Mönchengladbach Borussia-Raute darf nicht auf Grabstein

Mönchengladbach · Michael Frehn wollte einen Wunsch seines Vaters erfüllen und die Borussia-Raute auf den Grabstein eingravieren lassen. Dies ließ die Kirchengemeinde Wickrathberg nicht zu. In einer Grabeskirche soll es bald Plätze für Borussia-Fans geben.

 Auf dem Wickrathberger Friedhof darf es keine Raute geben.

Auf dem Wickrathberger Friedhof darf es keine Raute geben.

Foto: Reichartz

Es war der große Wunsch seines Vaters. "Wenn ich einmal sterbe, dann soll die Raute von Borussia mit auf meinem Grabstein stehen", hatte Karl-Heinz Frehn (72) seinem Sohn Michael hinterlassen. Natürlich wollte er ihm diesen Letzten Willen auch erfüllen. Und bekam eine Absage. Die Evangelische Kirchengemeinde Wickrathberg lässt dies nicht zu.

"Der von uns beauftragte Steinmetz bekam keine Genehmigung, als er nachgefragt hat", sagt Michael Frehn und wundert sich: "Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Es soll doch nur eine etwa 10x15 Zentimeter große Raute irgendwo am Rand des Grabsteins sein. Im Mittelpunkt stehen betende Hände." Die Kirchengemeinde verweist nicht nur auf die Friedhofssatzung, in der das ausdrücklich untersagt wird. Der Wickrathberger Pfarrer Martin Gohlke stellt außerdem klar: "Dieser Wunsch lässt sich nicht mit unserer reformierten Tradition vereinbaren."

Die Evangelische Kirchengemeinde Wickrathberg pflegt diese Tradition auf ihrem Friedhof, der aus dem Jahr 1834 stammt. Der reformatorische Charakter drückt sich darin aus, dass die Bibel im Mittelpunkt steht, Schlichtheit auch Kennzeichen der Grabstätten sein soll und die Konzentration auf das Wort Gottes beschränkt bleibt.

Eine Ablenkung etwa durch die Raute von Borussia soll es nicht geben. "Früher waren sogar Blumenschmuck und Kerzen nicht erlaubt. Das sehen wir zwar heute entspannter. Aber eine Raute lassen wir nicht zu", sagt Gohlke. Und seine Kollegin Esther Gommel-Packbier, die auch Friedhofsbeauftragte der Kirchengemeinde ist, sagt: "Das ist in der Friedhofsordnung klar geregelt. Wer sie unterschreibt, muss sich daran halten. Welche Grenzen sollen wir sonst ziehen?"

Dennoch gibt es immer wieder Diskussionen, wenn vergleichbare Wünsche geäußert werden. In Dortmund stürzte der Letzte Wille eines Neunjährigen eine katholische Kirchengemeinde in einen schweren Gewissenskonflikt: Der krebskranke Junge hatte sich kurz vor seinem Tod einen Grabstein mit Fußball und BVB-Logo gewünscht. Die Kirchengemeinde lehnte dies zunächst ab und einigte sich dann mit den Eltern auf einen Kompromiss, nachdem es einen Sturm der Entrüstung gegen die erste Entscheidung gegeben hatte. Die Kirchengemeinde bestand auf ein zusätzliches christliches Symbol. Vor einigen Jahren scheiterte ein Versuch im Siegerland, einem Schalke-Fan das Grab mit Fußball-Kunst zu verschönern.

Es gibt andere Möglichkeiten: In Hamburg hat der HSV 2008 als erster Bundesligist ein Grabfeld für seine Fans anlegen lassen. In Gelsenkirchen hat sich die Gesellschaft "Schalke-Fan-Feld" gegründet, die nicht zum Club gehört und auf einem kommunalen Friedhof Grabstellen anbietet. Borussia hat Vergleichbares auf einem Friedhof derzeit nicht vor. Aber es gibt Gespräche zwischen Borussia und dem Rheydter Pfarrer Klaus Hurtz, dass es in der künftigen Grabeskirche St. Josef Rheydt (Juppekerk) Urnenplätze für Borussia-Fans geben soll. Auch die Stadt Gladbach lässt auf einem kommunalen Friedhof einen Stein mit Borussia-Raute zu. Doch das hilft Michael Frehn nicht weiter.

Sein Vater ist bereits auf dem Wickrathberger Friedhof begraben, weil dies der Familienfriedhof ist. Frehn bekommt in den nächsten Tagen Post vom Borussia. Markus Aretz, Leiter der Kommunikationsabteilung des Bundesligisten, sagte der RP: "Für uns ist es eine Ehre, dass sein Vater diesen Wunsch hatte. Es ist mir wichtig, dass sein Sohn dies weiß."

(RP)
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