Mönchengladbach Den Hempels auf die Spur gekommen

Mönchengladbach · In einem Kurs des Museums Schloss Rheydt begaben sich 26 Kinder des Hugo-Junkers-Gymnasiums auf die Spur der fiktiven Familie Hempel und gruben auf der Wallanlage 60 Fundstücke aus. Das Projekt soll öfter angeboten werden.

 Zusammen mit ihren Klassenkameraden gruben Luca und Lilly die vermeintlichen Überreste des Hauses der Familie Hempel aus. Anschließend wurde genau festgehalten, wo sie die Gegenstände gefunden haben.

Zusammen mit ihren Klassenkameraden gruben Luca und Lilly die vermeintlichen Überreste des Hauses der Familie Hempel aus. Anschließend wurde genau festgehalten, wo sie die Gegenstände gefunden haben.

Foto: Detlef Ilgner

Einst wohnte auf der Wallanlage von Schloss Rheydt die Familie Hempel und betrieb eine Fahrradwerkstatt. Das war irgendwann in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Inzwischen ist die Familie weggezogen und das Haus gibt es nicht mehr. Tief unter der Erde haben sich die Überreste erhalten. Löffel, Rucksäcke, Spielzeug, Kerzenleuchter und Geldmünzen wurden nun von 26 Schülern der sechsten Klasse des Hugo-Junkers-Gymnasiums entdeckt und archäologisch fachmännisch freigelegt. "Die Hempels hat es natürlich nie gegeben. Das haben wir nur erfunden. Der Sinn ist, den Kindern zu vermitteln, wie Archäologie funktioniert, und bei ihnen das Interesse dafür zu wecken", sagt Christian Schumacher vom Museum Schloss Rheydt.

Der Archäologe erklärte den Kindern im Vorfeld der fingierten Ausgrabung, wie die Wissenschaft funktioniert und was in der Stadt schon alles entdeckt wurde. "In Mülfort, Hardt und Rheindahlen gibt es bedeutende Fundstellen", erzählte Schumacher und weckte bei den Schülern den Entdeckergeist. "Wir schauen zuerst, wo vielleicht schon etwas aus der Erde herausragt und fangen dann an zu graben", erklärte Luca. Einmal auf ein Fundstück gestoßen, wird es zunächst in eine Skizze der Ausgrabungsstätte eingetragen, um die Herkunft zu dokumentieren. "Wir haben zum Beispiel eine Kaffeedose gefunden, die 1969 abgelaufen war, und altes Geld", erklärte Lilly. Die beiden Mädchen waren daher sicher, dass die Hempels in den 1960ern auf der Wallanlage gelebt hatten. Als sie Geschirr, Löffel und Tonscherben fanden, zogen sie den Schluss, dass sie gerade die Küche der Familie freigelegt hatten.

Als alle 60 Fundstücke zu Tage gefördert waren, ging es an die Vermessung des Geländes. Dabei kam Mathematik zum Einsatz. Wie richtige Archäologen zeichneten die Kinder Planquadrate. Normalerweise würden diese in einen Katalog eingetragen und der Wissenschaft zugänglich gemacht. Die Kinder machen jedoch etwas anderes. "Wir werden bei uns in der Schule eine richtige Ausstellung machen", kündigte Catrin Ingerfeld an. Die Lehrerin ist begeistert vom Interesse der Kinder. "Bei uns gibt es das Fach Kult. In der sechsten Klasse steht dort Archäologie auf dem Plan", erklärte sie. Außerdem gehören der Umgang mit Medien und ein Theaterstück zum Unterrichtsstoff. Die Teilnahme ist freiwillig. "Von 80 Kindern haben sich 60 beworben. Da mussten wir schon ein Auswahlverfahren machen", erzählte Ingerfeld.

Für das Museum war der Praxisunterricht ein Pilotprojekt. "Wir überlegen, den Kurs auch für andere Schulen oder als Ferienaktion anzubieten", sagt Christian Schumacher. Das starke Interesse und der Eifer der Kinder bestätigen ihn. "Es ist schön zu sehen, was Kinder an dem Thema interessiert", sagt er.

(cli)
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