Mönchengladbach Der Auszug der Ordensschwestern

Mönchengladbach · Mehrmals bewahrten die Ordensschwestern der Cellitinnen das Krankenhaus Rheindahlen vor der Schließung, bis sie 1991 das Haus verließen. Rund zehn Jahre später zog die Neurologie der Maria-Hilf-Kliniken ins Franziskushaus um, aus der Heilstätte wurden Büros und Wohnungen.

 Am 11. Oktober 1991 wurden die letzten Ordensschwestern der Cellitinnen im Krankenhaus Rheindahlen verabschiedet.

Am 11. Oktober 1991 wurden die letzten Ordensschwestern der Cellitinnen im Krankenhaus Rheindahlen verabschiedet.

Foto: RP Archiv tressat

Rheindahlen Es gab viele warme Worte an diesem Herbsttag im Jahr 1991, der wegweisend für den Stadtteil sein sollte. Es war der 11. Oktober, als die letzten Schwestern das Krankenhaus Rheindahlen verließen. "Ihre Arbeit war durch Nächstenliebe, Demut und Barmherzigkeit gekennzeichnet", gab der damalige Oberbürgermeister Heinz Feldhege den letzten Ordensschwestern der Cellitinnen mit auf den Weg. Und Chefarzt Professor Dr. Jean Haan erklärte, in konfessionell geführten Krankenhäusern sei der Geist von Menschen spürbar, die für andere da sind. All das hörte an jenem Herbsttag auf. Nach 126 Jahren, in denen praktisch immer Ordensschwestern das Sagen hatten in der Heilstätte. Heute lässt sich leicht sagen, dass dieser Tag der Anfang vom Ende des Krankenhauses Rheindahlen war, das schließlich 2002 besiegelt war. Man kann es aber auch so sehen: Das Krankenhaus hat 137 Jahre durchgehalten.

 Denkmalgeschützt: Auf diesem undatierten Bild stand auf dem Schild über dem Eingang noch „Städt. Kranken- und Pflege-Haus“.

Denkmalgeschützt: Auf diesem undatierten Bild stand auf dem Schild über dem Eingang noch „Städt. Kranken- und Pflege-Haus“.

Foto: Stadtarchiv MG

Es sieht noch alles so aus wie damals. Das Gebäude ist seit Dezember 1987 denkmalgeschützt. Nur wurden aus den Krankenzimmern im vergangenen Jahrzehnt Eigentumswohnungen und Büros. Dabei hatten die Ordensschwestern das Haus schon mehrfach richtig umgekrempelt und es in den 60er und 70er Jahren vor der Schließung bewahrt. Bis 1963 lebten und wirkten die Ordensschwestern der Armen Dienstmägde im Krankenhaus Rheindahlen. Die Kirchengemeinde übernahm das Haus von der Stadt pacht- und mietfrei. Dennoch stand es schon 1965 vor dem Aus, weil es schlicht zu teuer wurde für Stadt und Gemeinde. Kurzerhand entschied der Rat, das Haus dem Kölner Orden der Cellitinnen nach den Regeln des Heiligen Augustinus zu schenken. Und die brachten das Hospital zu neuer Blüte, bauten eine Röntgenabteilung ("Borussen-Bunker" genannt) für rund 300 000 Mark, gestalteten neue Verwaltungsräume, neue Wohnräume und Krankenzimmer entstanden, sie erneuerten praktisch die gesamte Infrastruktur des Hauses, modernisierten die Operationssäle und machten sogar aus einer alten Kapelle einen Kreißsaal — im Namen des Herrn, im Sinne ihrer Arbeit. "Das Krankenhaus war beim Einzug der Schwestern verwahrlost", heißt es in einer Chronik der Schwestern. "Es kostete zwei Jahre harte Arbeit, bis alles soweit instand gesetzt und gereinigt war."

Das Haus mit seinen 80 Betten war stets gut belegt. Als aber in den 70er Jahren ein neuer Krankenhausbedarfsplan des Landes verfügte, dass alle Häuser mit weniger als 100 Betten nicht mehr gefördert werden, stand das Haus wieder vor dem Aus. Nun zog aber die Maria Hilf GmbH ein und machte aus den bisherigen vier Abteilungen (Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie und Hals-Nasen-Ohren) eine: die Neurologie. Die Ordensschwestern und ihr Konvent blieben, weil sie in der Gemeinde heimisch geworden waren. Doch nach 13 weiteren Jahren kam jener 11. Oktober 1991, an dem die letzten Schwestern verabschiedet wurden. "Es ist schmerzlich, eine Niederlassung auflösen zu müssen", sagte damals die Generaloberin Schwester Nicodema. "Aber eine Pflegedienstleitung ist durch den Nachwuchsmangel nicht mehr möglich." Nur sieben Jahre später entschied die Maria Hilf GmbH, die Neurologie spätestens 2002 zum Franziskushaus zu verlegen.

Geblieben ist das Schild an der Fassade: "Städtisches Krankenhaus."

(angr)
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