Aktion Rp-Telefonsprechstunde Darmspiegelung ist das beste Verfahren

Mönchengladbach · Bei der RP-Telefonaktion zum Thema Darmkrebs beantworteten drei Experten die Fragen der Leserinnen und Leser.

 Die Darmspiegelung gilt als das beste Verfahren, um Darmkrebs festzustellen. Männer sind nur schwer zu motivieren, sie zu machen.

Die Darmspiegelung gilt als das beste Verfahren, um Darmkrebs festzustellen. Männer sind nur schwer zu motivieren, sie zu machen.

Foto: Evers

"Sie machen alles richtig", beruhigt Chefarzt Ullrich Graeven eine Anruferin. "Essen Sie außerdem wenig rotes Fleisch und bewegen Sie sich regelmäßig." Die 46-Jährige hatte einen Darmkrebsfall in der Familie: Ihre Mutter war in jungen Jahren an dieser Krebsart erkrankt. In einem solchen Fall wird nahen Verwandten geraten, zehn Jahre, bevor sie das Alter der Betroffenen bei der Krebs-Erstmanifestation erreicht haben, mit den Vorsorgeuntersuchungen zu beginnen. Das hat die Tochter getan: Eine Darmspiegelung, bei der auch Polypen entfernt werden, ist die beste und sicherste Methode der Vorsorge. In diesem Fall ist also alles richtig gelaufen.

 Experten der RP-Aktion (v.l.) AOK-Regionaldirektor Heinz Frohn und die Fachärzte Ullrich Graeven und Arno Theilmeier.

Experten der RP-Aktion (v.l.) AOK-Regionaldirektor Heinz Frohn und die Fachärzte Ullrich Graeven und Arno Theilmeier.

Foto: Rietdorf

Es sind nicht alle so gesundheitsbewusst wie diese Anruferin: Die Vorsorgeuntersuchung bei Darmkrebs wird lange nicht so häufig in Anspruch genommen, wie es aus medizinischer Sicht wünschenswert wäre. Ab 55 Jahren übernehmen die Kassen im Moment die Kosten für eine Darmspiegelung. Über eine Absenkung des Alters für Männer auf 45 Jahre wird gerade diskutiert. In jüngerem Lebensalter ist eine Darmspiegelung sonst nur sinnvoll, wenn Beschwerden auftreten. "Bei jüngeren Menschen, die völlig beschwerdefrei sind, würde ich abraten", sagt Gastroenterologe Arno Theilmeier. Es sei denn, der Krebs ist schon bei nahen Anverwandten aufgetreten, die Betroffenen haben Schmerzen oder es findet sich Blut im Stuhl. "Blut im Stuhl ist eigentlich der entscheidende Punkt", sagt Graeven. "Aber es muss dann nicht Krebs sein, es können genauso gut kleine Schleimhauteinrisse im Analkanal sein." Das sollte in jedem Fall mit einer Koloskopie abgeklärt werden. Die Prozedur ist nicht mehr so langwierig und belastend wie viele fürchten. 24 Stunden vorher wird mit der Einnahme von Abführmitteln begonnen. Die eigentliche Darmspiegelung dauert etwa zwanzig Minuten. "Hier ist wichtig, dass sich der Arzt beim Zurückziehen genügend Zeit nimmt", sagt Ullrich Graeven, Chefarzt im Maria Hilf. Dann werden häufig noch Polypen entdeckt. Bei etwa jedem Vierten, der sich präventiv einer Darmspiegelung unterzieht, werden Polypen entdeckt und entfernt. Nur bei einem von hundert Patienten wird Darmkrebs festgestellt. So schockierend dieser Befund sein mag, so positiv wirkt er sich auf die Heilungschancen aus. Je früher Darmkrebs erkannt wird, desto besser.

Gibt es keine Besonderheiten, wird ab 55 Jahren alle zehn Jahre eine Koloskopie empfohlen. In höherem Lebensalter sollte allerdings der Gesundheitszustand des Betroffenen berücksichtigt werden. Etliche Anrufer erkundigten sich am RP-Telefon danach, ob "sich eine Darmspiegelung in ihrem Alter noch lohne". "Ist jemand fit, kann man auch mit 80 Jahren noch eine Koloskopie machen", sagt Graeven. Ist der Betroffene aber geschwächt und krank, ist eine Darmspiegelung wahrscheinlich nicht sinnvoll. "Das ist immer eine Einzelfallentscheidung", sagt auch Arno Theilmeier.

Die Anrufer, die sich bei der Telefonaktion an die medizinischen Experten wenden, sind fast ausschließlich Frauen. Typisch, sagen die Ärzte. Männer seien schwerer zu motivieren. Als Erfolg hat sich die Aktion "1000 mutige Männer für Mönchengladbach" vor einigen Jahren erwiesen. "Das hat gewirkt", sagt Theilmeier. Gut wäre es, wenn die Mönchengladbacher, Männer wie Frauen, weiter so mutig wären, denn: "Es gibt kein besseres Verfahren zur Vorsorge als die Koloskopie", betont Ullrich Graeven.

(RP)
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