Mönchengladbach Bunte Feier mit den neuen Nachbarn

Mönchengladbach · Rund um die Flüchtlingsunterkünfte im Luisental wurde gestern geredet, gespielt, gefeiert. Dabei zeigte sich nicht zuletzt, wie gut besonders die dort wohnenden Kinder schon integriert sind. Im Sommer stehen noch viele Aktionen an.

 Volksverein, Katholische Jugendarbeit, Caritasverband und Steyler Missionsschwester organisierten das Fest.

Volksverein, Katholische Jugendarbeit, Caritasverband und Steyler Missionsschwester organisierten das Fest.

Foto: Ilgner Detlef

Geschminkt ist Emelia schon. Ihre Augen werden von Sternen auf rosa Grund umrahmt. Schwester Imelda hat ganze Arbeit geleistet. Jetzt will das Mädchen mit den dunklen Locken am Nachbartisch einen Stein bemalen. Schwarz und rot hat sie schon verwendet, nun sucht sie die letzte Farbe. Gelb soll es sein. "Wie Deutschland", sagt die Neunjährige. Dann bekommt der Stein seinen letzten Streifen und erstrahlt tatsächlich in den deutschen Nationalfarben. Fast jedenfalls, aber den Unterschied zwischen Gelb und Gold kennen ja offensichtlich auch viele Flaggenproduzenten nicht wirklich.

Rund um die Flüchtlingsunterkunft im Luisental wird an diesem Nachmittag ein Nachbarschaftsfest gefeiert, organisiert vom Volksverein Mönchengladbach, der Katholischen Jugendarbeit, dem Caritasverband und den Steyler Missionsschwestern. Es gibt Kaffee und Kuchen, Gespräche und Angebote für die Kinder. Über 100 Menschen leben zurzeit in den Flüchtlingsunterkünften im Luisental, unter ihnen viele Familien mit Kindern aus Mazedonien und Albanien, dem Irak und Syrien. Die Kinder genießen die Spiel- und Bastelangebote ganz besonders. Die Älteren besuchen die nahegelegene Grundschule Steinsstraße, und viele sprechen schon gut Deutsch. "Alex soll auf die Realschule wechseln", erzählt Schwester Barbara und weist auf einen Jungen, der sich gerade eine schwarz-lila Maske schminken lässt. "Er spielt Fußball im Verein, hat deutsche Freunde und ist wirklich gut integriert."

Mönchengladbach: Bunte Feier mit den neuen Nachbarn
Foto: Ilgner Detlef

Schwester Barbara gehört wie Schwester Imelda, die Schminkkünstlerin, zu den Steyler Missionsschwestern, die sich regelmäßig um die geflüchteten Familien im Luisental kümmern. Zwei Mal im Monat holen sie die Kinder zum Kochen ab, einmal wird gemeinsam mit den Frauen gekocht. Im August planen sie eine Ferienfreizeit mit den Kindern: dann geht es auf den Ponyhof, in den Stadtwald und zu einem Hallenspielplatz. Seit zwei Jahren leisten die Schwestern Sozialarbeit im Luisental, und in dieser Zeit hat sich glücklicherweise einiges dort verändert. Die unerträglichen Zustände in den Baracken gehören der Vergangenheit an, es wurden Wohncontainer aufgestellt, Wohnungen im nahegelegenen Gebäude saniert und eine halbe Stelle zur Betreuung der Flüchtlinge eingerichtet. Simone Schüller ist bei der Caritas angestellt und seit dem 1. Juni regelmäßig vor Ort. Sie kümmert sich um die Familien, begleitet sie zu Ämtern oder zum Arzt und ist auch jetzt auf eine Tasse Kaffee und ein paar nette Gespräche vorbeigekommen.

All das hat die Lage im Luisental deutlich entspannt, nicht zu vergessen natürlich die Tatsache, dass auch die Zahl der Neuankömmlinge stark zurückgegangen ist. Die Stimmung jedenfalls ist fröhlich und locker an diesem Nachmittag im Juli. Und vielleicht tut sich sogar noch mehr. "Wir hoffen auf die Umsetzung der Pläne, 100.000 Stellen für Flüchtlinge zu schaffen", sagt Wilfried Reiners, Geschäftsführer des Volksvereins Mönchengladbach. "Wir stehen zur Verfügung und wünschen uns eine Kombination von Arbeiten und Lernen." Der Volksverein liegt in direkter Nachbarschaft der Flüchtlingsunterkunft und stellt nicht nur die Küche der Betriebsstätte für Kochkurse bereit, sondern kennt viele der Geflüchteten auch als Kunden im nahegelegenen Second-Hand-Laden. Und vielleicht auch bald als Mitarbeiter.

(RP)
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