Briten-Häuser in Mönchengladbach Geisterstadt wird zum Sicherheitsrisiko

Mönchengladbach · Die 56 bunten Häuser an der vorderen Lilienthalstraße sind wieder bewohnt. Im hinteren Bereich der Siedlung herrscht Chaos. Die Stadt hat vom Kauf der 100 Gebäude Abstand genommen. Jetzt bietet der Bund sie auf dem freien Markt an.

 Die etwa 100 Häuser im hinteren Bereich der Lilienthalstraße sind in einem total verwahrlosten Zustand.

Die etwa 100 Häuser im hinteren Bereich der Lilienthalstraße sind in einem total verwahrlosten Zustand.

Foto: Reichartz,Hans-Peter

Die Stadt hat kein Interesse mehr an den etwa 100 Häusern an der hinteren Lilienthal- und der Hugo-Eckener-Straße. "Wir haben bis vor wenigen Tagen mit der Bima verhandelt - ohne Erfolg", sagt Dr. Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft EWMG. Die Abkürzung Bima steht für Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Sie ist die Eigentümerin der ehemaligen sogenannten Briten-Häuser am Rande des Nordparks.

56 Häuser - im vorderen Bereich - hatte der Stuttgarter Investor M & S Wohnbau im vergangenen Jahr gekauft, in grellen Farben angestrichen und für jeweils unter 100.000 Euro verkauft. Anschließend stieg die Stadt erneut in die Verhandlungen für den hinteren Bereich ein. "Die Bima ist zwar mit dem Preis etwas herunter gegangen, aber er war letztlich immer noch höher als der Betrag, den wir zu zahlen bereit waren", sagt Ulrich Schückhaus. Ursprünglich hatte die Bundesanstalt mehr als 10 Millionen Euro für die komplette Siedlung haben wollen. "Wir brauchen das Gelände definitiv nicht mehr." Damit ist die ursprüngliche Idee, das Areal als Erweiterung für den Nordparks zu nehmen, vom Tisch.

Während die Stadt die Häuser abgerissen hätte, um nur das Gelände zu nutzen, will die Bima die 140 Häuser an Investoren verkaufen. "Ich frage mich allerdings, wer diese kaputten Immobilien kaufen soll", sagt Ulrich Schückhaus. "Und ich wüsste gern, was die Gutachter den Leuten von der Bima da erzählt und vorgerechnet haben." So, wie die Immobilien sich heute präsentieren, dürfte sich schwerlich ein Interessent dafür finden lassen. Die Haustüren stehen sperrangelweit offen, die Fenster sind zerschlagen, Regenrohre abgerissen. Aus den Häusern haben Metalldiebe alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war: Heizungen, Kabel, sie haben sogar Wände aufgestemmt, um die Metallrohre herausreißen zu können.

Franz Diete, der sich 45 Jahre lang, von 1966 bis 2011, um die Häuser der britischen Soldatenfamilien kümmerte, fährt ab und zu durch die Lilienthal- und die Hugo-Eckener-Straße. "Was ich da sehe, verschlägt mir die Sprache", sagt der Rentner. Erst vor wenigen Tagen hat er Kinder beobachtet, die auf einem auf dem Dach liegenden Auto spielten. "Das ist inzwischen eine so gefährliche Siedlung", sagt er. "Da müsste dringend etwas geschehen, bevor sich das erste Kind schwer verletzt."

Eine 24-Stunden-Bewachung der Häuser sei zu teuer, sagt Norbert Stahl. "Allerdings, wenn ein Unglück passiert, kostet das auch Geld", fügt der Abteilungsleiter, bei der Bima zuständig für gewerbliche Liegenschaften in NRW, hinzu. Die Haustüren allerdings müssten schnellstens geschlossen werden, wenngleich auch das auf Kosten der Steuerzahler gehen wird. "Aber da sind wir tatsächlich in der Verkehrssicherungspflicht."

Silvia Auffahrt ist für die Bima mit dem Verkauf der Häuser betraut. "Wir kennen die Probleme", sagt sie. "Aber wir kommen gegen den Vandalismus nicht an." Sie bestätigt, dass die 100 Häuser in Kürze "in die Inserierung gehen". Für die 56 Häuser nahe der Aachener Straße hätten sich vor einem Jahr direkt mehrere Investoren interessiert. "Damals bekam der Stuttgarter Investor M & S Wohnbau den Zuschlag." Ob das Stuttgarter Unternehmen auch Interesse an den Häusern im hinteren Bereich gezeigt hat, wollte Silvia Auffahrt weder bestätigen noch dementieren. "Ausgeschlossen ist das allerdings nicht", sagt sie.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort