Mönchengladbach Damit Nervensägen nicht an den Nerven sägen

Mönchengladbach · Man sieht es immer wieder. Spätestens an der Kasse im Supermarkt. Da stehen verzweifelte Mütter und Väter mit ihren schreienden Nervensägen. Die Kinder quengeln, fordern vehement ein Eis oder Schokolade. Irgendwann erreichen sie einen solchen Lärmpegel, dass die Eltern einknicken. Ziel erreicht. Aber muss das sein? Sollten nicht eigentlich die Erwachsenen die Sieger sein und dem Kind klare Grenzen aufzeigen? Wie das geht, erfuhren nun Pädagogen bei einem Vortrag der Lebenshilfe in der Aula des Gymnasiums Odenkirchen. Referent Rudi Rhode gab mal den überspannten Erzieher, mal den überforderten Vater und mal das nervende Kind. Die Erzieher lernten, wie man schwierige Situationen einfach löst.

Rudi Rhode zeigte den hauptsächlich weiblichen Teilnehmern, die im Stuhlkreis saßen, wie sich viele Eltern verhalten. Da sagt zum Beispiel der Vater in gebückter Haltung und mit weinerlicher Stimme: "Wir haben doch eigentlich vereinbart, dass es kein Eis gibt, oder?" Ein Fehler. "Eigentlich" und "oder" schränken die Aussage ein, stellen sie gar infrage. Eine klare Ansage sei der bessere Weg. Gerade Körperhaltung und bestimmender Tonfall gehören ebenfalls dazu. Aber Rhode erklärt auch: "Es gibt kein Patentrezept. Man kann nicht sagen, dass es eine Methode gibt, die immer klappt."

Wichtig sei, als Elternteil dem Kind oder als Erzieher oder Lehrer dem Jugendlichen immer überlegen zu sein. Autorität dürfe aber nie verletzend sein. Die Wertschätzung des Gegenübers müsse immer gewahrt bleiben. Ein Beispiel sei der Fußball. "Ein Schiedsrichter, der viele Rote Karten gibt, ist nicht gut. Er ist nur dann gut, wenn er Grenzen aufzeigt und die Masse an Fouls so unterbindet", erklärte Rudi Rhode, der in seinem Vortrag Szenen oft überspitzt darstellte. Autorität entstehe nicht durch einen Behördenstempel, sondern durch Persönlichkeit und das Verhalten der Kinder.

Weil am Gymnasium Odenkirchen alte Sprachen gelehrt werden, gab Rhode den Pauker aus der "Feuerzangenbowle" und gab ein Beispiel, wie man einen Schüler, der auf dem Schulhof raucht, davon abbringen könne. Das falsche Beispiel seien zum Beispiel Lehrer, die sich wie Elyas M'Barek in "Fack ju Göhte" verhalten und Schüler herabwürdigen. Richtig sei hingegen, auf Deeskalation zu setzen.

"Der Schüler soll die Zigarette ausmachen, aber nicht sein Gesicht verlieren", sagte Rhode. Nur Wertschätzung zu zeigen, sei aber auch falsch. "Wer das macht, ist ein Waschlappen." Der richtige Weg sind also klare Ansagen, gepaart mit einem bestimmenden, freundlichen Ton und überlegener Körperhaltung.

(cli)
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