Mönchengladbach Denker der Kirche

Mönchengladbach · Politik, Kirche und Gesellschaft verneigten sich vor Professor Anton Rauscher. Zum Geburtstag des Mitbegründers der Katholischen Soziallehre gratulierten auch Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und Kardinal Karl Lehmann.

 Gespräch am Rande: Während des Festaktes plauderte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers mit Professor Anton Rauscher,. Neben ihnen: Festredner Kardinal Karl Lehmann.

Gespräch am Rande: Während des Festaktes plauderte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers mit Professor Anton Rauscher,. Neben ihnen: Festredner Kardinal Karl Lehmann.

Foto: Markus Rick

Dass ein Staatssekretär einmal sprachlos ist, erlebt man äußerst selten. Dr. Jürgen Aretz jedoch brauchte am Samstag einen kurzen Moment, um für seine Laudatio über Professor Dr. Anton Rauscher einen passenden Gedanken zu finden. Dann setzte er an: " Wenn ich meine Vorredner höre, dann müssen die Nobelpreise bislang an Katholiken vorbei gegangen sein. Sonst hätten Sie einen. Und die Seligsprechung wird ja nur in einem Stadium geschehen, das wir uns noch lange ersparen möchten."

Es war eine von vielen Lobeshymnen, die der Mönchengladbacher Professor Dr. Anton Rauscher beim Festakt zu seinem 80. Geburtstag im Haus Erholung empfing. Mehr als 150 Ehrengäste und Kollegen würdigten einen großen Denker der katholischen Soziallehre.

Denkfabrik der Bischofkonferenz

Rauscher ist seit 45 Jahren Direktor der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle, eine Denkfabrik der Bischofskonferenz mit Sitz in Gladbach. Es war nun die Bischofskonferenz, die am Samstag eine Geburtstagsfeier ausrichtete, die Rauscher die Tränen in die Augen trieb. Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers, Karl Kardinal Lehmann, Oberbürgermeister Norbert Bude und viele weitere prominente Gäste verneigten sich vor einem der größten deutschen Sozialethiker, Theologen, Volkswirt und Geisteswissenschaftler.

Bude überreichte dem sichtlich gerührten Rauscher die Stadtplakette. Der Hauptausschuss hatte im Sommer einstimmig den Entschluss gefasst, Rauscher für seine lange Arbeit in Mönchengladbach zu ehren. Glückwünsche kamen aus Nordkorea, Japan, den Niederlanden, aus Polen und aus der deutschen Politik. "Wir brauchen ein Maß, das uns verantwortungsvoller handeln lässt", sagte Ministerpräsident Rüttgers in Bezug auf die aktuelle Finanzkrise. "Und Sie haben in vielen Schriften ein solches Maß angelegt." Kardinal Lehmann würdigte "Pater Rauscher" in einem Pontifikalamt im Münster: "Er hat die Idee der Solidarität geprägt. Und die ist ein Grundbegriff des katholischen Verständnisses."

Keine Frage: Rauschers Wort ist mittlerweile nahe dem eines Propheten, das im eigenen Land wie weltweit Gehör findet. "Es sind sehr viele gute Worte gefallen", sagte der Geehrte in einer kurzen Dankesrede bescheiden. "Der Herrgott wird darüber urteilen, was sie wert sind." Mehr als die vielen salbungsvollen Worte freute Rauscher jedoch, dass auch fachlich gesprochen wurde. "Mir war es wichtig, dass das christlich-soziale Anliegen aufgefrischt wurde", sagte Rauscher.

Am nächsten Morgen hielt er wie gewohnt einen Gottesdienst in der Kapelle des Franziskushauses. Alles wäre nichts gewesen.

(RP)
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