Mönchengladbach Brauchen wir mehr Videoüberwachung?

Mönchengladbach · Der Bundestag hat den Weg für mehr Kameras freigemacht. Das dürfte auch in der Stadt für neue Diskussionen über weitere Standorte an Brennpunkten sorgen.

 Seit September 2004 wird der Bereich Alter Markt von 18 bis 6 Uhr beobachtet. Bei Bedarf werden die Zeiten ausgedehnt.

Seit September 2004 wird der Bereich Alter Markt von 18 bis 6 Uhr beobachtet. Bei Bedarf werden die Zeiten ausgedehnt.

Foto: Raupold

In der Altstadt hat sich die Videobeobachtung bewährt. Schon häufig waren die Kameraaufzeichnungen bei Bekämpfung und Aufklärung von Verbrechen hilfreich. Als am 21. Januar 2012 die verfeindeten Rockergruppen Hells Angels und Bandidos aufeinandertrafen, erkannte die Polizei auf den Kamerabildern, dass die ganz großen Bosse der berüchtigten Motorradclubs mit dabei waren. Einer der Haupttäter ging wenige Monate später in Haft.

Als nach der Saisoneröffnung von Borussia im Juli 2009 deutsche Hooligans in der Altstadt Jagd auf englische Fans machten, ging die Polizei binnen Minuten dazwischen und konnte 21 Schläger ermitteln. Auch Sexualtäter, Antänzer und Räuber konnten durch die Videoüberwachung schon identifiziert und später zu Gefängnisstrafen verurteilt werden.

Gestern hat der Bundestag den Weg freigemacht für mehr Videoüberwachung. Hintergrund sind die Gewalttaten im vergangenen Jahr. Das könnte in der Stadt für neue Diskussionen sorgen. Denn der Ruf, nach mehr Kameras auch an anderen Stellen in der Stadt, wurde und wird immer wieder einmal laut. Zuletzt war das so nach den sich häufenden Sachbeschädigungen am Sonnenhausplatz. Doch bislang waren die Hürden hoch für weitere Videobeobachtungen.

Frank Boss, Vorsitzender des Polizeibeirates, ist ein Befürworter für mehr Videoüberwachung. Zwar müsse jeder einzelne Standort penibel nach seiner Sinnhaftigkeit überprüft werden, aber seiner Meinung nach sind Kameras äußerst hilfreich bei der Verbrechensbekämpfung und -aufklärung. Dabei könnte sich der CDU-Politiker durchaus auch vorstellen, dass die Videobeobachtung temporär an bestimmten Punkten installiert wird. "Nach einer gewissen Zeitspanne müsste dann überprüft werden: Hat es etwas gebracht? Ist die Beobachtung dort sinnvoll oder nicht?", sagt Boss. Der Platz der Republik sei so ein Ort, wo der Vorsitzende des Polizeibeirats sich damals, als die Drogendealerszene dort florierte, Kameras als durchaus zweckmäßig vorgestellt hat.

Nach der Meinung von Frank Boss sei es ebenfalls überlegenswert, ob die Videobeobachtung immer nur Polizeisache sein muss. "Man müsste klären, was die Kommunen übernehmen können und dürfen", sagt er. Bei der Videobeobachtung in der Altstadt sitzen Polizeibeamte bei eingeschalteten Kameras vor Monitoren, um das Geschehen im Blick zu haben. Das bindet Personal.

Mit 600 bis 800 Straftaten jährlich gilt die Altstadt als Kriminalitätsschwerpunkt in der Stadt. Doch es gibt noch weitere Orte, die zumindest subjektiv als "Brennpunkte" angesehen werden. Der Bereich um die Citykirche und der Marienplatz zählen beispielsweise dazu. Dort werden zumindest viele Ordnungswidrigkeiten gemeldet.

Mehr Kameras soll es auf jeden Fall bald in der Stadt geben. CDU und SPD haben einen Antrag auf den Weg gebracht, in dem sie die Verwaltung auffordern, geeignete Standorte für Webcams vorzuschlagen. Die sollen zwar aus touristischen Zwecken installiert werden, also möglichen Besuchern schöne Bilder aus dem Stadtgebiet liefern, könnten aber gleichzeitig auch abschreckende Wirkung für potenzielle Straftäter haben, die sich durch die Kameras beobachtet fühlen. Angedacht als Webcam-Standorte sind beispielsweise der Hauptbahnhof Mönchengladbach, das Museum Abteiberg, der Sonnenhausplatz und die Kaiser-Friedrich-Halle. Die FDP hält von den Webcams als Tourismus-Förderung ebenso wenig wie von weiteren Videobeobachtungen. "Wir glauben nach wie vor nicht, dass Videoüberwachung als Kriminalprävention dient", sagt FDP-Fraktionsvorsitzende Nicole Finger.

Was sagen Sie? Brauchen wir weitere Standorte für Videobeobachtung? Welche Bereiche in der Stadt würden sich eignen? Wo würden Sie sich mit Kameras sicherer fühlen? Teilen Sie uns Ihre Meinung unter den Kontaktdaten im Infokasten mit.

(RP)
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