Mönchengladbach Das "tönende Mysterium" der Sinfoniker

Mönchengladbach · Bei dem Konzert im Studio des Rheydter Theaters wurde das Vitusquartett zeitweise zum Quintett und begeisterte das Publikum.

 Chisato Yamamoto (erste Violine), Johanna Brinkmann (zweite Violine), Richard Weitz (Viola), Lorena Meiners-Nitsch (Cello) und Raffaele Franchini (Cello, v.l.) sind die Besetzung beim dritten Kammerkonzert der Nioederrheinischen Sinfoniker. Auf dem Bild fehlt der Oboist Yoshihiko Shimo.

Chisato Yamamoto (erste Violine), Johanna Brinkmann (zweite Violine), Richard Weitz (Viola), Lorena Meiners-Nitsch (Cello) und Raffaele Franchini (Cello, v.l.) sind die Besetzung beim dritten Kammerkonzert der Nioederrheinischen Sinfoniker. Auf dem Bild fehlt der Oboist Yoshihiko Shimo.

Foto: Matthias Stutte

Schuberts Streichquintett D 956, das mit den zwei Celli, ist ein gewaltiges Werk. Bei jedem Hören geht es einem erneut unter die Haut. An die Spieler stellt es hohe Anforderungen, technisch, im Zusammenspiel und in der musikalischen Gestaltung. Umso mehr ist zu würdigen, wie gut, mit durchdachter Konzeption und sorgfältiger Einstudierung, das zum Quintett erweiterte Vitusquartett dieses Werk im dritten Kammerkonzert der Niederrheinischen Sinfoniker zur Aufführung brachte. Erfreulich war darüber hinaus, dass die Stuhlreihen im Studio des Theaters Mönchengladbach alle gefüllt waren.

Zu Recht hatte man für den Konzertbeginn erst mal ein kurzes, munteres Werk als Kontrast ausgesucht, Mozarts Oboenquartett KV 370. Was den Schwierigkeitsgrad anbelangt, stellte man bald fest, dass Mozart es für einen Meister der Oboe schrieb, für seinen guten Bekannten Friedrich Ramm. Nun, wie gut der die Komposition seinerzeit auch immer gespielt haben mag: Yoshihiko Shimo blieb nichts schuldig. Der Oboist bestach durch souveräne Technik, durch sicheren und tonschönen Ansatz sowie durch frische, unverbrauchte Musikalität. Schlackenlos gelangen ihm die Läufe, mühelos bewegte er sich in den höchsten Höhen. Seine Phrasierungen und Betonungen in den schnellen Sätzen waren ebenso kompetent wie die Artikulation der langsamen Melodiebögen. Das Zusammenspiel mit Chisato Yamamoto (Violine), Richard Weitz (Viola) und Raffaele Franchini verlief völlig problemlos. Dann, nach dem verdienten Beifall, wechselte Shimo ins Auditorium, das Streichtrio wurde im Gegenzug mit Johanna Brinkmann (Violine) und Lorena Meiners-Nitsch (Violoncello) zum Quintett ergänzt.

Der renommierte Musikkritiker Joachim Kaiser nannte Schuberts C-Dur-Quintett ein "tönendes Mysterium". Das Werk besticht nicht nur durch seine betörenden Melodien, es steckt auch voller Dramatik und voller Stimmungsgegensätze. "Vitus" wählte gute Tempi, wobei das Quintett im ersten Satz das Tempo gelegentlich anzog und damit die ohnehin große Intensität noch steigerte. Abwechslungsreich klangen die Kantilenen, mal verhalten, mal kraftvoll. Fahle Haltetöne unterstrichen das Mystische, das Geheimnisvolle dieses Werkes. Viel Temperament war in den schnellen Sätzen im Spiel. Feine Sensibilität steckte in den langsamen Partien sowie im Trio des Scherzos.

Mit herzlichem Beifall würdigten die begeisterten Zuhörer zu Recht eine mit viel Engagement vorgetragene, hervorragende Wiedergabe.

(-tr)
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