Mönchengladbach Brücken bauen in die deutsche Kultur

Mönchengladbach · Das Mentoring-Projekt für Flüchtlinge des Caritas-Verbandes ist ein Erfolg und geht jetzt in die zweite Runde.

 Das Mentoring-Projekt des Caritas-Verbandes führt Flüchtlinge und Mentoren zusammen. Hier an einem Tisch: Hiltrud Hintzen, Aliaa Basha, Hannah Wehrmann, Hikmat Hussein, Brigitte Oltmanns und Dr. Klaus Hintzen (von links).

Das Mentoring-Projekt des Caritas-Verbandes führt Flüchtlinge und Mentoren zusammen. Hier an einem Tisch: Hiltrud Hintzen, Aliaa Basha, Hannah Wehrmann, Hikmat Hussein, Brigitte Oltmanns und Dr. Klaus Hintzen (von links).

Foto: Detlef Ilgner

"Die Deutschen sind sehr hilfsbereite Menschen", sagt Hikmat Hussein. "Sie sehen ernst aus, aber sie sind wirklich nett." "Sie haben ein gutes Herz", ergänzt seine Frau Aliaa Basha. Der syrische Marketingfachmann und seine ägyptische Frau sind seit sieben Monaten in Deutschland. Aus Dubai mussten sie fort, weil Hikmat Husseins Pass abgelaufen war und er ihn in Syrien hätte verlängern lassen müssen. "Dort hätte ich sofort zum Militär gemusst", sagt er.

Aber in Dubai kann er ohne gültigen Pass auch nicht bleiben. Seine Frau, eine Agraringenieurin, will nicht allein nach Ägypten zurück, sondern beschließt, ihren Mann auf der Flucht zu begleiten. Es folgen schwere Tage: Zu Fuß geht es über die türkisch-bulgarische Grenze, sie werden verhaftet, sitzen im Gefängnis, kommen frei, werden wieder von der bulgarischen Polizei verfolgt und schaffen es schließlich nach Serbien und dann nach Deutschland. "Als wir ankamen, haben die Leute geklatscht und uns herzlich willkommen geheißen", sagt Hussein. "Sie haben uns Tee gegeben und Kleidung." Er ist sehr dankbar für die freundliche Aufnahme in Deutschland. "Jetzt ist es die Aufgabe der Flüchtlinge, Teil dieser Gesellschaft zu werden", findet er. Das fällt ihm und seiner Frau mit ihrer Ausbildung und ihren englischen Sprachkenntnissen vielleicht etwas leichter als anderen, aber es bleibt dabei: Deutschland ist erst einmal ein fremdes Land mit fremder Kultur, das man kennen lernen und verstehen muss.

Hier setzt das Mentoring-Projekt des Caritas-Verbandes und der Stadt an: Es führt Flüchtlinge und Mentoren zusammen. Es geht weniger um Hilfe als um Austausch und Kontakt. "Die Flüchtlinge, die wir als Mentees vermitteln, muss man nicht über die Schwelle tragen, man muss nur die Tür offen halten", erklärt Brigitte Oltmanns, Gemeindesozialarbeiterin bei der Caritas. Die Mentoren wiederum sind Menschen, die helfen wollen, Brücken in die deutsche Gesellschaft und Kultur zu bauen. Man trifft sich, man unterhält sich, man tauscht sich aus - auf Augenhöhe. Damit das richtig passt, werden Mentoren und Mentees "gematcht". "Wie bei einer Partnervermittlung, nur ohne amourösen Hintergrund", sagt Hannah Wehrmann von der Flüchtlingsbetreuung der Stadt.

Bei Hikmat Hussein und seiner Frau Aliaa Basha gab es ein klares "Match": Dr. Klaus Hintzen und seine Frau Hiltrud Hintzen. Das erste Treffen bestätigte: Es passt alles. Die vier halten über Whats-App Kontakt und treffen sich alle vierzehn Tage. Sie essen miteinander, fahren zusammen nach Düsseldorf oder tauschen Rezepte aus.

"Es ist ein Geben und Nehmen", sagt Hiltrud Hintzen. "Wir versuchen, die deutsche Kultur begreiflich zu machen. Gerade Kleinigkeiten sind ja oft wichtig." Das Ehepaar Hintzen weiß das nach 25 Jahren in Paris aus eigener Erfahrung. Zum Beispiel spricht man darüber, dass es in Deutschland zur Kontaktaufnahme wichtig ist, einander in die Augen zu sehen. Das ist keineswegs überall auf der Welt so.

Bisher engagieren sich sieben Mentoren in diesem Projekt. Jetzt sollen es mehr werden. Das Mentoring-Projekt geht in die zweite Runde.

Interessierte können sich bei einem Informationsabend am 2. November um 19 Uhr in der Geschäftsstelle der Caritas in der Albertusstraße 36 einen ersten Eindruck verschaffen. Es folgt eine dreiteilige verbindliche Schulung der Mentoren im November, bevor es daran geht, passende Mentees zu finden. "Ganz wichtig ist uns die Freiwilligkeit und die Gegenseitigkeit der Begegnung", sagt Brigitte Oltmanns. "Alle müssen den Wunsch haben, mitzumachen."

(RP)
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