Mönchengladbach Bürger sanieren Hauptbahnhof

Mönchengladbach · Der Rheydter Bahnhof wird angestrichen, kaputte Scheiben des früheren Kinos ersetzt: Mit diesen Arbeiten beginnt die Renovierung des Bahnhofs. Das Citymanagement packt die Aufgabe an. Gearbeitet wird in Etappen.

Malermeister Karl-Heinz Hilgers weiß, was auf ihn zukommt: Gerüst aufbauen, die Wand säubern, zwei Flächen verputzen, dann alles streichen. Der 60-Jährige arbeitet für eine gute Sache.

Er streicht einen Teil des Rheydter Hauptbahnhofs. Auftraggeber ist das Rheydter Citymanagement, das damit eine bemerkenswerte Initiative startet. Denn eine Bahnhofssanierung, die von Bürgern in die Wege geleitet und verwirklicht wird, ist nicht gerade an der Tagesordnung.

Das gesteht auch Frank Klöcker, bei der Bahntochter DB Station & Service AG für die Vermarktung des Rheydter Objekts zuständig, unumwunden ein: "Dafür können wir uns nur herzlich bedanken. Aber es war bei uns im Haus nicht einfach, dies durchzusetzen."

Bahn blieb immer hart

Tatsächlich handelte sich Mönchengladbach mehrfach eine Abfuhr ein, wenn die Stadt bei der Deutschen Bahn AG vorstellig wurde und die Sanierung des maroden Empfangsgebäudes in Rheydt forderte. Bundestagsabgeordneter Dr. Günter Krings (CDU) hatte Mitte 2008 zu einem Ortstermin mit Vertretern der Bahn eingeladen, an dem auch Oberbürgermeister Norbert Bude (SPD) und Rheydt-Mitte-Bezirksvorsteher Karl Sasserath (Grüne) zugegen waren.

Alle drei versuchten die Hauptbahnhof-Eigentümer davon zu überzeugen, dass dringend saniert werden muss. Doch das Unternehmen stellte sofort klar: Dafür ist kein Geld da, und wenn überhaupt ein Hauptbahnhof saniert wird, dann ist es der Gladbacher.

Auch die Idee, einen Privatinvestor für das von der Lage her nicht unattraktive Gebäude zu finden, konnte nicht verwirklicht werden. Selbst einem Abriss hätte die Bahn zugestimmt, wenn sie den — aus ihrer Sicht — Klotz am Bein losgeworden wäre.

Als vor einigen Wochen alle Stricke zu reißen drohte, stieg das Rheydter Citymanagement ein. Und das rief bei der Bahn ungläubige Reaktionen hervor. Bürger, die einen Bahnhof auf eigene Kosten sanieren wollen? Das sorgte beim Konzern zunächst für Kopfschütteln, dann zu intensiven Gesprächen, schließlich zu einer Einigung.

Rechtsanwalt und Citymanagement-Vorstandsmitglied Dr. Christoph Hartleb führte die Verhandlungen und kam mit einem ganz akzeptablen Ergebnis heraus: Das Citymanagement darf das Gebäude anstreichen. Außerdem darf es die kaputten Scheiben des früheren Kinos Universum ersetzen.

Für die Rheydter ist das ein finanzieller und organisatorischer Kraftakt. Zunächst ist der Anstrich nur bis in Höhe der ersten Etage des Gebäudes geplant. Die neuen Scheiben sollen mit hochwertigen Folien beklebt werden, die Atmosphäre vermitteln, aber keine Werbung sind. Und wenn sich weitere Sponsoren finden, können Extra-Arbeiten in Angriff genommen werden.

Malermeister Hilgers, der einen Teil seiner Arbeitsleistung spendet, steht jedenfalls bereit: "Wir können bis auch zum Dach streichen. Aber dann brauchen wir ein Großgerüst und Fachleute für Gebäudesanierung."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort