Mönchengladbach Dank Rollator-Training wieder gut zu Fuß

Mönchengladbach · Bordsteine, Verkehrsinseln und Kopfsteinpflaster bereiten Rollatoren-Nutzern große Schwierigkeiten im Straßenverkehr. Die Polizei war nun im Seniorenheim Windberg zu Gast und gab den Bewohnern hilfreiche Tipps.

 Ulrich Görges (l.) und Kalle Ditges geben dem 89-jährigen Willi Fliege Hilfestellung an der Rampe.

Ulrich Görges (l.) und Kalle Ditges geben dem 89-jährigen Willi Fliege Hilfestellung an der Rampe.

Foto: Isabella Raupold

Selbstbewusst schiebt Willi Fliege seine Rollator um die Pylonen. Hier und da hakt es noch, aber der 89-Jährige ist schon geübt im Umgang mit seiner Gehhilfe. Das ist nicht bei jedem der Fall, der ein solches Gerät benutzt.

Die Polizei weiß um die Schwierigkeiten und bietet darum Hilfe zur Selbsthilfe an. Im Altenheim Windberg hatten Senioren nun die Möglichkeit, einen sicheren Umgang mit ihren Rollatoren zu erlernen. "Die Beobachtung ist, dass Senioren die Rollatoren falsch einsetzen", sagt Hauptkommissar Ulrich Dörges. Sein Schlüsselerlebnis war, als er eine ältere Dame bemerkte, die ihren Rollator immer wieder gegen einen Bordstein schubste, bis sie schließlich aufgab und die Gehhilfe hochhob, um ihren Weg fortzusetzen. "Das ist ja nicht Sinn der Sache. Es gibt einfache Mechanismen, um mit dem Rollator die Bordsteinkante zu überwinden", sagt der Bezirksbeamte. Manche Rollatoren besitzen beispielsweise eine Art "Entenschnabel". Tritt man auf ihn drauf, kippt der Rollator nach hinten und kann problemlos über ein Hindernis bewegt werden. Anstatt des Schnabels, der meist nur an teureren Modellen angebracht ist, kann auch der Fuß als Kipphilfe benutzt werden.

Neben Görges und seinem Kollegen Kalle Ditges sind auch Dirk Gottschlich und seine Kollegin Susanne Barkowski vom Sanitätshaus Jansen anwesend, um Fragen zu beantworten. Barkowski verbringt einige Zeit damit, die Rollatoren richtig einzustellen. Ein weiteres Problem, das bei nahezu allen Bewohnern des Seniorenheims vorliegt. "Die meisten haben den Rollator zu hoch eingestellt", erklärt Barkowski. "Die Griffe des Rollators sollten auf der Höhe des Handgelenks sein, wenn die Arme locker am Körper herabhängen", sagt sie. So, dass die Arme leicht gebeugt sind. Um einen sicheren Stand zu erhalten, sollten sich die Beine zwischen den Rädern befinden.

Während sich die einen drinnen darüber freuen, dass ihr Rollator nun rückenfreundlich eingestellt ist, bemühen sich andere noch draußen am Parcours. "Das schaffe ich nicht", sagt Josefa König-Eickhoff, während sie ihren Rollator eine Rampe hochschiebt. Aber natürlich schafft sie es. "Sie bestimmen, nicht der Rollator", sagt Ditges ermutigend. Er weiß, dass Senioren oft der Mut fehlt, den Rollator richtig einzusetzen. "Dabei bedeutet er ein großes Stück Lebensqualität", sagt er. Nachdem die 77-jährige König-Eickhoff auch die weiteren "Stolperfallen" im Parcours erfolgreich gemeistert hat, freut sie sich. "Das ist alles Neuland für mich. Ich habe den Rollator vor einem halben Jahr bekommen und musste mich damit abfinden. Durch den Parcours habe ich jetzt die nötige Sicherheit."

Über solche Erfolge freuen sich die Polizisten, stellen aber auch fest: "Der Bedarf an Hilfestellung ist da." Ditges sagt: "Die Senioren mit ihren Gehhilfen sind genauso als Fußgänger zu sehen wie alle anderen. Bloß brauchen sie einfach ein bisschen länger. In unserer schnelllebigen Welt kann das schon mal verunsichern." Er fordert die Senioren dazu auf, sich mehr auf die Straße zu trauen und sich somit in das Verkehrsbild zu integrieren. Dank des Lehrgangs werden wohl zukünftig einige Gladbacher Senioren mehr dieser Aufforderung folgen.

(RP)
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