Mönchengladbach Cannabis wird häufig noch unterschätzt

Mönchengladbach · Die Drogenberatung hat im Jahr 2013 insgesamt 1173 Abhängige und deren Angehörige beraten. Das ist die zweithöchste Zahl in der Geschichte der Beratungsstelle. Betroffene suchen jedoch schneller Rat als früher.

Mönchengladbach: Cannabis wird häufig noch unterschätzt
Foto: CHROMORANGE / Herwig Czizek

Die Zahl der bei der Drogenberatung Ratsuchenden bleibt konstant hoch. Die Hälfte davon sind Cannabis-Konsumenten und ihre Angehörigen. "Im letzten Jahr haben wir 1173 Konsumenten und deren Angehörige beraten", sagt Achim Brasseler, Leiter der Drogenberatung. "Das ist die zweithöchste Zahl in der Geschichte der Beratungsstelle."

Ein Grund zur Panik ist dies für Achim Brasseler jedoch nicht. Denn die Zahlen bedeuten nicht, dass sich die Drogenproblematik verstärkt hat, sondern sie zeigen vielmehr, dass das Hilfenetzwerk in Mönchengladbach sehr gut funktioniert. Außerdem sei die Hemmschwelle inzwischen gesunken: Viele Eltern finden heute leichter den Weg zur Drogenberatung, um Hilfe zu suchen, als noch vor einigen Jahren.

Etwa die Hälfte der Klienten der Drogenberatung sind Heroinabhängige. Die Zahlen verändern sich hier nur geringfügig: Ungefähr 50 Menschen kommen jedes Jahr neu hinzu, genauso viele benötigen die Hilfe der Beratungsstelle nicht mehr. "Die Zahl der Heroinabhängigen stagniert seit Jahren", stellt Brasseler fest.

Bei Cannabis und Amphetaminen zeigt sich eine uneinheitliche Entwicklung. Die Zahl derer, die zum ersten Mal zu Haschisch, Marihuana oder Speed greifen, nimmt ab.

Die Anzahl derjenigen, die erhebliche Probleme durch ihren Konsum haben beziehungsweise von der Droge abhängig werden, steigt jedoch gleichzeitig. "Cannabis wird unterschätzt und nicht ernst genommen", sagt der Experte. Die Abhängigkeit von Cannabis könne gravierende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben. Sie könne zum Verlust des Arbeitsplatzes führen, zu finanziellen Problemen oder auch zu psychischen Problemen wie Angststörungen und Depressionen.

Positiv macht sich hier aber das gut ausgebaute Hilfenetz der Stadt Mönchengladbach bemerkbar. "Wir bekommen viele Zuweisungen zum Beispiel durch das Jobcenter", sagt Achim Brasseler. Auch die Einrichtung von Jugendsprechstunden im Jugend-Jobcenter und im Jugendzentrum Step hätten sich als sinnvoller Schritt erwiesen. Riskant konsumierende Jugendliche che können so möglichst frühzeitig erreicht werden.

Die Chancen, den Menschen ein Leben ohne Suchtmittel zu ermöglichen stehen gut: Cannabis-Konsumenten, selbst wenn sie abhängig sind, können leichter in einen drogenfreien Alltag zurückfinden als Heroinabhängige. "Die meisten stehen noch im Beruf oder gehen zur Schule und haben ein funktionierendes soziales Umfeld", sagt der Leiter der Beratungsstelle. Während die Betreuung von Heroinabhängigen Jahre dauere und nach einer erfolgreichen Reha-Maßnahme oft auch ein Umzug nötig ist, kann die Beratung von Cannabis-Konsumenten im Allgemeinen viel schneller abgeschlossen werden, besonders, wenn die Familie einbezogen ist.

Erfreulich findet Brasseler daher, dass sich Eltern heute schneller als früher an die Drogenberatung wenden. Es gibt zwei Sprechstunden für Angehörige, von denen rege Gebrauch gemacht wird. "Menschen scheuen heute weniger davor zurück, zuzugeben, wenn es ein Drogenproblem in der Familie gibt", sagt der Berater. "Das ist gut so."

(arie)
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