Mönchengladbach Daniel Braun sucht den perfekten Sturm

Mönchengladbach · Der 32-Jährige ist ein sogenannter Sturmjäger - mit seinem "Team Niederrhein" ist er Unwettern in der Region und im benachbarten Ausland auf der Spur. Auf das Thema hat in ihn unter anderem der Film "Twister" gebracht.

Spektakuläre Sturmjäger-Bilder aus der Region
7 Bilder

Spektakuläre Sturmjäger-Bilder aus der Region

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Wenn sich jeder bei einem bevorstehenden Unwetter ins stille Kämmerlein zurückzieht, schlägt die Stunde für Daniel Braun und seinen Teamkollegen. Die "Sturmjäger NRW" haben es sich zur Aufgabe gemacht, vor regionalen Unwettern zu warnen und diese fotografisch festzuhalten. Seit 2010 ist der in Mönchengladbach wohnhafte Daniel Braun einer von ihnen. Er investiert, wie alle seine Kollegen, viel Geld und Zeit, reist neben dem regulären Berufsleben durch die Region, um möglichst "jede Gewitterlage mitzunehmen".

Um dies zu gewährleisten, nutzt das Team umfangreiches technisches Equipment. Mit unter anderem verschiedenen Spiegelreflexkameras, einem Camcorder, Fernauslöser, Laptop und Blitzwarngerät "bewaffnen" sich die Jäger. Mittels Smartphones können Radardaten eingesehen werden.

Brauns Weg zu dem Thema ist in der Szene ein typischer: Der Katastrophenfilm "Twister" aus dem Jahr 1996, sowie die amerikanische Dokumentationsserie "Verrückt nach Tornados" weckte bei einigen deutschen Zuschauern das Interesse, so dass folglich eine ganze Reihe von Teams entstanden. So wurde auch Daniel Braun mit seinem "Team Niederrhein" aktiv: "Ursprünglich war ich mit meinen Freunden sehr an Fotografie interessiert.

Nach den beeindruckenden Bildern aus den USA wollten wir nach und nach das gleiche auch hier bei uns auf die Beine stellen." Ein weiteres Teammitglied schrieb die Gruppe an und wollte Teil des Teams werden, so dass die Gruppe am Niederrhein aus vier Mitgliedern bestand. Heute sind es drei.

Was fasziniert die Sturmjäger an ihrem Hobby? "In erster Linie ist es uns wichtig, die Bevölkerung vor den Unwettern zu warnen. Leider nehmen die Bürger unsere Warnungen oder die des Deutschen Wetterdienstes nicht ernst genug. Bei den schweren Pfingstunwettern hat man gesehen, was diese anrichten können." Zudem mache es ihm Spaß, "die Faszination des Unwetters aufzunehmen."

Der Adrenalinfaktor ist jedoch nicht Haupthintergrund des Stürme-Jagens: "Wir sind keine Unwettertouristen. Die Warnung der Bevölkerung und Erforschung der Unwetter ist unser Hauptanliegen." Neben der Dokumentation der Unwetter nimmt das Team auch die Schadensaufklärung bei Tornados vor. Für den akademischen Aspekt ist das Team durch vier Meteorologie-Studenten sehr gut ausgestattet. Mit der Universität Bonn haben die Sturm-Jäger ein in Deutschland bislang einmaliges Projekt gestartet: Im Namen der Uni nimmt das Team meteorologische Messungen vor. Ein von der Uni bereitgestelltes Fahrzeug, sowie hochwertige Mess- und Radargeräte erhöhen die Qualität der Arbeit.

Generell soll jedes Unwetter aufgespürt und einen Tag vor Aufkommen angekündigt werden. Die Gruppe meldet die vor Ort festgestellten Sichtungen wie rotierende Wolken oder Hagel an "Skywarn", ein ehrenamtlich entstandenes Unwetter-Warnsystem, bei dem sich Wetterbeobachter, sogenannte "Spotter", Auffälliges melden können. Auch in die Nachbarländer Belgien und Niederlande sind die Jäger gut vernetzt. "Da viele im Grenzland auftretende Unwetter vorher durch die beiden Länder ziehen, ist dies natürlich sehr sinnvoll", sagt Daniel Braun.

Er berichtet zudem von seinen einprägsamsten Erfahrungen. Sei es das atemberaubende Gewitter über dem Meer bei Oostende (Belgien) oder einem in den Niederlanden: "Es war wirklich taghell, und das ständige Dauergrummeln war unglaublich beeindruckend." Bei den schlimmen Unwettern an Pfingsten war es sogar seinen Kollegen zu gefährlich: Sie suchten Schutz unter einer Tankstelle. Auf der Homepage www.sturmjaeger-nrw.de informiert das insgesamt zehnköpfige Team mittels "Convective Outlook", worüber Vorhersagen über potenzielle Unwetter gemacht werden können.

(RP)
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