Auto teilen Car-Sharing jetzt auch in Mönchengladbach

Mönchengladbach · Ab sofort gibt es ein Car-Sharing-Angebot in der Stadt: Ein privater Investor stellt zunächst vier Fahrzeuge bereit. Weitere sollen folgen, wenn die Nachfrage stimmt. Genutzt wird das System des Marktführers Flinkster. Mit im Boot ist die Hochschule.

 v. l.: Carsten Knoch (Mobilitätsbeauftragter), Fabio Krause und Frank Hendricks (Ford-Händler Dienstleistungsgesellschaft), Stephan Coenen, Dezernent Gregor Bonin und Prof. Wilhelm Mülder mit einem der vier Carsharing-Autos.

v. l.: Carsten Knoch (Mobilitätsbeauftragter), Fabio Krause und Frank Hendricks (Ford-Händler Dienstleistungsgesellschaft), Stephan Coenen, Dezernent Gregor Bonin und Prof. Wilhelm Mülder mit einem der vier Carsharing-Autos.

Foto: Jörg Knappe

Ob er mit diesem Auto denn auch einfach drei Wochen in Urlaub fahren könne? Die Frage des neuen Bau- und Planungsdezernenten Gregor Bonin sorgt zunächst für allgemeine Erheiterung, dann für leichte Konfusion. Ja, es sei prinzipiell schon möglich, die Carsharing-Fahrzeuge tageweise und über einen längeren Zeitraum auch im Ausland zu nutzen, heißt es schließlich; man müsse sich halt durchrechnen, ob sich das tatsächlich rentiert. "Und wenn das wirklich mal jemand machen sollte und die Fahrzeuge über längere Zeit weg wären, könnten wir jederzeit andere nachschieben", sagt Stephan Coenen, Geschäftsführer des Ford-Autohauses Walter Coenen.

Gedacht ist das neue Carsharing-System, das es ab sofort in der Stadt gibt, aber natürlich nicht in erster Linie für solche Sonderfälle: Es soll vielmehr Wenig-Fahrer, die nur gelegentlich mal einen Wagen brauchen, Studenten etwa, oder auch Firmenkunden ansprechen. Ford Coenen ist der Betreiber und stellt zunächst vier Fahrzeuge (zwei Focus, zwei Fiesta) an festen Standorten auf: Sittardstraße 56, Rheydter Straße 284 (Hochschule), Bahnhofstraße 99 (Rheydt Hbf) und Europaplatz (Mönchengladbach Hbf, ab 1. Januar 2016). Dort gibt es feste Stellplätze, wo die Wagen abgeholt und wieder abgestellt werden müssen. Ford kooperiert dabei mit dem Marktführer Flinkster, der Carsharing-Gesellschaft der Deutschen Bahn. Wer sich registrieren lässt, kann somit auch auf alle Fahrzeuge von Flinkster und dessen Kooperationspartner wie Car2go zugreifen.

Und so funktioniert das System: Man registriert sich bei Coenen an der Monschauer Straße 46 durch Vorlage von Personalausweis und Führerschein. Die Registrierung kostet in der Startphase einmalig 9,90 Euro; die ersten 100 Kundenkarten sind umsonst und sogar mit zehn Euro Fahrtguthaben versehen. Mit der Zugangskarte oder per App lassen sich die Autos öffnen, Schlüssel und Tankkarte sind dann im Handschuhfach. Buchungen sind möglich über ford-carsharing.de, eine Smartphone-App oder per Telefon. Getankt werden muss nur - mit der Tankkarte auf Rechnung des Autohauses - wenn der Tank weniger als viertelvoll ist. Es gibt keine monatliche Grundgebühr; es fallen lediglich eine Kilometergebühr (19 Cent) sowie ein Stundenpreis an (variiert von 1,50 bis sechs Euro, je nach Tageszeit und Fahrzeugtyp). Reserviert werden kann beliebig lange im Voraus, ebenso für regelmäßige Zeitblöcke. "Wir bieten das erste flächendeckende herstellerbasierte Carsharing-System an", sagt Frank Hendricks, Geschäftsleiter der Ford-Händler Dienstleistungsgesellschaft. In 45 Städten gibt es das System bereits. "Eine mittlere Großstadt wie Mönchengladbach braucht so etwas unbedingt", ist Carsten Knoch, der städtische Mobilitätsbeauftragte, überzeugt. Denn bisher war die Stadt diesbezüglich eine Servicewüste, und die großen Anbieter wie DriveNow und Car2Go machen auch weiter einen Bogen um die Stadt. Doch das "Gladbacher Modell" mit festen Stellplätzen und einem örtlichen Anbieter, der nicht auf den schnellen Reibach, sondern nachhaltigen Erfolg setzt, hat durchaus seinen Charme. "Das ist sinnvoller, als wenn jemand 25 Smarts über die Stadt verteilt und nach einem Jahr wieder weg ist", sagt Knoch. Auch wenn vier Wagen zunächst nicht nach sehr viel klingen - doch wenn Nachfrage und Stellplatz-Angebot vorhanden seien, könne man schnell aufstocken, sagt Coenen. So sei etwa auch ein eigener Wagen für die Stadtverwaltung denkbar; Bonin sicherte ihm diesbezüglich Gesprächsbereitschaft zu.

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Foto: TÜV Süd

"In absehbarer Zeit werden wir kein Geld mit dem Carsharing verdienen", unkt Coenen. Zunächst stelle man erst mal 80.000 Euro gebundenes Kapital an die Straße und müsse abwarten, wie die Gladbacher das Angebot annehmen. Die Hochschule Niederrhein in Person von Wirtschaftsinformatik-Professor Wilhelm Mülder wird dabei ganz genau zuschauen und das Projekt evaluieren. Erfolgsparameter gibt es aber schon aus den Erfahrungswerten aus anderen Städten: Rentabel wird das System, wenn die Autos drei Stunden am Tag in Bewegung sind und wenn 40 bis 50 Nutzerkarten pro Auto registriert sind.

(RP)
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