Mönchengladbach Das nie genutzte Flüchtlingsheim

Mönchengladbach · An der Hehner Straße wurde gerade ein Übergangswohnheim abgebaut. Eigentlich sollten dort 300 Flüchtlinge Platz finden. Aber die teuer angemietete Unterkunft wurde nie genutzt. Das ist kein Einzelfall.

 Das Übergangswohnheim an der Hehner Straße wurde nie genutzt - und jetzt wieder abgerissen.

Das Übergangswohnheim an der Hehner Straße wurde nie genutzt - und jetzt wieder abgerissen.

Foto: Berlin

Auf dem Grundstück an der Monschauer Straße, Ecke Hehner Straße wurden Anfang 2016 zwei Leichtbauhallen sowie Container mit Speiseraum, Küche und Sanitäranlagen gebaut. Alles videobewacht, Dort sollten im April des gleichen Jahres schon Flüchtlinge einziehen. Geschehen ist dies nie. Die Unterkunft blieb leer und ungenutzt. Die Stadt muss trotzdem Miete zahlen. Wie viel genau, darüber will man in der Verwaltung keine Auskunft geben - "wegen der schützenswerten Interessen Dritter". Sicher ist: Es war nicht preiswert. Denn 2016 war die Nachfrage nach Wohncontainern wegen der Flüchtlingswelle bundesweit enorm gestiegen, so dass viele Hersteller und Vermieter mit Preiserhöhungen reagierten. "Trotzdem war die Anmietung immer noch günstiger für uns als ein Kauf", sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen.

Ende April läuft der Mietvertrag für das nie genutzte Objekt an der Hehner Straße aus. Und das ist nicht das einzige leerstehende Objekt mit laufenden Kosten. Zehn Millionen Euro musste die Stadt Ende vergangenen Jahres für Flüchtlingsunterkünfte ausgeben, die zu dem Zeitpunkt nur zu 32 Prozent belegt waren. Mittlerweile sind einige Mietverträge ausgelaufen und Objekte aufgegeben worden. Aber die Belegungsquote liegt immer noch bei mageren 34 Prozent. Und Mönchengladbach ist nicht die einzige Kommune mit diesem Problem. Denn 2016 kamen unerwartet viele Flüchtlinge. Alleine in Mönchengladbach waren es 3216. Und damals war nicht abzusehen, wie es weitergehen sollte. Da die Stadt nicht über ausreichende Gebäude verfügte, wurden Mietverträge abgeschlossen - zum Teil langfristige. Doch dann ebbte plötzlich die Zahl der Flüchtlinge ab. Zum Jahresbeginn 2017 wurden in der Stadt noch 2308 Menschen, die aus ihren Heimatländern geflüchtet waren, betreut und beherbergt. Im November 2017 waren es nur noch 850. Im März dieses Jahres waren es noch 658 Menschen, die in Mönchengladbach eine Unterkunft brauchten.

Schon im vergangenen Jahr versuchte die Stadt, die Überkapazitäten an Flüchtlingsunterkünften abzubauen. Dies geschah auch. Aufgegeben wurde beispielsweise der ehemalige Aldi-Markt an der Aachener Straße, in dem Flüchtlinge untergebracht waren, die ehemaligen Schulen Am Torfbend und an der Orffstraße und auch das alte Hotel an der Pescher Straße. 1100 Unterkunftsplätze wurden abgebaut. In diesem Jahr wird die Stadt neben dem Objekt an der Hehner Straße noch die Übergangseinrichtungen Aachener Straße 361, Viktoriastraße 58 (beide zum 1. Oktober) und die am Fleener Weg aufgeben.

Im Jahr 2009, als die Flüchtlingszahlen einen Tiefpunkt erreicht hatten, standen in Mönchengladbach insgesamt 380 Unterbringungsplätze zur Verfügung. Die mussten ab 2010 kontinuierlich ausgeweitet werden. Mit der einsetzenden Flüchtlingskrise wurde dann in kürzester Zeit die Zahl der Unterbringungsplätze auf 3559 erhöht. In diese Not will man in der Stadt nicht mehr kommen. Deshalb sollen mindestens 1500 Plätze in Übergangswohnheimen dauerhaft erhalten bleiben. Das ist das vorgegebene Ziel und dies soll bis Ende 2018 erreicht werden, so der Stadtsprecher. Denn sollten wieder mehr Menschen ins Land kommen, will man weder in die Lage geraten, wieder Flüchtlinge in Turnhallen oder Schulen unterbringen zu müssen, noch will man in die Bredouille kommen, überteuerte Wohncontainer anmieten oder kaufen zu müssen.

(gap)
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