Mönchengladbach Das ist Ihr Palast, Mr. Schwarzman

Mönchengladbach · Haus Westland hat endlich den richtigen Besitzer: US-Finanzinvestor Stephen A. Schwarzman mit seinem Super-Welt-Giganten-Fonds Blackstone.

Jemand, der sich ein 37-Millionen-Dollar-Apartment am Central Park hält, muss etwas von Häusern und Wohnen verstehen. Weil es aber sehr wahrscheinlich ist, dass der hundertreichste Mensch der Welt den neuen Prachtbau in seinem gewiss riesigen Portfolio überhaupt nicht kennt, schaffen wir Abhilfe: Dies, Mr. Schwarzman, ist Ihr neuer Palast.

Es war 1954 - Wirtschaftswunder, Weltmeister, Sie wissen schon - als der erste Spatenstich die Stadt in Verzückung versetzte. Und ein Jahr später zur Eröffnung brandete Applaus auf ob der wahr gewordenen hohen Baukunst des Kölner Architekten Peter Steuser. Rasterartige Fensterfront, weiße Keramikfront, der Palast strahlte selbst bei Nacht. Lassen Sie, Mr. Schwarzman, sich nicht irritieren von der Kritik, die schon zehn Jahre später aufkam. Auch wenn die Rückseite nun gar nicht schick, nein eher hässlich war (wie auch heute noch) - es waren doch nur Beschwerden der Mieter der 85 Wohnungen, der 25 Firmen und der acht städtischen Ämter, die es nicht schön fanden, einen gammeligen Eingang zu benutzen.

Dies, Mr. Schwarzman, müssen Sie heute nicht fürchten. Das Haus steht seit 2004 praktisch leer. Zugegeben - es ist im Oktober 1979 nicht besonders erfreulich, dass ein vier Meter langes Stück des Außenputzes an der Vorderseite abbricht. Dafür hat man aber die heute noch sichtbare Bronze-Aluminium-Fassade für eine Million Mark angebracht. Es stimmt schon, es ist kein strahlender Palast mehr, sondern ein dunkler Koloss. Es stimmt auch, das Haus ist nicht mehr zweite Hand. Eher vierte oder fünfte. Es hat Gebrauchsspuren, es ist auch eigentlich kein Palast mehr, es ist, machen wir es kurz: eine Schrottimmobilie, ein Geisterhaus, dem Verfall preisgegeben. Sie, Mr. Schwarzman, werden das Richtige damit tun. ANDREAS GRUHN

(RP)
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