es Schwund", sagt Elisabeth Pflipsen, "dafür ist ein andern Mal mehr Geld im Briefkasten." Das funktoniert. Wie bei den Blumen.

Die wachsen auf der gegenüberliegenden Straßenseite, da liegen Scheren und Bänder, man bedient sich selbst. Ein kleiner Strauß kostet drei Euro, der große kostet fünf. Wer sich unsicher ist, nimmt den für vier Euro. Letztendlich aber ist das Ermessensache, die Pflipsens setzen auf die Ehrlichkeit der Kundschaft. Auch für die Blumen gibt es einen Briefkasten, mit Hinweis für den Postboten: "Keine Reklame einwerfen."

"Wir haben Spaß daran", sagt Elisabeth Pflipsen. Wer einen Strauß pflückt, zahle in der Regel auch. Sollte sich das einmal ändern, würden sie das Angebot eben einstellen. "Dann bekommen die Rinder mehr Platz zum weiden", sagt die Bäuerin. Achso, Rinder, denkt das Stadtkind. Keine Kühe.

Karoline Heinrichs hat auch einen Briefkasten, aber das Geld sammelt sie in einem Blumentopf. Heinrichs Hof liegt in mitten Merreter, hier gibt es Erdbeeren und "neue Kartoffeln" - liest man am Hofeingang - und natürlich fordert das die Frage heraus: Gibt es auch alte? "Das ist die neue Ernte", erklärt Karoline Heinrichs dem Unwissenden, auch wenn sie gar nicht mehr richtig erntet. 2003 haben die Heinrichs den Betrieb eingestellt, seitdem verkauft die heute 74-Jährige, was die Gärten noch abwerfen. "Alles allein verarbeiten, das können Sie nicht", sagt sie, darum gibt es Kartoffeln und Josta-Beeren, und wenn man lieb fragt, bekommt man eine blaue Plastikschale und darf die Johannisbeeren selber pflücken. "Möchte aber fast niemand", sagt Heinrichs. Man möchte aber, macht das Schälchen schön voll und bedankt sich artig. Karoline Heinrichs stutzt, rupft noch mehr vom Strauch und sagt: "Ein paar gehen da noch rein."

(RP)
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