Mönchengladbach Citykirche: Archäologische Sensation

Mönchengladbach · In der ehemaligen Hauptpfarrkirche wurden früher gut betuchte Bürger beerdigt. Bei Ausschachtungsarbeiten gab es jetzt überraschende Funde aus dem 13. Jahrhundert, darunter auch Gebeine und eine alte Münze.

 Archäologin Stefanie Grohmann-Troll präsentiert Dr. Albert Damblon, Dirk Heinemann und Anne-Rose Jansen (v.l.) die Funde, die sie in der Citykirche sichergestellt hat.

Archäologin Stefanie Grohmann-Troll präsentiert Dr. Albert Damblon, Dirk Heinemann und Anne-Rose Jansen (v.l.) die Funde, die sie in der Citykirche sichergestellt hat.

Foto: Isabella Raupold

Eigentlich sollten nur die Schächte für eine neue Heizungsanlage gegraben werden. Was dabei zutage kam, darf getrost als archäologische Sensation bezeichnet werden. Alte Bodenplatten sind in der Citykirche am Alten Markt freigelegt worden, außerdem Tuff-Mauerwerk. "Das sind eindeutig Überreste der romanischen Vorgängerkirche", sagt Stefanie Grohmann-Troll.

Die Archäologin aus Weilerswist ist seit einer Woche in der ehemaligen Hauptpfarrkirche tätig — und völlig begeistert. In etwa einem Meter Tiefe stieß sie auf menschliche Knochen und eine alte Münze. "Wir werden herausbekommen, wann sie geprägt wurde, dann können wir das Alter der Funde genau bestimmen", sagt sie. "Aber ich bin mir jetzt schon ziemlich sicher, dass wir es mit Relikten aus dem 13. Jahrhundert zu tun haben."

Knochen in der Plastiktüte

Die Knochen sind wunderbar konserviert. "Sie gehören ganz sicher zu einem Mann." Das erkennt die Fachfrau an der Länge und Dicke des Oberschenkelknochens. In einer blauen Plastiktüte hat sie die großen und kleinen Knochenstücke gesammelt. "Wir haben immer angenommen, dass dieses Gotteshaus eine Grabeskirche war", sagt Pfarrer Dr. Albert Damblon. "Jetzt haben wir Gewissheit." Und Anne-Rose Jansen vom Bauverein Hauptpfarrkirche weiß: "Die betuchten Bürger konnten sich in der Kirche beerdigen lassen."

Stefanie Grohmann-Troll kann anhand der Funde im hinteren Teil der Kirche und im Chor die Größe der romanischen Vorgängerkirche bestimmen. Das ist eine Überraschung: "Die alte Kirche war nur unwesentlich kleiner als die jetzige." Und im Chorbereich ist an den Mauer- und Bodenplattenschichten deutlich ablesbar, dass der Altarraum erst im Laufe der Jahrhunderte immer weiter erhöht wurde. Die ältesten Bodenplatten bestehen aus Sandstein und waren aus Dekorationsgründen schwarz und weiß bemalt. Aus neuerer Zeit sind die verzierten Villeroy & Boch-Platten aus dem Jahr 1890.

"Die Heizungsbauer müssen jetzt wohl umdisponieren", sagt Dirk Heinemann vom Bauverein. Denn ein Teil der Funde soll gesichert werden. "Wir werden die spektakulärsten Stellen offenlassen und mit einer Glasscheibe abdecken." Wenn die Heizungsanlage fertig ist, muss ein Gerüst gebaut werden. Das dauert drei Monate. "Da werden zehn Tonnen Material aufgebaut", sagt Damblon. Dann beginnt die Innensanierung. Bis Ostern 2013 bleibt die Citykirche auf jeden Fall geschlossen.

(RP/ac)
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