Mönchengladbach Dämmstoff Styropor: Haus wird zur Feuerfalle

Mönchengladbach · Es ist beliebt, weil es so günstig ist: Styropor wird immer häufiger zur Wärmedämmung an Hausfassaden benutzt. Wie gefährlich das jedoch sein kann, hat in dieser Woche ein Brand in Rheydt gezeigt.

 Wenn die Wärmedämmung aus Styropor in Brand gerät, wird das Haus schnell zur Falle für seine Bewohner.

Wenn die Wärmedämmung aus Styropor in Brand gerät, wird das Haus schnell zur Falle für seine Bewohner.

Foto: Uwe Miserius

Vorgestern in Rheydt an der Hardenbergstraße hat ein kleiner Brand, vermutlich von einem Balkon, auf die wärmegedämmte Fassade eines Mehrfamilienhauses übergegriffen. Das Feuer drohte beim Eintreffen der Feuerwehr auf den Dachstuhl und das Nachbargebäude überzugreifen. Die Wärmedämmung wirkt, einmal entflammt, wie ein Brandbeschleuniger.

Wie oft diese Fälle in Mönchengladbach aufgetreten sind, wird bei der Feuerwehr bislang nicht erfasst. Gefühlt nehme das aber zu, bestätigt Dirk Schattka, stellvertretender Fachbereichsleiter Gefahrenabwehr und Rettungsdienst der Feuerwehr Gladbach. Welches Material in Rheydt verbaut wurde, ist unbekannt. Häufig werden Neubauten oder energetische Sanierungen mit Styropor durchgeführt. Der ist als günstiger Dämmstoff beliebt, wird aus Rohöl hergestellt und ist schwer entflammbar.

Aber wenn die Hitze groß genug ist, fängt der Dämmstoff Feuer und treibt die Flammen schnell in alle Richtungen. "Dann wird aus einem normalen Zimmerbrand ein Brand, der sich über die ganze Fassade ausbreitet", sagt Schattka. So kann das Haus zur Falle für seine Bewohner werden, denn das Styropor "tropft brennend ab", sagt Schattka. So wird beispielsweise ein Rettungsweg durch das Fenster versperrt. Die Feuerwehr kommt durch dieses Hindernis durch, ihre Schutzanzüge werden dabei aber beschädigt. Für die Feuerwehr bedeutet dieser Fall mehr Aufwand: "Das zieht sich einfach länger", erklärt der Brandexperte. Am Ende des Einsatzes wird der Brandort mit einer Wärmebildkamera auf Brandnester hin überprüft, hier ist der zu kontrollierende Bereich größer.

In Rheydt war das offene Feuer nach einer halben Stunde gelöscht - die anschließende Arbeit hat drei Stunden gedauert. Schattka erläutert den Idealfall: "Eine Wohnung sollte für sich ausbrennen, ohne auf andere Wohnungen überzugreifen und den ersten Rettungsweg unbenutzbar zu machen." Um solche Fälle zu verhindern, baut man sogenannte Brandriegel aus nicht brennbarem Material zwischen die Dämmplatten. Wenn diese Brandriegel nicht fachgerecht eingebaut wurden oder bei der Brandgröße doch nicht ausreichen, wird es gefährlich. "Aus Sicht der Feuerwehr geht davon, insbesondere bei Ausführungsfehlern eine große Gefahr aus", sagt Dietmar Grabinger, Abteilungsleiter Vorbeugende Gefahrenabwehr der Feuerwehr.

Die Brandriegel müssten größer und mehr werden. "Das Problem ist insbesondere, dass bei der Prüfung des Baumaterials kein Brand vor der Fassade berücksichtigt wird." Genau die seien aber gefährlich. Das Mehrfamilienhaus in Rheydt war ein Altbau. In diesen befinden sich oft zusätzlich brennbare Materialen in Decken und Dach. Dort konnten die Bewohner das Haus zum Glück sicher verlassen.

(RP)
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