Mönchengladbach Den Nachbarn und Rheydt kennenlernen

Mönchengladbach · Der Paritätische macht drei Jahre lang jeden ersten Mittwoch im Monat eine Tour, um Teilnehmern Rheydt näher zu bringen. Sie besuchen unterschiedliche Einrichtungen und informieren sich. So werden Nachbarn zu Freunden.

 Mit dem Bollerwagen besuchen Rheydter Nachbarn die unterschiedlichen Einrichtungen im Stadtteil. Wichtiger Nebeneffekt: Die Nachbarn lernen sich dadurch auch untereinander besser kennen.

Mit dem Bollerwagen besuchen Rheydter Nachbarn die unterschiedlichen Einrichtungen im Stadtteil. Wichtiger Nebeneffekt: Die Nachbarn lernen sich dadurch auch untereinander besser kennen.

Foto: Knappe

Was kann man im Hugo-Junkers-Park alles erleben? Welches Angebot gibt es im Bahnhof Geneicken? Und wie leben die Menschen im Seniorenheim der Awo? Das weiß längst nicht jeder. Manch einer muss vielleicht sogar überlegen, wo die Einrichtungen überhaupt zu finden sind. Der Paritätische möchte das ändern. Seit Januar bietet er immer am ersten Mittwoch im Monat eine Stadtteilerkundung durch Rheydt an. Das Projekt soll drei Jahre laufen und Lotsen hervorbringen. Sie sollen künftig jedem Rheydter den Stadtteil erklären können. Erkundet wird ein relativ kleiner Bereich. "Wir bewegen uns in einem Bereich, der von der Nordstraße, der Gartenstraße, der Gracht und dem Bahndamm eingegrenzt wird. Es geht darum, das Viertel zu erkunden und die Nachbarschaft zu stärken", erzählt André Picklaps vom Paritätischen. Bis zu 25 Gäste nehmen an den Touren teil. Nun ging es zum Familienzentrum Mummi.

Die Stadtteilerkundungen haben einen doppelten Sinn. "Zum einen lernt man kennen, welche Vereine, Einrichtungen und Institutionen es in unserem Viertel gibt, zum anderen wird die Anonymität abgebaut", erklärt Picklaps. Es geht darum, gemeinsam zu leben, zu wissen, wer sein Nachbar ist, und den Stadtteil zu stärken. Startpunkt ist immer der Aufenthaltsraum des Paritätischen an der Friedhofstraße 39. Als es nun zum Familienzentrum Mummi ging, war das schon ein weiter Weg. Denn die Brucknerallee liegt außerhalb des Viertels, in dem man sich sonst bewegt. Verena Kell führte die Gruppe an. Sie zog einen bunt geschmückten Bollerwagen, an dem Blumen und kleine Windrädchen hingen, hinter sich her. Mit dabei hatte sie Kuchen. Nach den Erkundungen gibt es in den Einrichtungen nämlich immer ein gemeinsames Kaffeetrinken. Die Ziele ergeben sich inzwischen von selbst. Mal sucht der Paritätische aus, wo es hingeht, mal melden sich Einrichtungen, und manchmal schlagen auch die Teilnehmer ein Ziel vor. "Viele kennen sich nicht so richtig aus. Da möchten wir helfen", sagt André Picklaps.

Von der Friedhofstraße aus ging es wegen des schlechten Wetters nun auf kürzesten Weg zum Mummi. Yvonne Dohmen, die Leiterin des Familienzentrums, wartete auf die Gruppe. Als diese das Familienzentrum betrat, saßen bereits einige Gäste im Esszimmer. Wegen des Regens waren sie direkt von Zuhause aus losgegangen. "In Rheydt kann man viel machen. Man muss nur wissen, wo man hingehen kann", sagt Verena Kell. Nachdem Yvonne Dohmen die Gäste begrüßt hatte, stürmte eine Gruppe Kinder mit Instrumenten in den Raum. Sie hatten ein Lied vorbereitet und sangen "Hallo, guten Tag".

Einige Gäste erinnerten sich noch an Zeiten, als es das Familienzentrum noch nicht gab. "Hier war früher das Odeon-Kino. Da habe ich Zarah Leander gesehen", erzählte eine Dame. Andere erzählten von "Coconut", ein Bistro, das es früher in den Räumen gab. Einige davon haben sich seitdem nicht verändert. Um zu sehen, wie es heute dort aussieht, führte Yvonne Dohmen die Gruppe durch den Kindergarten. "Wir haben derzeit 57 Kinder in drei Gruppen. Sie können sich aber hier überall bewegen und frei aussuchen, was sie machen möchten", erzählte Dohmen. So können die Mädchen und Jungen mit Instrumenten spielen, werkeln, basteln oder im Garten herumtollen. Mittags wird gemeinsam gekocht. Als die Besucher die Turnhalle betraten, wurden sie erneut von Kindern empfangen. Dieses Mal sangen sie "Tuff, tuff, tuff die Eisenbahn". Eine Teilnehmerin des Ausflugs war so begeistert, dass sie anbot, vorbei zu kommen und mit den Kindern Szegediner Gulasch zu kochen.

Beim nächsten Mal führt die Stadtteilerkundung zum Bouleplatz auf dem Rheydter Markt. Im Oktober geht es zur evangelischen Jugendkirche. Zusätzlich bietet der Paritätische im Rahmen des Projekts jeden Donnerstag von 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr einen Frühstückstreff an. Der Kostenbeitrag liegt bei drei Euro. Dienstags gibt es von 12 bis 14 Uhr ein Second-Hand-Café. Alle Aktionen dienen dazu, die Gemeinschaft in der Nachbarschaft zu stärken. Informationen gibt es telefonisch unter 02166 923957.

(cli)
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