Pferdemetzgerei in Mönchengladbach "Das zarteste Stück am Pferd ist das Filet"

Mönchengladbach · Tanja Janßen mag Pferde. Früher ist sie auch geritten. Heute führt die 42-Jährige eine Metzgerei. Für Pferdefleisch. Uns hat sie erzählt warum.

 Ein Pferd geformt aus Pferdemett.

Ein Pferd geformt aus Pferdemett.

Foto: Shutterstock/papillondream

"Die Menschen möchten alle, dass die Tiere, deren Fleisch sie gerne essen, vor ihrem Tod ein gutes Leben hatten und nicht leiden mussten. Genau das ist auch bei Pferden der Fall", sagt Tanja Janßen aus Mönchengladbach.

Bei den geschlachteten und anschließend zu Wurst verarbeiteten Pferden handelt es sich laut der Metzgerin oft um Pferde, die nicht mehr geritten werden können. "Das sind dann zum Beispiel Tiere, die eine Verletzung am Rücken haben. Die wenigsten Halter haben dann die Muße oder das Geld, die Tiere weiter zu halten", sagt Janßen. So sei für viele Pferdehalter der Weg zum Schlachter der bequemere und günstigere.

Sie sieht keinen Widerspruch

An der Neusser Straße in Mönchengladbach führten Janßens Eltern über 35 Jahre lang den Metzgereibetrieb. Bereits mit 16 Jahren half die Tochter aus. Mit 18 entschloss sich Janßen, in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten und arbeitete von da an fest in der Pferdemetzgerei. Dass sie Pferde gerne hat und früher selbst auch geritten ist, ist für die heute 42-Jährige kein Widerspruch.

 Tanja Janßen mit ihren Wurstwaren auf einem Wochenmarkt in Düsseldorf.

Tanja Janßen mit ihren Wurstwaren auf einem Wochenmarkt in Düsseldorf.

Foto: Tanja Janßen

Im Jahr 2015 beschlossen ihre Eltern, den Betrieb zu schließen und führten stattdessen ein Tiernahrungsgeschäft in den Räumen. Die Tochter blieb dem Pferdefleisch aber treu und verkaufte derweil Wurstwaren auf Wochenmärkten in Düsseldorf, Langenfeld und Viersen. Am 8. November eröffnet sie das ehemalige Geschäft ihrer Eltern neu. In dem es, wie früher, nur Fleisch von Pferden geben wird.

"Von der klassischen Salami bis zur Mettwurst, Leberwurst oder Fleischwurst ist alles dabei", sagt sie. "So wie in jeder anderen Metzgerei halt auch. Es handelt sich eben nur um Pferdefleisch." Geschmacklich ähnelt das Fleisch laut Janßen Rindfleisch. "Manche behaupten, es sei ein bisschen süßer", sagt Janßen. Das zarteste Stück vom Pferd sei übrigens, wie beim Rind, das Filet. Zubereiten könne man es genau wie das Pendant aus Rindfleisch: "Ruhig blutig, wenn man das mag."

Das Fleisch bezieht die Metzgerin ausschließlich von Schlachthöfen aus der Region. Bei der Schlachtung sei es wichtig, dass die Tiere keinerlei Medikamente im Blut haben, sagt die Metzgerin. "Das prüft der Veterinär vor und noch einmal nach der Schlachtung." Außerdem muss jedes Pferd, das für den Verzehr geschlachtet werden soll, einen gültigen Equidenpass haben. "Das ist sozusagen der Ausweis vom Pferd", sagt Janßen. So wisse man sicher, wo das Pferd her kommt.

In Verruf geraten war Pferdefleisch in Deutschland vor allem im Jahr 2013. In mehreren europäischen Ländern war damals Pferdefleisch auf Tellern gelandet, das niemals hätte verkauft werden dürfen. Eine kriminelle Bande hatte jahrelang Fleisch von Pferden, das nicht für den Verzehr geeignet war, in den Handel geschleust. Vor allem in Lasagne fand sich damals weniger Rindfleisch, dafür mehr Pferdefleisch.

Dabei hat Pferdefleisch, vor allem in der Region, eine lange Tradition. Man denke nur an den Rheinischen Sauerbraten - der üblicherweise mit Pferdefleisch zubereitet wird. Janßen ist zuversichtlich, dass sich ihre Metzgerei an der Neusser Straße halten wird.

"Die Menschen kommen gezielt zu uns und kaufen das Pferdefleisch, weil sie es schätzen", sagt die 42-Jährige. Dabei seien die Geschmäcker innerhalb der Region sehr unterschiedlich. "In Viersen ist zum Beispiel die Fleischwurst vom Pferd total beliebt", sagt Janßen. Woran das liegt, das wüsste sie auch gerne, sagt sie mit einem Zwinkern.

(skr)
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