Mönchengladbach Das Tagebuch einer Mutter

Mönchengladbach · Tanja war 39 Jahre alt, als ihr Leben am seidenen Faden hing. Ihre Mutter schrieb über die lange Leidenszeit.

 Tanja (l.) lebt heute im DRK-Heim am Volksgarten. Gisela Rausch-Teichmann (r.) hat unter dem Pseudonym Gisa Rausch ihre Tagebuchaufzeichnungen veröffentlicht.

Tanja (l.) lebt heute im DRK-Heim am Volksgarten. Gisela Rausch-Teichmann (r.) hat unter dem Pseudonym Gisa Rausch ihre Tagebuchaufzeichnungen veröffentlicht.

Foto: Rausch-Teichmann, Reichartz (r.)

Gisela Rausch-Teichmann hatte ihre Tochter Tanja am Tag zuvor noch besucht. Es ging ihr nicht gut, sie hatte eine Lungenentzündung, war aber endlich fieberfrei. "Da bin ich einigermaßen beruhigt nach Hause gefahren", sagt sie. Unter dem Pseudonym Gisa Rausch hat sie nun ein Buch veröffentlicht, das auf ihren Tagebucheintragungen basiert. Am 7. Juli 2011 ist Tanja nach akutem Organversagen zusammengebrochen, im Krankenhaus wurde sie mehrfach reanimiert. Sie erleidet mehrere Schlaganfälle - aber sie lebt. Tanja war 39 Jahre alt. "Dann begann das Warten", sagt Gisela Rausch-Teichmann. Erst vier Wochen nach dem Kollaps wurde Tanja wach. "Sie öffnete ein Auge - und weinte."

Ihre Erlebnisse hatte sie schon seit vielen Jahren in ihren Tagebüchern festgehalten. Nun wurde das Schreiben zur Therapie. "Und ich möchte, dass es anderen in ähnlichen Situationen helfen kann." Deshalb hat Gisela Rausch-Teichmann die Aufzeichnungen bei "Book on Demand" drucken lassen. "Tanja - das ist die, die wieder lacht", heißt der 224 Seiten starke Taschenbuch-Band. Und er soll Mut machen. "Denn bei all dem Schrecklichen, was passiert ist, Tanja lebt, und sie ist heute wieder ein fröhlicher Mensch."

So optimistisch sie die ganze Zeit war, die Ängste waren riesig. "Aber ich musste mich ja auch um Tanjas Kinder kümmern." Was sich nicht immer als unproblematisch herausstellte. Gisela Rausch-Teichmann, die als Bürokauffrau und Sekretärin in der Nachrichtenredaktion der Deutschen Welle gearbeitet hatte, geht vorzeitig in den Ruhestand, um mehr Zeit für die Familie, vor allem für die schwerkranke Tochter, zu haben.

Und dann war irgendwann klar, dass Tanja kein selbstständiges Leben mehr führen konnte. Sie fand ein neues Zuhause im DRK-Heim am Volksgarten. "Darüber bin ich sehr froh. Sie hat ein sehr schönes Zimmer mit Balkon, und mit ihrem E-Rolli fährt sie bei schönem Wetter durch den Park." Und was Gisela Rausch-Teichmann besonders freut: Ihre jetzt 45-jährige Tochter arbeitet ganztägig in einer Werkstatt. "Und ihre gute Laune macht sie überall beliebt."

Das Schreiben habe ihr sehr geholfen. Dass ihre Aufzeichnungen jetzt als Buch erschienen sind, freut sie besonders. "Ich will betroffenen Menschen und ihren Angehörigen Mut machen und zeigen, dass es sich lohnt, zu kämpfen, dass jedes Leben lebenswert ist, auch wenn man nicht wieder richtig gesund wird."

(isch)
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