JHQ in Mönchengladbach Britisches Militär dementiert Gerüchte um Rückkehr

Mönchengladbach · Seit 2013 steht das JHQ leer, doch jetzt ist die Stadt als Drehscheibe für britische Militäraktivitäten in Europa in den Fokus geraten. Anlass dafür ist eine Rede des britischen Generalstabschefs, der die Armee in Deutschland verstärken will.

 Das ehemalige JHQ aus der Luft aufgenommen, vorne das ehemalige Big House. Die Gebäude stehen seit Jahren leer.

Das ehemalige JHQ aus der Luft aufgenommen, vorne das ehemalige Big House. Die Gebäude stehen seit Jahren leer.

Foto: Ulrich Zillmann/WFMG

Wird das ehemalige Hauptquartier in Rheindahlen aufgrund der veränderten geostrategischen Lage wieder in Betrieb genommen? Das sei kein Thema, betont das britische Militär auf Nachfrage unserer Redaktion. Die US-Streitkräfte in Europa werden nach der Annexion der Krim und wegen der russischen Bedrohung des Baltikums zurzeit wieder aufgestockt; die Nato hat zwei neue Kommandostäbe beschlossen und sucht dafür dem Vernehmen nach Standorte. Eines der Hauptquartiere soll Truppenverlegungen innerhalb Europas führen.

Anlass für Spekulationen, auch die britischen Streitkräfte würden ihren laufenden Abzug aus Deutschland stoppen, hatte eine in England viel beachtete Rede von General Sir Nick Carter, dem Generalstabschef des britischen Heeres, in London gegeben. Der britischen Presse zufolge sprach sich Carter, immerhin Großbritanniens ranghöchster Heeresoffizier, dafür aus, die reduzierten militärischen Kräfte der britischen Armee in Deutschland wieder zu verstärken, um Gefahren auf dem europäischen Kontinent effizienter bekämpfen zu können. Das dementiert Mike Whitehurst, Sprecher der British Forces Germany, deren Hauptquartier 2013 von Mönchengladbach nach Bielefeld verlegt worden war. "Bis 2020 werden alle britischen Truppen Deutschland verlassen haben. Das ist der Plan, daran hat sich nichts geändert."

Es gebe lediglich bereits bekannte Ausnahmen, darunter die Ayrshire-Barracks an der Aachener Straße gegenüber dem Borussia Park, ein Depot für schweres Heeresgerät. Hier sind nur noch um die zehn Soldaten tätig, die durch eine unbekannte Zahl an Zivilangestellten ergänzt werden. Dieses Lager entlang der Autobahn 61 - auf Luftbildern sieht man rund 40 große Hallen, ausgedehnte Freiflächen und einen Bahnanschluss - soll über 2020 hinaus in Betrieb bleiben. Anwohner berichten über ein neues Sicherheitskonzept, unter anderem sei der Zaun verstärkt worden, was für eine längerfristige Nutzung spricht.

Erstaunlicherweise erwähnt Carter in seiner Rede in London ausdrücklich die Ayrshire-Kaserne, die er in "Rheindahlen" verortet, wenn es um die laufende Prüfung der "Retention", der Aufrechterhaltung britischer Militär-Infrastruktur in Deutschland, geht. Ein Blick auf die Landkarte macht deutlich, dass für die Briten zum Schutz der Nato-Nordostflanke, speziell Polen, Estland, Lettland und Litauen, eine Basis als Drehscheibe in Deutschland sinnvoll wäre. Die schnelle Verlegung von Truppen über Land werde im Herbst zu einem Nato-Manöver nach Norwegen erprobt, sagte Carter. Die skandinavischen Länder fühlen sich durch russisches Säbelrasseln ebenfalls bedroht.

Nach der Schließung des JHQ 2013 und Auflösung der Rhine Garrison gibt es in Mönchengladbach noch die Liegenschaft an der Hardter Straße in Rheindahlen, in der die Zentrale Militärkraftfahrtstelle der Bundeswehr untergebracht ist. Die Niederrhein-Kaserne an der A 52, früher als Nicholson-Barracks im Betrieb der britischen Rheinarmee, steht bereits seit 2000 leer und wird zurzeit von der Polizei als Trainingsgelände genutzt. Noch nicht entschieden ist laut Whitehurst, ob der Truppenübungsplatz Sennelager zwischen Bielefeld und Paderborn aufgegeben wird. Dann wären die Ayrshire-Kaserne und eine Flusspioniereinheit in Minden die letzten britischen Militäreinrichtungen auf deutschem Boden.

Der Kommandeur der britischen Streitkräfte in Deutschland, Brigadier Ian Bell, verlässt in wenigen Tagen Deutschland. Er wird aber einen Nachfolger haben. Zurzeit sind noch rund 4000 britische Soldaten mit Schwerpunkt in Westfalen in Deutschland stationiert; mit Familienangehörigen leben noch rund 8000 britische Militärangehörige in Deutschland.

(mic)
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