Mönchengladbach Der Bahnhof Bökel wurde von den Nazis gesprengt

Er war eine Schönheit, eine architektonische Perle unter den Gladbacher Bahnhöfen. Der Bahnhof Bökel lag an der heutigen Hohenzollernstraße an der Bahnlinie die von Rheydt über Gladbach nach Neersen und weiter nach Krefeld oder Kaarst führte. 1937 wurde er abgerissen.

 Eine Aufnahme des Bahnhof Bökel im Jahr 1880.

Eine Aufnahme des Bahnhof Bökel im Jahr 1880.

Foto: Stadtarchiv

Herbert Marx, profunder Kenner der Mönchengladbacher Eisenbahngeschichte, nennt das Bahnhofsgebäude in seinem Buch über die Bahn in Gladbach "ein wahres Eisenbahnschloss mit Turm, Zinnen und einer orientalisch anmutenden Fassade". Der Bahnhof nahm seinen Betrieb 1877 auf. Vom Bahnhof Rheydt-Morr aus führte die Strecke über Speick, wo in erster Linie Güter verladen wurden, zum Bökelbahnhof und weiter nach Neersen. Die Schienen verliefen durch die heutige Hermann-Piecq-Anlage und die Hohenzollernstraße.

Der Bahnhof Bökel hatte eine eindrucksvolle Größe: Er war fünfzig Meter lang und besaß einen 22 Meter hohen Turm, der auch als Aussichtsturm genutzt wurde. Außerdem gab es einen Expressgut- und einen Güterschuppen sowie fünf Drehscheiben, um das Be- und Entladen der Waggons zu erleichtern.

Als Bahnhof diente das Gebäude jedoch nur etwas mehr als dreißig Jahre. Bereits 1909 wurde die Bahnlinie auf Betreiben des damaligen Oberbürgermeisters Hermann Piecq nach Westen verlegt, weil sie das Wachstum der Stadt behinderte.

Neben dem Bahnhof wurden das Landgericht, die Feuerversicherung und das Gebäude der Reichsbank errichtet. Nach seiner Stilllegung diente der Bahnhof am Ende des Ersten Weltkriegs vorübergehend dem Militär, dann wurde er als Ausweichquartier für Schulen genutzt. 1937 kam sein Ende. Das "vorsintflutliche Monster", wie es genannt wurde, wurde abgerissen. Ganz zum Schluss am 21. Oktober 1937 fiel auch der Turm. Er war bereits unterhöhlt und mit petroleumgetränkten Brettern abgestützt worden. Diese Bretter wurden angezündet und nach fünfzehn Minuten brach der Turm in sich zusammen. Tausende von Schaulustigen verfolgten das Spektakel.

Technische Nothilfe und Reichsluftschutzbund nutzten den Abriss, um eine Luftschutzübung durchzuführen, wie die M.Gladbacher Zeitung am folgenden Tag berichtete.

(arie)
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