Günter Krings (cdu) Bürger wollen keinen Streit, sondern Ergebnisse

Mönchengladbach · Der CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Krings sagt, was er von Pegida-Gruppen hält und wie er mehreren Ämtern gerecht wird.

 Der CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Krings äußert sich zufrieden über die Arbeit der Kooperation von CDU und SPD im Rat.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Krings äußert sich zufrieden über die Arbeit der Kooperation von CDU und SPD im Rat.

Foto: Detlef Ilgner

Wenn man die letzten Monate 2013 und vor allem dieses Jahr berücksichtigt, muss man sagen: Es war sehr turbulent für Sie. Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Chef des CDU-Kreisverbandes und zuletzt noch Vorsitzender des CDU-Bezirks Niederrhein. Wie bewerten Sie diese Zeit?

Krings Es war ein spannendes Jahr. Mit vielen positiven neuen Erfahrungen, nicht nur aber vor allem in meiner Arbeit im Innenministerium und bei der Wahl zum Vorsitzenden des CDU Bezirks Niederrhein.

Außenstehende werden jetzt fragen: Wie werden Sie den unterschiedlichen Positionen gerecht? Wie bekommen Sie alles unter einen Hut?

Krings Diese Frage stelle ich mir viel eher bei den vielen Ehrenamtlern in der Politik. Ich habe hohen Respekt davor, wie sie kommunal- und parteipolitische Ämter mit einem oft schon anstrengenden Beruf zusammenbringen. Für mich sehe ich, dass meine verschiedenen Aufgaben vom Bundestagsmandat über den Staatssekretär bis hin zu den Parteiämtern sich wechselseitig stärken. Meine Verankerung in der CDU Mönchengladbach zum Beispiel gibt mehr eine gute Bodenhaftung für die Arbeit in Berlin.

Wie sieht Ihr Tagesablauf aus? Wann stehen Sie auf? Wann gibt es die ersten Konferenzen? Auf was werden Sie bei der täglichen Arbeit nicht verzichten? Wann gehen Sie ins Bett? Und gibt es ein freies Wochenende?

Krings Ich arbeite abends oft länger, deshalb stehe ich vor 7 Uhr nur dann auf, wenn es unbedingt sein muss. Wenn es aber eines bei einem Bundestagsabgeordneten nicht gibt, dann ist es ein geregelter Tagesablauf. In Berlin beginnt der Tag oft mit einer Sitzung oder einer Besprechung um 8 Uhr. Im Wahlkreis geht es oft mit einem Bürotermin los. Wichtig ist mir, dass ich abends nach dem letzten Termin, auch wenn er sehr spät ist, nicht einfach ins Bett sinke. Ich brauche dann regelmäßig noch mal ein Stündchen für mich, in dem ich auch mal etwas außerhalb der Politik lese oder ein Bier mit Freunden trinke.

Wie halten Sie den Kontakt zum Kreisverband?

Krings Das ergibt sich als Vorsitzender ja ganz von selbst. Über Telefonate, SMS oder E-Mails bleibe ich auch an den Tagen mit den Vorstandskollegen in Kontakt, an denen ich in Berlin arbeite. Vieles läuft über meine Stellvertreter oder über unseren exzellenten Kreisgeschäftsführer Jochen Klenner, die mich hier ebenso wie mein Wahlkreisbüro hervorragend unterstützen.

Wie oft sind Sie in Mönchengladbach, um die Sitzung des Kreisvorstands zu leiten?

Krings In Mönchengladbach bin ich ohnehin fast an jedem Wochenende und alle zwei bis drei Wochen auch an ein paar Wochentagen. Der Kreisvorstand tagt etwa alles sechs Wochen. Obwohl mein Kreisvorstand immer Verständnis dafür signalisiert hat, dass man es auch verstehen würde, wenn ab und an einmal einer meiner vier Stellvertreter eine Sitzung leiten müsste, habe ich in über vier Jahren im Vorsitz noch jeder Sitzung selbst leiten können.

Für die CDU Mönchengladbach war 2014 sehr erfolgreich: Ihre Partei stellt wieder den Oberbürgermeister und bestimmt als stärkste Fraktion die Kooperation mit der SPD im Rat. Wie bewerten Sie das Jahr 2014 für Ihre Partei in der Stadt?

Krings 2014 war das erfolgreichste Jahr in der jüngeren Geschichte der CDU Mönchengladbach. Nach dem besten Großstadtergebnis für die CDU bundesweit bei der Bundestagswahl 2013 konnten wir 2014 fünf zusätzliche Ratsmandate gewinnen und stellen nach zehn Jahren mit Hans Wilhelm Reiners wieder den Oberbürgermeister. Über diese Ergebnisse freuen wir uns, und wir dürfen darauf auch ein wenig stolz sein. Aber wir wissen auch: Das lädt uns auch eine große Verantwortung auf. Es ist vor allem der Auftrag zu harter, ernsthafter Arbeit für die Menschen in unserer Stadt.

Was sagen Sie zu der Arbeit von CDU und SPD im Rat? Sind beide Partner auf einem guten Weg?

Krings In den ersten sechs Monaten nach der Wahl hat die Ratsmehrheit schon einige wichtige Themen auf den Weg gebracht - zum Beispiel beim Thema "Sauberkeit" in Mönchengladbach. Ich höre von den Menschen in der Stadt viel Lob über die sachliche und konstruktive Art der Zusammenarbeit - ohne Empfindlichkeiten und ohne Eitelkeiten. Wenn CDU und SPD geschlossen die wichtigen Herausforderungen unserer Stadt angehen, heißt das ja im Übrigen nicht, dass vorher nicht intensiv um die Lösungen zwischen den beiden Kooperationspartnern gerungen worden ist. Die Bürger wollen jedoch keinen Streit, sondern Ergebnisse - und da sind Hans Peter Schlegelmilch und Felix Heinrichs auf einem guten Weg.

War es im Nachhinein die richtige Entscheidung, keine Kooperation mit den Grünen einzugehen?

Krings Es war richtig, dass die CDU ergebnisoffen und ernsthaft in beide Sondierungsgespräche - sowohl mit der SPD als auch mit den Grünen gegangen ist. Wir haben als CDU keine Entscheidung gegen die Grünen, sondern eine für die SPD getroffen. Überraschend ist für viele ja weniger gewesen, dass es diesmal noch nicht zu einer Kooperation mit den Grünen gereicht hat. Überraschend war für viel eher, wie nah wir bei vielen Themen bei einander lagen. Die Gespräche zwischen den Parteispitzen von CDU und Grünen waren sehr gut und daran sollten wir uns nun vor allem bei der Zusammenarbeit im Rat erinnern.

Die Stadt sei im Aufbruch, heißt es immer wieder. Sie sind am Niederrhein und bundesweit unterwegs: Wird sie tatsächlich positiver wahrgenommen? Oder wird Gladbach weiterhin in erster Linie mit Borussia in Verbindung gebracht?

Krings Natürlich wird Mönchengladbach zu aller erst immer noch mit dem Fußball verbunden. Und als Mitglied unserer Borussia sage ich: Das ist auch vollkommen richtig so. In der Region gewinnt Mönchengladbach aber an Wertschätzung. Dazu hat sicher auch die Ansiedlung und Stärkung interessanter Unternehmen beigetragen. Die Wirtschaftsförderung leistet hier eine gute Arbeit. Auch die Master-Plan-Initiative hat das ihrige dazu beigetragen. Und zumindest innerhalb der CDU-Familie, hat man auch unsere Wahlerfolge sehr positiv zur Kenntnis genommen.

Welche Akzente sollte die CDU/SPD-Kooperation im Rat im nächsten Jahr setzen? Wo besteht dringender Handlungsbedarf?

Krings CDU und SPD setzen das um, was im Kooperationsvertrag beschlossen worden ist. Wir müssen gemeinsam die politischen Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Arbeitsplätze in Mönchengladbach entstehen und sich junge Familien dazu entscheiden, in unsere Stadt zu ziehen. Dazu gehört ein attraktives Erscheinungsbild mit einer sauberen und gepflegten Stadt, kalkulierbare Steuern und Gebühren, ein sicheres Umfeld und eine gute Infrastruktur, sowie auch ein exzellenter Service der Verwaltung.

Könnte der Punkt kommen, an dem Sie sagen: Es ist zu viel - ich muss zum Beispiel den Vorsitz des Kreisverbandes abgeben? Oder kommt das für Sie so lange nicht in Frage, so lange die Mitglieder Sie in dieser Funktion wollen?

Krings Es hat seinen guten Grund, dass politische Ämter nur auf Zeit gewählt werden. Es ist daher an unseren Mitgliedern zu entscheiden, wie lange sie mir die Aufgabe zutrauen. Mir macht sie jedenfalls nach wie vor viel Spass. Aktuell freue ich mich auf die Zusammenarbeit in einem deutlich verjüngten Kreisvorstand. Wir wollen uns hier noch einmal stärker den langfristigen Perspektiven der Politik widmen. Aber natürlich gibt es für mich auch ein Leben neben der Politik und irgendwann auch mal eines danach.

Wie gehen Sie mit der Arbeitsbelastung um? Wie entspannen Sie? Was ist Ihnen wichtig?

Krings Zum Glück kann ich an freien Abenden und Tagen recht gut abschalten. Ich höre gerne Musik, gerade jetzt zur Weihnachtszeit und lese gerne. Im Sommer hilft mir Laufen und Radfahren dabei, den Kopf frei zu bekommen. Das Wichtigste ist aber regelmäßig Zeit mit Freunden und Familien zu verbringen.

Es gibt es wieder zwei Bundestagsabgeordnete aus MG in Berlin: Wie ist Ihr Kontakt zur SPD-Bundestagsabgeordneten Gülistan Yüksel? Treffen Sie sich zu Arbeitsgesprächen, um etwas für die Stadt zu bewegen?

Krings Wir haben keinen "jour fix", aber stimmen uns bei Bedarf immer wieder mal ab. Das klappt gut, weil wir bei manchen Unterschieden ja beide etwas für Mönchengladbach bewegen wollen.

Es heißt, Sie seien der neue Bosbach. Was halten Sie von der Pegida-Bewegung, den "Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes"?

Krings Wir sind froh Wolfgang Bosbach zu haben - da braucht es keinen "neuen". Solche Etiketten lass ich mir nicht so gern anheften. Aber es stimmt: Ich will dazu beitragen, dass die Innenpolitik als Kernkompetenz der CDU gestärkt wird. Dazu gehört aber auch Sachlichkeit. Ich finde es zum Beispiel anmaßend, dass sich diese Pegida-Gruppen in die Tradition der Montagsdemonstrationen in der DDR stellen. Auch verstehe ich nicht, warum sie sich das Thema Flüchtlinge herauspicken, wenn es angeblich um die Islamisierung des Abendlandes geht. Die Flüchtlinge aus Syrien etwa fliehen selbst vor den Islamisten. Und wir in Mönchengladbach wissen aus leidvoller Erfahrung, dass die schlimmsten Islamisten oft konvertierte Deutschstämmige sind.

Was würden Sie machen. wenn es eine Pegida-Demonstration in Mönchengladbach gäbe?

Krings Die Demonstrationsfreiheit ist zu respektieren, aber ich würde es öffentlich kritisieren und auf die genannten Widersprüche hinweisen. Mit Menschen aber, die bei Pegida nicht als Ausländerfeinde mitlaufen, sondern andere Sorgen oder Beschwerden haben, würde ich versuchen ins Gespräch zu kommen. Soweit Pegida ein Ausdruck für das alte Thema der Politikverdrossenheit ist, sollte die Politik die Menschen nicht abstempeln, sondern mit Sachlichkeit und Empathie zu überzeugen versuchen.

DIETER WEBER STELLTE DIE FRAGEN

(RP)
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