Mönchengladbach Das Sühnekreuz des Peter Pang steht wieder

Mönchengladbach · Zerstört und verbuddelt lag das Denkmal jahrhundertelang in der Erde. Die Rheindahlener Geschichtsfreunde ließen es wieder errichten.

 Dominique Bierbaum bei den letzten Handgriffen. Das Kreuz zeigt auf der Vorderseite einen Totenschädel und gekreuzte Knochen.

Dominique Bierbaum bei den letzten Handgriffen. Das Kreuz zeigt auf der Vorderseite einen Totenschädel und gekreuzte Knochen.

Foto: Inge Schnettler

Das Sühnekreuz stammt aus dem Jahr 1674. Die Franzosen ließen es - wie alle religiösen Zeichen - 1794 zerstören. Seine vier Teile wurden in der Erde verscharrt. 1959 stieß Wilhelm Lambertz beim Pflügen seines Ackers auf einen "besonderen Stein". Der Landwirt verständigte den Hobby-Archäologen Toni Mennen, und der fand tatsächlich das Fundament und die Säule des längst vergessenen Steinkreuzes. Mennen deponierte die Fundstücke auf seinem Grundstück. Es vergingen wieder viele Jahre.

1995 berichtete der Rheindahlener Willi Liffers davon, dass sein Vater zur Verschönerung seines Vorgartens an der Hilderather Straße Steine und Findlinge gesammelt hatte. Tatsächlich fand sich dort ein Sandstein in Kreuzform. Dann tauchte auch noch der obere Abschluss auf, und jetzt steht das Wegekreuz wieder - und zwar an der Straße nach Sittard und Hilderath, ganz in der Nähe des ursprünglichen Aufstellungsortes. Dafür haben die Rheindahlener Geschichtsfreunde gesorgt. Sie haben auch die Geschichte des Sühnekreuzes - nach Aufzeichnungen des Sittarder Heimatforschers Paul Hilgers - niedergeschrieben. Und die liest sich wie ein Krimi.

 Dominique Bierbaum und Elzad Tubic (v. l.) setzen die Teile zusammen.

Dominique Bierbaum und Elzad Tubic (v. l.) setzen die Teile zusammen.

Foto: Inge Schnettler

Es ist die Geschichte des Vogtes Peter Pang aus Dahlen. Zur Zeit der Flachsernte kam er an dem Bauern und seinen fleißigen Flachshelfern vorbei. Diesen wurde besondere Hochachtung entgegengebracht. Jeder Vorbeikommende grüßte mit den Worten "Gott help öch, ehr Hiäre!" Der hochnäsige, wenig beliebte Peter Pang verweigerte den Gruß, wurde daraufhin vom Jungbauern als Schuft bezeichnet. Derart beleidigt, zog der Vogt seinen Dolch und stach ihn dem jungen Mann in die Brust. Er starb in den Armen seines Vaters. Der Jülicher Landesherr, dem Peter Pang seine Schuld eingestand, hätte das Recht gehabt, den Vogt mit dem Tod zu bestrafen. Er ließ allerdings Gnade walten. Peter Pang verlor Amt und Stellung, musste eine hohe Strafe zahlen und an der Stelle, an der er zum Mörder wurde, ein Kreuz errichten.

Diese Geschichte wurde viele Jahre lang von den Rheindahlener Heimatforschern erzählt. Die Geschichtsfreunde setzten sich zum Ziel, das Kreuz wieder zu errichten - und so ist es geschehen. Die Steinmetze und Restauratoren der Werkstatt Jansing und Schmid nahmen sich der Steine, die natürlich stark verwittert und nicht mehr vollständig waren, an. Sie tränkten sie mit einer Speziallösung, um sie haltbar zu machen, setzten Metallanker zur Verbindung der Teile ein und füllten Fehlendes auf.

"Wir sind der Firma unendlich dankbar", sagt Karl Purrio von den Geschichtsfreunden. "Man hat die Arbeiten für die Hälfte der veranschlagten Kosten durchgeführt." Karl Purrio war dabei, als das Sühnekreuz wieder errichtet wurde. "Mein Bruder Stefan hätte das so gerne erlebt." Der war es vor allem gewesen, der sich für die Instandsetzung eingesetzt hatte. Der beliebte Heimatfreund starb vor wenigen Wochen. Achim Vieten, der seit Stefan Purrios Tod Vorsitzender der Geschichtsfreunde ist, sagte tröstend: "Der Stefan schaut uns jetzt von oben zu und freut sich."

(isch)
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